Der Kreistag des Bodenseekreises gab am Dienstag einstimmig grünes Licht für die Sanierung des Markdorfer Bildungszentrums. Belief sich die erste Kostenschätzung vor einem Jahr noch auf 16,7 Millionen Euro, liegt sie aktuell bei 22,2 Millionen Euro.
Als Gründe für die Erhöhung der Kosten nannte Harald Betting, Leiter des Bau- und Liegenschaftsamts des Bodenseekreises, neben gestiegenen Baupreisen auch Veränderungen des Planungsumfangs. So werden zusätzliche Bereiche der Küche sowie die Lehrküche und der Handarbeitsraum inklusive Fassadenerneuerung überplant. Das Sanierungskonzept betrifft die Naturwissenschafsräume (NWT) sowie den Ganztagsbereich mit Küche, Aula und Caféteria. "Die NWT-Räume werden zurückgebaut und auf den aktuellen technischen und energetischen Stand gebracht", erklärte Betting.
Vorgabe für die Planer sei gewesen, die Flächen optimal für den Ganztagesbetrieb nutzbar zu machen. Deshalb werden die Flure und Innenhöfe in die Planung einbezogen. Die neue Mensa ist für 300 Essen am Tag ausgerichtet. Aktuell essen dort 70 von 1700 Schülern zu Mittag. Gleichzeitig soll die Mensa als Aula für bis zu 400 Schüler dienen. Die Planer haben auch die Aufenthaltsqualität im Blick. "In den kommenden drei Jahren wird es eine Baustellenzufahrt geben, sodass der Außenbereich neu gemacht werden muss", berichtete Betting. Vernetzt werden sollen Bushaltestelle, Parkplatz, Schule, Mensa und Sporthalle. Der Schulcampus soll in Zukunft autofrei sein.

Aufgrund der gestiegenen Kosten haben Architekten und Fachingenieure gemeinsam mit der Bauverwaltung eine Liste mit Einsparmöglichkeiten erstellt. Die Kreisräte waren sich aber über alle Fraktionen hinweg einig, dass sie kein "Streichkonzert" wollen. "Das würde uns nur einholen", sagte Norbert Zeller (SPD). "Eine scheibchenweise Sanierung macht keinen Sinn und wäre am Ende viel teurer." Von einem Sanierungsstau beim 50 Jahre alten Bildungszentrum sprach Helmut Faden (Grüne). "Keiner der Punkte auf der Einsparliste macht wirklich Sinn." Auch Landrat Lothar Wölfle machte darauf aufmerksam, dass in den vergangenen Jahren am Bildungszentrum mehr abgeschrieben als investiert worden sei.
"Das Gesamtkonzept ist für uns stimmig", sagte Markus Spieth (CDU). Die höheren Kosten seien nachvollziehbar, da die Sanierung der Technikräume und der Fassade nicht Teil der ursprünglichen Planung gewesen sei. Gewünscht hätte sich die CDU-Fraktion mehr Information zwischen diesem und dem vergangenen Jahr. Auf Spieths Anregung hin wurde in den Beschluss aufgenommen, dass der Kreistag laufend über die Entwicklung der Kosten informiert wird. Der Landrat sicherte zu, den Kreistag künftig häufiger über Zwischenschritte zu informieren.
Henrik Wengert (Freie Wähler) hätte sich mit Blick auf die 22,2 Millionen Euro mehr Sorgfalt bei der vorbereitenden Planung gewünscht. "Wir erwarten für den Haushaltsplan 2019 an anderer Stelle Einsparvorschläge." Hans-Peter Wetzel (FDP) sagte, dass weltbeste Bildung nur in guten Räumen erfolgen könne. "Die Kostensteigerung nach der Schätzung vor einem Jahr hält sich meines Erachtens in guten Grenzen", sagte Wetzel. Auch Roland Biniossek (Linke) hält Einsparungen bei der Sanierung nicht für zielführend. Grundsätzlich zu hoch ist ihm der Kostenanteil für den Bodenseekreis im Vergleich zur Stadt Markdorf. "Problem ist der fehlende interkommunale Finanzausgleich", sagte Biniossek.
Zeitplan und Kosten
Der Zeitplan: Die Sanierung des Bildungszentrums Markdorf beginnt im Juli 2019. Ende 2021 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein.
Die Kosten: Aktuell rechnen die Planer mit Kosten von 22,2 Millionen Euro. Davon trägt der Bodenseekreis mit 11,7 Millionen Euro den Löwenanteil. 5,3 Millionen übernimmt die Stadt Markdorf, was dem prozentualen Anteil der in Markdorf wohnenden Schüler entspricht. Das Land Baden-Württemberg steuert 5,2 Millionen Euro bei.
Weitere Kostensteigerung: Da sich die Baumaßnahmen über drei Jahre erstrecken, rechnen die Planer aufgrund der aktuellen Baukonjunktur mit einer weiteren jährlichen Baupreissteigerung in Höhe von vier Prozent. (rac)