Die Weber Automotive GmbH richtet sich zum 1. Oktober neu aus. Der Markdorfer Zulieferer, nach eigenen Angaben mittlerweile ein weltweiter Technologieführer im Bereich der Komplettbearbeitung von komplexen Antriebskomponenten, ordnet seine Geschäftsführung neu und fokussiert sich auf Zukunftsthemen, die in neue Geschäftsbereiche münden sollen. Wie das Unternehmen mitteilt, wird Frank Grunow mit Wirkung zum 1. Oktober die Geschäftsführung von Weber Automotive übernehmen. Grunow löst in dieser Funktion den bisherigen Technikgeschäftsführer (CTO) Christian Weber und den bisherigen Vorsitzenden der Geschäftsführung (CEO), Daniel Weber, ab und wird künftig beide Funktionen in Personalunion übernehmen. Christian Weber wird zeitgleich in die Holding wechseln, Daniel Weber in den Beirat des Unternehmens. Der 53-jährige Grunow sei ein Produktions- und Automobilexperte mit langjähriger Führungserfahrung, heißt es seitens des Unternehmens. Der promovierte Diplom-Ingenieur hatte zuvor Managementpositionen unter anderem bei Federal Mogul, dem Eisenwerk Brühl oder bei Kienle und Spiess bekleidet. "Frank Grunow war unser Wunschkandidat für diese Personalie, wir sind froh, dass wir ihn gewinnen konnten", so Christian Weber im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Zwang zur Professionalisierung
Grunow soll laut Unternehmensangaben "seine Kompetenzen in der Automobilzulieferindustrie sowie in der Internationalisierung von familiengeprägten Unternehmen" einbringen. Vor allem der zweite Punkt dürfte eine wesentliche Rolle bei der personellen Neuausrichtung an der Spitze gespielt haben: Weber Automotive hat in den vergangenen Jahren einen strammen Wachstumskurs aufs Parkett gelegt. Durch starke Auftragseingänge, die Gewinnung neuer Kunden und gezielte Zukäufe wie etwa Saarotec und Schaeffler Motorenelemente hat das Markdorfer Unternehmen seinen Umsatz in den zurückliegenden vier Jahren auf heute mehr als 300 Millionen Euro verdoppelt. Mit dem Wachstum vom Mittelständler zum global agierenden Unternehmen und der damit verbundenen zunehmenden Internationalisierung stand man bei Weber Automotive nun offenbar unter dem Zwang, auch die Führungsstruktur zu professionalisieren. "Als Ardian Ende 2016 eingestiegen ist, haben wir gesagt, das Unternehmen muss unabhängiger von der Familie werden. Das betrifft nicht nur die Entscheidungs- und Berichtswege, sondern natürlich auch eine Weiterentwicklung auf Managementebene", bestätigt Weber.
Entscheidung der Gesellschafter
Der französische Finanzinvestor Ardian und die Gründerfamilie Weber sind die Gesellschafter des Unternehmens, Ardian hält dem Vernehmen nach 75 Prozent der Anteile, die Familie 25 Prozent. Die Entscheidung zur personellen Neuaufstellung und zur Erweiterung der Geschäftstätigkeiten sei eine Gesellschafterentscheidung gewesen, heißt es. Gemeinsam mit Siegfried Schlabschi als Finanzgeschäftsführer (CFO) und Dieter Albers als Interims-Chief Operating Officer (COO) werde Grunow das operative Geschäft und langfristige Wachstum von Weber Automotive verantworten. Die Stelle des COO soll bald auch schon langfristig besetzt werden, sagt Weber: "Wir führen aktuell Gespräche mit verschiedenen Kandidaten. In diese Gespräche ist Frank Grunow sehr intensiv eingebunden, denn er soll ja auch sein Team zusammenstellen.“
Familie Weber bleibt eingebunden
Die Stärkung des operativen Managements und die neue Führungsstruktur seien wichtige Schritte in der langfristigen Wachstumsstrategie von Weber Automotive. Gemeinsam wollen die Gesellschafter und das Management die Position von Weber Automotive als Zulieferer der internationalen Fahrzeugindustrie weiter ausbauen, heißt es in der Mitteilung. Die Familie Weber bleibe signifikant am Unternehmen beteiligt und begleite auch künftig die strategische Entwicklung der Gesellschaft. Daniel Weber werde mit dem Eintritt von Grunow in den sechsköpfigen Beirat von Weber Automotive wechseln und dort zusammen mit Albert Weber als Unternehmensgründer das Gewicht der Familie stärken, heißt es.
Christian Weber: "Wir sind ja nicht aus der Welt"
Etwaige Sorgen, das Ausscheiden der Familienmitglieder aus der Geschäftsführung von Weber Automotive könne zu einem Rückgang der Identifikation des Unternehmens mit seinem Heimatstammsitz Markdorf führen, seien unbegründet, versichert Weber. "Wir sind ja nicht aus der Welt. Mein Bruder wechselt in den Beirat und ich wechsle in die Holding. Damit bin ich auch weiterhin ganz nah am Unternehmen, dem ich mich unverändert zu 100 Prozent widmen werde.“ Grunow kenne die "DNA" des bisherigen Familienunternehmens und identifiziere sich mit ihr. "Er wird diese DNA auch sehr bewusst im Auge behalten", betont Weber.
Neue Geschäftsfelder erschließen
Christian Weber soll künftig eine neue Rolle auf Holdingebene einnehmen und sich dort ausschließlich auf die strategische Weiterentwicklung der Gruppe fokussieren. Er werde sich insbesondere auf Zukunftsthemen jenseits des Verbrennungsmotors konzentrieren, wie etwa Medizintechnik und Elektromobilität, heißt es. Darüber hinaus hält die Familie neben ihrer Beteiligung am Unternehmen das alleinige Eigentum an den Betriebsimmobilien von Weber Automotive und entwickelt und finanziert auch die neue Fertigungshalle am Standort Markdorf.
Elektromobilität im Fokus
"Mit der Neuaufstellung wollen wir uns noch stärker auf die Zukunftsthemen wie etwa die Elektromobilität ausrichten und die Transformation des Unternehmens in diese Richtung vorantreiben", so Weber. Er habe sich bisher auch schon den Zukunftsthemen gewidmet. Deren Bedeutung für das Unternehmen nehme aber zu, weshalb man sich an der Spitze nun anders aufstellen müsse. Grunow werde sich um Automotive und das Tagesgeschäft kümmern, er selbst werde sich in der Holding auf diese Zukunftsthemen konzentrieren. „Das ist ein wichtiger Schritt in der langfristigen Wachstumsstrategie von Weber Automotive und erlaubt uns als Gründerfamilie, uns stärker als bisher auf die strategischen Themen zu konzentrieren", wird Daniel Weber in der Unternehmensmitteilung zitiert.
„Weber Automotive hat sich in den vergangenen Jahren von einem kleinen Familienunternehmen zu einem bedeutenden und technologisch führenden Automobilzulieferer entwickelt“, äußert sich Grunow: „Das Unternehmen hat enormes Potenzial, und ich freue mich darauf, dieses in Zusammenarbeit mit meinen Vorstandskollegen, dem Management-Team, der Gründerfamilie und den Gesellschaftern zu realisieren.“

Hallen-Neubau im Zeitplan
Beim Hallen-Neubau an der Südseite des Firmenareals in Markdorf gehe es gut voran, sagt Weber. Man befinde sich im zeitlichen Rahmen. Im Sommer 2019 sollen die ersten Maschinen aufgestellt werden. "Wir werden in der neuen Halle dann im oberen Stockwerk Zylinderköpfe für BMW produzieren und für die untere Ebene weitere Aufträge akquirieren", kündigt Weber an. Die aktuelle Auftragslage sehe "sehr gut" aus. Das Unternehmen habe langfristige Aufträge in den Büchern, die auch in den kommenden Jahren für eine sehr gute Auslastung sorgen würden.
Das Unternehmen
Weber Automotive fertigt Antriebskomponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile. Dabei liegt der Fokus auf der Bearbeitung von komplexen Motor- und Getriebekomponenten und der Montage kompletter Systeme. Weber Automotive hat rund 1500 Mitarbeiter an sieben Produktionsstandorten in Deutschland, den USA und Ungarn. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Markdorf (Bodenseekreis). Gegründet wurde das Unternehmen 1969 von Albert Weber. Das Unternehmen wird derzeit von den Söhnen Albert Webers, Daniel Weber (CEO) und Christian Weber (CTO) sowie von Siegfried Schlabschi (CFO) und Dieter Albers (Interims-COO) geführt.