Die "Experimentelle" kommt nicht mehr nach Markdorf. Aber Harald Häuser, ein Künstler aus Markdorf, geht weiter zu der Kunst-Biennale, die vor drei Jahrzehnten auf den Weg gebracht wurde. In Randegg war die Keimzelle der Ausstellung, das ist der Wohn- und Arbeitsort von Titus Koch, dem Initiator. In Schoss Randegg stellt der Markdorfer Maler Harald Häuser nun unter anderem seine "Geburt der Venus" aus, aber auch etliche seiner jüngeren Keramikarbeiten. Zu sehen sein werden sie dort noch bis zum 9. September.

Gemeinschaftsarbeit mit rund 25 Metern Länge

Nicht mehr zu sehen ist hingegen eine andere Arbeit, an deren Zustandekommen der Markdorfer Maler maßgeblich beteiligt war – neben fünf weiteren Künstlern, allesamt Mitausstellenden bei der diesjährigen Experimentellen. Am Morgen nach der Experimentellen-Eröffnung auf Schloss Randegg trafen sich die sechs am Fuße des Schlosshügels, um eine an der Straßenmauer befestigte Leinwand zu bemalen. Am Ende der mehrstündigen Aktion stand eine Gemeinschaftsarbeit mit rund 25 Metern Länge. Zu sehen ist die Stimmen-, Sprach- und Gestenvielfalt von sechs sehr unterschiedlich vorgehenden Malern. Das Spektrum reicht von durch Rainer Braxmaier mit breitem Quast aufgetragenen dunklen Flächen bis hin zu jenen filigranen Lineaturen, die für Malstil von Harald Häuser so typisch sind.

25 mal zwei Meter misst das an der äußeren Schlossmauer von Schloss Randegg entstandene Bild.
25 mal zwei Meter misst das an der äußeren Schlossmauer von Schloss Randegg entstandene Bild. | Bild: BUESCHE,JOERG

"Dies Bild ist ein Zeitdokument", erklärte Galerist Titus Koch am Nachmittag nach der Malaktion. Einige schmälere Streifen am Rande der Leinwand gehen an Sponsoren – als Dank für deren Unterstützung. Der Hauptteil werde aufbewahrt. "In 30, in 40 oder auch in 50 Jahren", so Koch, wird es seinen besonderen Reiz haben, dieses Gemeinschaftswerk zu betrachten." Mit ein bisschen Glück, hofft der Galerist, nimmt sich vielleicht eine renommierte Ausstellungshalle oder ein Museum des Experimentelle-20-Action-Painting-Kunstwerks aus Randegg an. Seien derartige Mal-Aktionen doch unterdessen sehr selten geworden – und stellten sie daher heute ein Statement dar.

Austausch mit Künstlerkollegen

"In gewisser Weise wollen wir ein Gegenmodell zeigen", erläutert Harald Häuser, was ihm vor und während der Randegger Mal-Aktion durch den Kopf ging und worüber er sich mit seinen Künstlerkollegen ausgetauscht hat. Nach Abschluss der Malaktion zeigte sich der Markdorfer Maler selber erstaunt, wie problemlos sich die unterschiedlichen Positionen der beteiligten Künstler auf der 25 mal zwei Meter messenden Leinwand begegnen. "Jeder kommt mit seiner eigenen Sprache zu Wort", findet Häuser. Das sei schon etwas Besonderes. Denn: "Heute drängt der Kunstmarkt jeden zu seinem eigenen Stil", erklärt Häuser. In der Konsequenz schotten sich viel Künstler ab. Zusammenarbeit, Austausch, Weiterentwicklung finde nur noch selten statt, sei eher schon die Ausnahme. Häuser und seine Kollegen wollen dem bewusst etwas entgegenhalten. Und selbst, wenn es kaum Eingang finden kann in die alltägliche Atelier-Praxis, "haben wir mit diesem Bild doch einen Denkanstoß gegeben – ja ein Signal gesetzt".

Häusers "Die Geburt der Venus" wird im Rahmen der "Experimentelle" 20 gezeigt.
Häusers "Die Geburt der Venus" wird im Rahmen der "Experimentelle" 20 gezeigt. | Bild: Jörg Büsche

Um auch die leiseren Töne zu bestaunen, die auf Harald Häusers in Randegg ausgestellten Bildern zu sehen sind, lohnt sich der Ausflug in die Schloss-Ausstellung allemal. Zu entdecken gibt es dort freilich auch anderes. So zum Beispiel die grell-farbenen Bilder von Mark Felten, einem in Straßburg lebenden Künstler, die delikaten Zeichnungen von Marie-Amélie Germain, einer ebenfalls in Straßburg lebenden Künstlerin oder die Skulpturen von Cornelius Hackenbracht aus Wald-Ruhestetten.

Die Arbeiten der "Experimentelle 20" sind in Randegg noch bis zum 9. September zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung (0 77 34/9 72 55)."