„Ich hab‘ ihn schon oft gesehen“, sagt Silvia Rietzschel, die mit ihren Söhnen Claus und Werner von der Zollernalb nach Markdorf gekommen ist. „Und ich bin extra von Schweden hergekommen“, gesteht Claus Rietzschel. Es sei ein Geburtstagsgeschenk an die Mama gewesen und ihr größter Wunsch, einmal mit ihren Jungs ein Carpendale-Konzert zu besuchen. „Wir sind mit dieser Musik aufgewachsen“, lacht Sohn Werner. „Mama war damals schon sein größter Fan.“

Und da ist er endlich! Präsent wie eh und je betritt Howard Carpendale um zehn nach acht die Bühne. Zeigt sich unmittelbar begeistert von seinem Publikum und von der Kleinstadt Markdorf. Auf überaus humorvolle Art beweist er, dass er tatsächlich die Orte, an denen er auftritt, erspürt und sich mit ihnen befasst. Kommunalpolitisch ebenso versiert wie kosmopolitisch, plauderte er zwischen seinen Songs über Gott und die Welt – über Donald Trump also und über Markdorfs jüngsten Bürgerentscheid. „Eigentlich müsste das ,Dorf in Markdorfs Namen ersetzt werden durch ,Stadt“, bekundet er sein echtes Interesse am Stadtgeschehen. Nur bei der „Bischofsburg„ hat er sich ein klein wenig vertan. Aber egal ob Burg oder Schloss, da ist man sich bis heute selbst in Meersburg nicht ganz einig.


Carpendale hält, was er versprochen hat
Veranstalter Dieter Bös ist rundum zufrieden mit dem Abend. „Klar hätte der Marktplatz noch einige Menschen mehr vertragen“, sagt er. Bei rund 1500 Zuschauern sei durchaus noch Luft nach oben. „Aber ich habe gerade eine Runde durch die Stadt gedreht und bin begeistert, welche fantastische Stimmung in allen Gassen herrscht.“ Über zwei Stunden befindet sich Markdorf im Ausnahmezustand. Howard Carpendale hält, was er zuvor versprochen hat. Es kracht richtig! Auch mag er recht damit haben, dass die Menschen seinen Spitznamen „Howie“ längst vergessen hätten und man sich höchstens noch am Bodensee daran erinnere. Die zahllosen Rufe aus dem Publikum sind nicht zu überhören. Und spätestens als es darum geht, lautstark eine Zugabe nach der anderen einzufordern, hat auch der Letzte den präferierten Namen des Südafrikaners vergessen.


Ein Finale Furioso
Dass „Howie“ irgendwann müde werden könnte, dieser Verdacht kommt erst gar nicht auf. Er lebt tatsächlich, wie er selbst von sich behauptet, seine Show. Ein Abgang folgt dem nächsten Wiedererscheinen, und wer glaubt, das lange ersehnte „Ti amo“ würde als Finale Furioso diesen grandiosen Abend beschließen, der irrt gewaltig. Noch einmal betritt Howard Carpendale die Bühne, und seine Fans können es kaum fassen. „Hello again!“ Nur jetzt in einer leicht modifizierten, aber unmissverständlichen Form. „Good night again!“ Schön war‘s, Howie!

Lauter strahlende Gesichter
Am Ende trifft man auf lauter strahlende Gesichter. Es ist beinah so, als ob sich über ganz Markdorf ein eigentümlicher Zauber gelegt und sich unter der feinen Sichel des zunehmenden Mondes die Welt ein klein wenig verändert hätte. Wenige Stunden alte Bekannte sieht man wieder, und viele Menschen liegen sich in den Armen, während ein leise gesummtes „Ti-ah-mo-hoo“ durch die laue Nachtluft zieht.
Auch Silvia Rietzschel und ihre beiden Söhne taumeln mit strahlenden Augen aus der Menge – zurück ins Nachtleben. „Wir sind begeistert!“, sind sie sich einig. Und Mama Silvia strahlt: „Ich hab Howard Carpendale ja schon oft erlebt, aber heute, das war ein ganz besonderes Konzert.“ Seit 1993 sei sie einer seiner treuesten Fans, erklären die Jungs. „Alle zwei Jahre geht er auf Tournee und ich bin jedes mal dabei“, gesteht Silvia Rietzschel. „Das wäre“, überschlägt Claus kurz, „ihr 13. Howard Carpendale-Konzert.“ Wenn das mal keine Glückszahl ist!
