„Es war ein gutes, aber auch schwieriges Jahr. Alles drehte sich um bezahlbaren Wohnraum“, resümierte Vorsitzender Stefan Andelfinger bei der Informationsveranstaltung der Baugenossenschaft Familienheim Bodensee in der Stadthalle. Die Sorgen und Nöte der Mitglieder hätten sich verstärkt.
Vier Prozent Anteilsdividende werden ausgeschüttet
Die Baugenossenschaft habe sich 2018 vor allem der Sanierung des Bestands und der Schaffung zeitgemäßen Wohnraums gewidmet. Laut Andelfinger konnte das Eigenkapital auf über 50 Prozent gesteigert werden. Insgesamt sei man sehr zufrieden. Dank des Jahresüberschusses könne die Baugenossenschaft vier Prozent Anteilsdividende ausschütten.
Die Vermietungssituation sei stabil, was er auch auf die Modernisierungen zurückführte. Knapp 2,4 Millionen Euro habe man in die bestehenden Wohnungen investiert, um attraktiven Wohnraum zu erhalten. Weitere Vorhaben seien angestoßen worden.
Kritik an Enteignungsdebatte
Deutlich Stellung bezog Andelfinger zur Berliner Debatte um die Enteignung von Immobilien. Derartige Vorhaben halte er für nicht verfassungsgemäß und zudem gefährlich. Vermieter würden gegen Mieter ausgespielt und das bringe seiner Ansicht nach niemanden bei der Schaffung von nachhaltigem Wohnraum weiter.
Warnung vor Spaltung der Gesellschaft
Wohnraum werde durch die Anhebung der Grunderwerbsteuer, steigende Energiepreise und Baukosten sowie Vorgaben für Maßnahmen der Energieeinsparung verteuert. Das treibe die Mieten in die Höhe. „Wir laufen Gefahr, die Gesellschaft, Mieter und Vermieter/Hausbesitzer durch Mietendeckelung, planwirtschaftliche Regulierung und Zwangsbewirtschaftung zu spalten. Das gab es schon einmal“, sagte Andelfnger. Gleichzeitig lobte er die Zusammenarbeit mit der Stadt Markdorf, die er als offen und lösungsorientiert bezeichnete.
So geht es bei den Projekten in und um Markdorf voran
Vorstandsmitglied Marco Bächle stellte die Projekte in und um Markdorf vor. Im Geschäftsjahr seien mit dem Neubau in der Mangoldstraße 86 Wohnungen fertiggestellt worden. Alle seien mittlerweile bezogen und die Nachfrage sei nach wie vor da, sodass es jederzeit möglich sei, neu zu vermieten. Das Mehrfamilienhaus in der Reußenbachstraße werde derzeit saniert, im Kreuzäckering in Kluftern habe man alle acht Bäder neu hergerichtet. Auch die Fassade soll einen neuen Anstrich erhalten, die Außenanlagen sollen erneuert und die Fenster ausgetauscht werden.
Elf-Familien-Haus soll in Salem erstehen
In Salem habe die Baugenossenschaft die Genehmigung zum Bau eines Elf-Familien-Wohnhauses erhalten. Der Spatenstich soll nach Möglichkeit noch 2019 erfolgen, sagte Marco Bächle. Die Arbeiten wolle man an regionale Handwerker vergeben. „Lassen Sie uns einfach bauen“, appellierte auch er an die Politik und bezeichnete Bauvorschriften als Kostentreiber. Eine Heizungssanierung koste beispielsweise heutzutage das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu Früher.
Personalveränderung im Aufsichtsrat
Aufsichtsratsmitglied Susanne Sträßle berichtete von der 65. Mitgliederversammlung in Radolfzell, die vor Kurzem stattfand, und stellte Rechtsanwältin Eva-Maria Leirer aus Überlingen als neues Mitglied im Aufsichtsrat vor. Die Vorsitzende von „Haus und Grund“ rückt für Josef Dichgans nach. Sträßle selbst wurde für weitere sechs Jahre in den Aufsichtsrat gewählt.

Bürgermeister Georg Riedmann lobt Arbeit der Baugenossenschaft
Bürgermeister Georg Riedmann, der zum ersten Mal bei einer Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft dabei war, betonte die Bedeutung der Beziehung zwischen Stadt und Genossenschaft: „Sie ist so wichtg wie nie.“ Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums sei eine große Herausforderung: „Das machen Sie hervorragend“, lobte er.
Auch Riedmann übte Kritik an der Enteignungsdebatte und bezeichnete derartige Gedankenspiele als absurd. Allerdings tue sich die öffentliche Hand schwer, mit privaten Unternehmen in Konkurrenz zu treten. Lange Wartezeiten bei der Bearbeitung von Bauanträgen gebe es in Markdorf nicht. Man müsse jedoch auch berücksichtigen, dass der Flächenverbrauch kritisch hinterfragt werde. Dabei nannte er ein Beispiel aus Langenargen, wo ein Bürgerbegehren 2018 den Bau eines neuen Wohngebiets verhindert hatte.
Aufsichtsratsmitglied Bernhard Hertrich sagte, in manchen Gemeinden baue man nicht, weil das „Klima“ nicht stimme. Davon sei Markdorf nicht betroffen.
Die Genossenschaft in Zahlen
Die Baugenossenschaft Familienheim Bodensee hatte 2018 2436 Mitglieder, 1391 eigene Mietwohnungen – 87 mehr als im Vorjahr -, und verwaltete 1448. Die Bilanzsumme betrug rund 70,5 Millionen Euro, das Eigenkapital rund 36 Millionen Euro. Der Umsatz belief sich auf knapp 11 Millionen Euro. Rund 1,8 Millionen Euro gab es für die Rücklagen, die Miet- und Pachterträge beliefen sich auf rund 8 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss betrug etwa 1,8 Millionen Euro. 2018 wurden rund 12,2 Millionen Euro investiert, davon über 8 Millionen Euro in Neubauten und rund 2,4 Millionen Euro in Sanierungen. 771 000 Euro flossen in die Instandhaltung und rund 1,6 Millionen Euro in Modernisierungen. Die Grundmiete betrug im Durchschnitt 6,61 Euro pro Quadratmeter.