Haben Sie sich auch schon gewundert, warum es auf dem Bischofsschloss in diesem Jahr keine Störche gibt? Oder ist es Ihnen womöglich noch gar nicht aufgefallen, dass das Nest hoch über den Markdorfer Dächern leer ist? Es ist Brutzeit bei den Störchen. Doch das Nest auf dem Bischofsschloss blieb in den vergangenen Wochen unbesetzt.
Kein Storch ließ sich in diesem Jahr dauerhaft nieder
Das überrascht, hatte es in den Vorjahren doch immer einen Kampf um das Nest gegeben oder war vom gleichen Storchenpaar wieder besetzt worden. BUND-Storchenbeauftragte Ira Brzoska erinnert sich an einen Schweizer Storch, der bereits im Dezember öfters um das Nest kreiste – aber dauerhaft niedergelassen hat er sich nicht.

Auch das Storchenpaar aus dem vergangenen Jahr kam nicht zurück, dieses vermutet Brzoska im Hepbacher-Leimbacher Ried. Genau kann sie es nicht sagen, da die Schloss-Störche nicht beringt werden können. „Es wundert mich schon, dass sich nichts Neues ergeben hat“, so Brzoska, die die Tiere intensiv beobachtet.
Sie kann sich aber durchaus vorstellen, dass das Nest nach dem Drama im Mai 2019, als alle vier Storchenküken aufgrund des nassen und kalten Wetters innerhalb eines Tages starben, von den Störchen bewusst gemieden wird. Die Storchenmutter sei damals noch ein, zwei Mal zurückgekehrt, seitdem ist das Nest verwaist. Auch Störche kommunizieren laut Ira Brzoska miteinander und es könne gut sein, dass das Nest auf dem Bischofsschloss als „Unglücksnest“ gelte.
Am Eisweiher und am Lettenhof wird seit einiger Zeit gebrütet. Im Ried war Ira Brzoska in der vergangenen Woche nicht mehr, da es zu windig gewesen war, um mit dem Spektiv etwas erkennen zu können. Allerdings sind dort „Massen von Störchen„ unterwegs, zwei neue Nester sind zu den bereits fünf bestehenden hinzugekommen. Dort gebe es mindestens sechs Storchenpaare, auch „Mark“ und „Gritli“, Schloss-Störche aus den Jahren 2014 und 2015, meint Brzoska entdeckt zu haben. Viele Tieren waren über den Winter auch nicht weg, sondern sind in der Region geblieben.
Die Storchenkamera des BUND Markdorf auf dem Bischofsschloss bleibt in Betrieb, auch wenn sie keine Bilder einer wachsenden Storchenfamilie zeigen wird. Vielleicht im nächsten Jahr wieder. Aber Ira Brzoska hat auch gute Nachrichten, während des Gespräches kreisen vor ihrem Fenster zwei Störche im Tiefflug: „Ich glaube die Tiere genießen es, dass alles menschenleer ist.“