„Ich hab‘ ihn schon oft gesehen“, sagt Silvia Rietzschel, die mit ihren Söhnen Claus und Werner von der Zollernalb nach Markdorf gekommen ist. „Und ich bin extra von Schweden hergekommen“, gesteht Claus Rietzschel. Es sei ein Geburtstagsgeschenk an die Mama gewesen und ihr größter Wunsch, einmal mit ihren Jungs ein Carpendale-Konzert zu besuchen. „Wir sind mit dieser Musik aufgewachsen“, lacht Sohn Werner. „Mama war damals schon sein größter Fan.“

Lässig und mit 73 Jahren kein bisschen leise. So präsentierte sich Howard Carpendale vor rund 1.500 Zuschauern beim Open-Air-Konzert in ...
Lässig und mit 73 Jahren kein bisschen leise. So präsentierte sich Howard Carpendale vor rund 1.500 Zuschauern beim Open-Air-Konzert in Markdorf. | Bild: Helga Stützenberger

Und da ist er endlich! Präsent wie eh und je betritt Howard Carpendale um zehn nach acht die Bühne. Zeigt sich unmittelbar begeistert von seinem Publikum und von der Kleinstadt Markdorf. Auf überaus humorvolle Art beweist er, dass er tatsächlich die Orte, an denen er auftritt, erspürt und sich mit ihnen befasst. Kommunalpolitisch ebenso versiert wie kosmopolitisch, plauderte er zwischen seinen Songs über Gott und die Welt – über Donald Trump also und über Markdorfs jüngsten Bürgerentscheid. „Eigentlich müsste das ,Dorf in Markdorfs Namen ersetzt werden durch ,Stadt“, bekundet er sein echtes Interesse am Stadtgeschehen. Nur bei der „Bischofsburg„ hat er sich ein klein wenig vertan. Aber egal ob Burg oder Schloss, da ist man sich bis heute selbst in Meersburg nicht ganz einig.

„Weil wir die größten Howie-Fans sind, deshalb sind wir heute hier“, lacht Peter Stier (links), der mit seinem Kumpel ...
„Weil wir die größten Howie-Fans sind, deshalb sind wir heute hier“, lacht Peter Stier (links), der mit seinem Kumpel Matthias Staff von Konstanz gekommen ist. „Das neue Album kennen wir in- und auswendig.“ Und die alten Titel? Was für eine Frage? | Bild: Helga Stützenberger
Extra aus Schweden ist Claus Rietzschel (rechts) angereist, um zusammen mit Bruder Werner und Mama Silvia das Konzert zu sehen. ...
Extra aus Schweden ist Claus Rietzschel (rechts) angereist, um zusammen mit Bruder Werner und Mama Silvia das Konzert zu sehen. „Es war ein Geburtstagsgeschenk von meinen Jungs“, freut sich Silvia Rietzschel über diese gelungene Überraschung. | Bild: Helga Stützenberger

Carpendale hält, was er versprochen hat

Veranstalter Dieter Bös ist rundum zufrieden mit dem Abend. „Klar hätte der Marktplatz noch einige Menschen mehr vertragen“, sagt er. Bei rund 1500 Zuschauern sei durchaus noch Luft nach oben. „Aber ich habe gerade eine Runde durch die Stadt gedreht und bin begeistert, welche fantastische Stimmung in allen Gassen herrscht.“ Über zwei Stunden befindet sich Markdorf im Ausnahmezustand. Howard Carpendale hält, was er zuvor versprochen hat. Es kracht richtig! Auch mag er recht damit haben, dass die Menschen seinen Spitznamen „Howie“ längst vergessen hätten und man sich höchstens noch am Bodensee daran erinnere. Die zahllosen Rufe aus dem Publikum sind nicht zu überhören. Und spätestens als es darum geht, lautstark eine Zugabe nach der anderen einzufordern, hat auch der Letzte den präferierten Namen des Südafrikaners vergessen.

Uta Schubert (links) aus Tettnang und Elke Kramer-Löhle aus Uhldingen lassen mit der Botschaft auf ihren Shirts alle Optionen offen. ...
Uta Schubert (links) aus Tettnang und Elke Kramer-Löhle aus Uhldingen lassen mit der Botschaft auf ihren Shirts alle Optionen offen. „Ich war schon vor zehn Jahren bei Howie in Salem“, sagt Elke Kramer-Löhle. Heute in Markdorf lautet für die beiden das Motto: „Hello again!“. | Bild: Helga Stützenberger
Chris Bulling (links) und Martin Müller sind ebenfalls aus Konstanz nach Markdorf gekommen. Der eine, Martin, als bekennender Fan, der ...
Chris Bulling (links) und Martin Müller sind ebenfalls aus Konstanz nach Markdorf gekommen. Der eine, Martin, als bekennender Fan, der andere, Chris, im Zuge eines „Gegengeschäfts“. „Ich war mit Chris beim Helene Fischer-Konzert“, lacht Martin Müller. „Jetzt schuldet er mir was.“ | Bild: Helga Stützenberger

Ein Finale Furioso

Dass „Howie“ irgendwann müde werden könnte, dieser Verdacht kommt erst gar nicht auf. Er lebt tatsächlich, wie er selbst von sich behauptet, seine Show. Ein Abgang folgt dem nächsten Wiedererscheinen, und wer glaubt, das lange ersehnte „Ti amo“ würde als Finale Furioso diesen grandiosen Abend beschließen, der irrt gewaltig. Noch einmal betritt Howard Carpendale die Bühne, und seine Fans können es kaum fassen. „Hello again!“ Nur jetzt in einer leicht modifizierten, aber unmissverständlichen Form. „Good night again!“ Schön war‘s, Howie!

Zurecht versprach er, dass es in Markdorf „richtig krachen“ wird. Ti amo! Howie, wir lieben Dich!
Zurecht versprach er, dass es in Markdorf „richtig krachen“ wird. Ti amo! Howie, wir lieben Dich! | Bild: Helga Stützenberger

Lauter strahlende Gesichter

Am Ende trifft man auf lauter strahlende Gesichter. Es ist beinah so, als ob sich über ganz Markdorf ein eigentümlicher Zauber gelegt und sich unter der feinen Sichel des zunehmenden Mondes die Welt ein klein wenig verändert hätte. Wenige Stunden alte Bekannte sieht man wieder, und viele Menschen liegen sich in den Armen, während ein leise gesummtes „Ti-ah-mo-hoo“ durch die laue Nachtluft zieht.

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Auch Silvia Rietzschel und ihre beiden Söhne taumeln mit strahlenden Augen aus der Menge – zurück ins Nachtleben. „Wir sind begeistert!“, sind sie sich einig. Und Mama Silvia strahlt: „Ich hab Howard Carpendale ja schon oft erlebt, aber heute, das war ein ganz besonderes Konzert.“ Seit 1993 sei sie einer seiner treuesten Fans, erklären die Jungs. „Alle zwei Jahre geht er auf Tournee und ich bin jedes mal dabei“, gesteht Silvia Rietzschel. „Das wäre“, überschlägt Claus kurz, „ihr 13. Howard Carpendale-Konzert.“ Wenn das mal keine Glückszahl ist!

Ein Konzert von Howard Carpendale war stets ihr größter Traum. „Bisher hat‘s nur für Roland Kaiser gereicht“, lacht ...
Ein Konzert von Howard Carpendale war stets ihr größter Traum. „Bisher hat‘s nur für Roland Kaiser gereicht“, lacht Claudia Jahnke (Mitte). Eine Karte für Howard Carpendale sei immer viel zu teuer gewesen. Auch für sie ist der Abend ein Geburtstagsgeschenk.. | Bild: Helga Stützenberger