Ein Blasmusik-Jubiläum ruft nach Blasmusik. Dem Ruf sind am Sonntag gleich acht Kapellen gefolgt. Denn zum gewissermaßen krönenden Abschluss des Jubiläumsfests 150 Jahre Markdorfer Stadtkapelle stellten sich neben der Musikkapelle Schnetzenhausen auch die Musikvereine aus Ahausen, Bermatingen, Degenhausen-Lellwangen, Homberg-Limpach, Oberteuringen und Riedheim auf dem Marktplatz ein.
Sternmarsch auf den Marktplatz
Außerdem der Musikverein Ittendorf, der sich jedoch weder am mittäglichen Sternmarsch noch an dem darauf folgenden Fahnen-Einzug beteiligt hatte, sondern den Ausklang der 150-Jahre-Feier gestaltete. Den Auftakt hatte die Gemeinschaftsjugendkapelle gemacht, die am Morgen den ökumenischen Gottesdienst begleitete.
Musiker und Mitglieder anderer Vereine als Helfer

"Am Bodensee im Badnerland im Herzen des Linzgaus..." tönt es nicht nur von der Bühne, wo sich die Musiker der Stadtkapelle versammelt haben. Instrumente haben sie keine dabei. Auch tragen sie nicht ihre Musikeruniform, sondern die grünen T-Shirts, durch die sie sich als Helfer zu erkennen geben. Doch alle stimmen ein ins "Markdorf-Lied", so wie die sechs Kapellen aus dem gemeinsamen Blasmusikverbandsbezirk, die sich vor der Bühne präsentieren – und die von Reiner Hobe, dem Leiter der Stadtkapelle, dirigiert werden.
Publikum unter Sonnenschirmen singt begeistert mit

Auch das Publikum auf den Bierbänken und unter den zahlreichen Sonnenschirmen, die etwas Schutz vor der gleißenden Mittagssonne gewähren, singt mit. Zum "Deutschland-Lied", an dem sich die Festbesucher ebenfalls schon beteiligt hatten, hatte Bezirksdirigent Jens Hacker den Taktstock geführt.
Franz Mock erinnert sich an 100. Geburtstag
Franz Mock ist begeistert. "Ich kann mich noch gut ans große Fest zum 100-jährigen Bestehen der Stadtkapelle erinnern", sagt der langjährige Flügelhorn-Spieler. Auch damals wurde auf dem Markdorfer Marktplatz im großen Stil gefeiert, auch da standen Walzer, Märsche und Polkas auf dem Programm. Von einem "Abba"-Medley, wie es Margarethe Saltik, die Leiterin der Schnetzenhausener Musikkapelle, als Abwechslung zu den traditionell volkstümlichen Stücken dirigiert hatte, konnte vor einem halben Jahrhundert naturgemäß noch keine Rede sein. Eher schon von solchen Bravourstücken wie den "Silberfäden", mit denen Tenorhorn-Spieler Johannes Haug von den Schnetzenhausenern die Zuhörer auf dem Marktplatz zum Jubeln brachte.
Nicht nur für das Programm des Tags der Blasmusik am Sonntag findet Mock nur lobende Worte. Großes Lob zollt er dem Gesamtprogramm des fünftägigen Jubiläumsfests. "Ich war selber zwar nur an zwei Abenden da", erklärt der Stadtkapellen-Veteran, aber alles, was er aus Familie und Freundeskreis gehört habe, sei reine Begeisterung.
Nachbarn am Marktplatz von Stimmung begeistert
Eine Begeisterung, die auch in der Nachbarschaft des Marktplatzes geteilt wird. Von einer "tollen Stimmung" spricht Karin Hummel. "Mir hat es besonders gefallen", erklärt sie nach dem ökumenischen Gottesdienst, "dass das Fest im Herzen der Stadt gefeiert wurde – und nicht irgendwo draußen auf der grünen Wiese." Richard Gratwohl, ein weiterer Anwohner, schwärmt von der guten Atmosphäre. Zur Musik auf dem Marktplatz hätten die Nachbarn sich in ihren Gärten und Höfen getroffen, gegrillt und auf diese Weise mitgefestet.
Open-Air-Spektakel passt zu Markdorf als "lebendige Stadt"
"Hoffentlich dauert es jetzt nicht wieder 20 Jahre", wünschten sich Gerlinde Huber und Christiane Fuhr, ebenfalls Anwohner und von der "wunderbaren Organisation" der Veranstaltung begeistert, "bis auf dem Marktplatz wieder was Ähnliches los ist." Ein Fest wie das Open-Air-Spektakel zum Stadtkapellenjubiläum passe einfach zu Markdorf, "weil Markdorf eine lebendige Stadt ist", findet Christian Fuhr.
"Haben davon nur zu träumen gewagt"

Brigitte Waldenmaier, Vorsitzende der Stadtkapelle, und ihr Stellvertreter Jens Neumann ziehen Bilanz zum Jubiläum.
Für Brigitte Waldenmaier hat sich ein Traum erfüllt. "Davon haben wir nur zu träumen gewagt", erklärte sie am Rand der Festveranstaltung auf dem Markdorfer Marktplatz. Der Sternmarsch war gerade zu Ende gegangen, bejubelt von den zahlreichen Zuschauern im Schatten der St.-Nikolaus-Kirche. "Das Wetter hat bei unserem Markdorfer Sommermärchen natürlich auch eine große Rolle gespielt", so Waldenmaier. "Wir durften beim gesamten Open-Air-Event ganz bezaubernde Abende erleben", freute sich die Vorsitzende. Ihr Stellvertreter Jens Neumann hob hervor, "dass es an den gesamten fünf Tagen zu keinem einzigen Zwischenfall gekommen ist". Insgesamt sei alles sehr friedlich verlaufen, betonte Neumann, "passend zu unserem Jubiläum".
Größtes Lob hatten die beiden Vorsitzenden für ihren Verein. Sie sprachen von einem "unermüdlichen Einsatz", nicht erst während der Festtage auf dem Marktplatz, sondern auch schon lange davor, bei der Vorbereitung des Open-Air-Festivals. Überwältigt waren sie sich auch von der Hilfsbereitschaft der andere Vereine. "Wir hatten eine Warteliste", erläuterte Neumann, "doch mussten wir gar nicht alle in Anspruch nehmen." Besonderen Dank richtete er an die Narrenzunft, die die Räumlichkeiten im Obertor zur Verfügung stellte.
Zufrieden waren beide mit den Besucherzahlen. "Bis auf zwei Abende", so die Vorsitzende, "waren alle Konzerte sehr gut besucht." Ob das finanzielle Ziel, "die schwarze Null", auch tatsächlich erreicht wird, könne er erst in einigen Wochen sagen, erklärte Neumann. Einstweilen gab er sich schon einmal "vorsichtig optimistisch".
Ein ähnliches Programm werde die Stadtkapelle so schnell nicht mehr schultern können. "Wir sind aber ganz sicher dabei, wenn in der Stadt was Ähnliches veranstaltet wird", erklärte Brigitte Waldenmaier, sofern Stadt, weitere Vereine und gegebenenfalls ein kommerzieller Veranstalter mitorganisieren.