Aufgeklärt ist inzwischen, warum beim Spitalfonds Markdorf zunächst ein möglicher Rekordverlust von 500 000 Euro im Raum stand, der später auf 300 000 Euro nach unten korrigiert wurde. Über die finanzielle Schieflage des städtischen Eigenbetriebes hatte der SÜDKURIER in den vergangenen Monaten immer wieder berichtet. "Die erste Hochrechnung wurde aufgrund der Ergebnisse der ersten Monate des Jahres erstellt. Daraus ergab sich dieses Szenario mit diesem hohen Fehlbetrag", berichtet Heinrich Lang, neuer Geschäftsführer des Spitalfonds: "In der stationären Altenpflege ergeben Hochrechnungen aus den beiden ersten Monaten erfahrungsgemäß immer tendenziell ungünstigere Prognosen."

Irrtümlich die ersten Monate hochgerechnet

Ursachen seien unter anderem weniger Abrechnungstage durch den kürzeren Februar und relativ viele Feiertage. Dazu komme, dass es zu Beginn eines Jahres üblicherweise eher zu zurückhaltenderen Belegungsanfragen komme, was nicht zuletzt mit vermehrten Todesfällen zu den Jahreszeitenwechseln zusammenhänge. Die Plätze müssten dann erst wieder belegt werden. "So kenne ich es auch aus anderen Einrichtungen", sagt Lang.

Fremdkräfte in der Pflege sehr teuer

Dazu sei gekommen, dass im bisherigen Jahresverlauf viele Fremdkräfte beschäftigt wurden, wie insbesondere im August. "Dazu muss man einfach wissen, dass Arbeitsüberlassung in der Pflege nicht, wie zum Beispiel in der Metallindustrie, eine Möglichkeit ist, Personalkosten zu sparen, sondern sie ist für den Heimträger glatt mal doppelt so teuer", sagt Lang: "Da regelt ganz einfach die Nachfrage den Preis." Überall, sagt Lang, treffe er in Markdorf auf hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aktueller Stand sei, dass seit Mitte August die Belegung wieder verbessert, vier neue eigene Pflegekräfte eingestellt und dadurch die Zahl der Fremdkräfte deutlich zurückgefahren werden konnte.

Bis zu 25 Vollzeitstellen zu besetzen

Die Anzahl der erforderlichen Pflegekräfte sei nicht statisch, erklärt Lang. Das hänge nicht nur von den belegten Plätzen ab, sondern auch von Faktoren wie dem Schweregrad der Pflegebedürftigkeit oder erforderlichen Krankenhausaufenthalten. "Insgesamt muss man dabei schauen, dass man ein vernünftiges Mittelmaß kriegt", sagt der Geschäftsführer: "Insgesamt rechnen wir hier mit bis zu 25 Vollzeitstellen, die zu besetzen sind." Derzeit seien aber weniger Stellen besetzt, weil nicht alle Pflegeplätze belegt seien und der durchschnittliche Pflegeaufwand (bestimmt durch den Pflegegrad, früher Pflegestufe) eher geringer sei. Bei einigen neuen Bewohnern liefen zudem noch die Graduierungsverfahren und so lange diese nicht entschieden seien, müsse bei der Bedarfsberechnung von weniger Pflegekräften ausgegangen werden. "Ziel ist, möglichst bald ganz ohne Fremdkräfte auszukommen", sagt Lang. Die bisherige Entwicklung sei sehr erfreulich. Zurzeit sei man näher an diesem Ziel, als vorgenommen.

31 von 40 Plätzen zurzeit belegt

40 Pflegeplätze gebe es, aktuell belegt seien 31, berichtet der Geschäftsführer. Die bisherige Pflegesatzkalkulation gehe, wie üblich, von einer hohen Auslastung aller Plätze aus, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen. Nicht berücksichtigt würden bei Pflegesatzplanungen in Pflegeheimen erhöhte Personalkosten durch teurere Fremdkräfte. Sollten diese dann doch erforderlich sein, führe dies zu einer Schere zwischen Vorgabe und Realität. Das Seniorenzentrum St. Franziskus sei derzeit auf einem guten Weg bezüglich der Fremdkräfte. Aktuell müsse die Belegungsplanung jedoch noch mit Augenmaß erfolgen, denn wenn man voll belegt wäre, müsse man auch das Personal dafür haben, die versprochenen Leistungen zu erbringen. "Wenn wir das Personal nicht haben, dann können wir auch nicht voll belegen", sagt Lang. Im Bodenseekreis gebe es einen deutlich höheren Bedarf an Pflegekräften, als am Markt verfügbar seien.

Wohnraum zu teuer für Pflegekräfte

Eine Herausforderung sei auch der Wohnungsmarkt. Wenn Pflegekräfte aus anderen Regionen an den Bodensee kommen sollen, bräuchten sie verfügbaren und bezahlbaren Wohnraum. "Das Mietpreisniveau ist hier sehr hoch", so Lang, "im Vergleich zum Umland und auch zu Metropolregionen." Pflegekräfte im Öffentlichen Dienst verdienten nicht schlecht, aber eben auch keine Spitzengehälter, sagt er: "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für Mitarbeiter in der Sozialwirtschaft."

Doppelzimmer fallen weg

Nach der Landesheimbauverordnung von 2009, in der eine Übergangsfrist bis August 2019 festgelegt sei, gelten neue strukturelle Rahmenbedingungen, um eine Betriebserlaubnis für ein Pflegeheim zu bekommen. Auch im Spitalfonds müssten hierzu noch Punkte abgearbeitet werden. "Einer der Punkte ist, dass in neuen Pflegeheimen keine Doppelzimmer mehr vorgehalten werden dürfen und auch bestehende Einrichtungen anzupassen sind", erläutert Lang: "Wir haben hier sechs Doppelzimmer." Für jeden wegfallenden Doppelzimmerplatz müssten in der Folge die Pflegesätze so angepasst werden, dass man mit weniger Plätzen auskömmlich arbeiten könne. Es gebe durchaus andere Pflegeheime, die auch mit 34 Pflegeplätzen wirtschaftlich betrieben würden.

Künftige Führung des Altenheims noch offen

Die Frage einer langfristigen Führung des Seniorenzentrums St. Franziskus in Eigenständigkeit oder in einem Verbund hänge seines Erachtens jedoch nicht allein von dieser Fragestellung ab. Hier gilt die Herausforderung einer insgesamt effizienten Betriebsführung, beispielsweise auch, ob langfristig in einer eigenständigen Lösung die Personalfrage nachhaltig beantwortet werden könne. "Dies ist derzeit seriös nicht beantwortbar", sagt Lang. "Meine Aufgabe ist, eine Perspektive aufzuzeigen. Dafür wurde ich hier eingestellt." Entscheiden müsse am Schluss der Gemeinderat.