Vor knapp einem Jahr wurde in der Stadtgalerie die Ausstellung "1200 Jahre Markdorf" eröffnet. Die Schau war von Diplom-Restauratorin Michaela Vogel konzipiert und von den beiden Konstanzer Ausstellungsmachern Armin Dett und Ralf Staiger gestaltet worden. Durch die kenntnisreiche Zuarbeit von Stadtarchivar Walter Hutter gestützt, bot sie einen Querschnitt durch die Markdorfer Geschichte. Begonnen bei den frühen Anfängen, für die keinerlei schriftliche Zeugnisse vorliegen, fortgeführt bis in die jüngere Zeit, wobei das Augenmerk auf dem Mittelalter gelegen hat. Schließlich wollte die Ausstellung an die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung im Jahre 817 erinnern – ebenso wie an die weiteren wichtige Schritte bei ihrer Entwicklung zur Stadt.

Etliche Exponate aus eigenen Beständen

Eine ganze Reihe von Exponaten stammte aus Markdorfer Beständen. Historische Zeugnisse, die im Stadtarchiv gelagert sind. Die meisten Ausstellungsstücke aber waren aus auswärtigen Archiven, aus Museen aber auch aus privatem Besitz ausgeliehen. So von den Städtischen Museen Konstanz oder Stockach, vom Zeppelin Museum in Friedrichshafen, von der Überlinger Leopold-Sophien-Bibliothek und vom Hauptstaatsarchiv in Stuttgart.

Begleitbroschüre bald erhältlich

"Wir hatten Glück", erklärt Ausstellungs-Kuratorin Michaela Vogel. Das Badische Landesmuseum, wichtiger Leihgeber für "1200 Jahre Markdorf", gebe inzwischen so gut wie gar nichts mehr von seinem Bestand nach außen. "Die Vitrinen sind verplombt", so Michaela Vogel. Alle Anfragen blieben fruchtlos. Immerhin bleibe den Markdorfern ein gewisser Trost: In wenigen Tagen wird die Stadt die Begleitbroschüre zu "1200 Jahre Markdorf" veröffentlichen. Dann können sich die Markdorfer faktengestützt, das heißt anhand von historischen Quellen und den dazu gegebenen Erläuterungen, an die vielbesuchte Ausstellung erinnern. Vielleicht auch an das, was Bürgermeister Georg Riedmann zur Ausstellung gesagt hat: dass das Leben in Gemeinschaften sich auf gemeinsame Erinnerungen stützt, dass dies Voraussetzung ist für jede Identitätsbildung sei.

Die Jubiläums-Ausstellung "1200 Jahre Markdorf" hat nicht nur bei ihrer Eröffnung zahlreiche Besucher angezogen. Bilder: Jörg Büsche
Die Jubiläums-Ausstellung "1200 Jahre Markdorf" hat nicht nur bei ihrer Eröffnung zahlreiche Besucher angezogen. Bilder: Jörg Büsche | Bild: Jörg Büsche

Stadtarchivar sichtet Manfred Ills Nachlass

Neben Michaela Vogel hat auch Stadtarchivar Walter Hutter einen wichtigen Beitrag geliefert, der diese Identitätsbildung stützt. Und der Stadtarchivar setzt diese Arbeit fort. An zwei Vormittagen in der Woche ist er im Archivraum des Rathauskellers anzutreffen. "Aktuell sichte ich den Nachlass von Manfred Ill", erklärt Hutter. Ill war sein – inzwischen verstorbener – Vorgänger im Archiv. Der studierte Ingenieur hatte eine Passion für die Geschichte. Insbesondere der Lokalgeschichte galt sein Augenmerk. Überdies war Ill leidenschaftlicher Sammler, dem dank seiner vielen Kontakte zu den Bürgern immer wieder historisch Interessantes – vor allem aus der Familien- oder aus der Sozial- und Alltagsgeschichte der Stadt – übergeben wurde.

Kompetente Anlaufstelle für Fragesteller

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Walter Hutters Arbeit ist das Beantworten von Anfragen. Die können privater Natur sein, wenn etwa ein Bürger aus dem Allgäu sich nach einer Wette im Archiv erkundigt, ob Markdorf in Baden liege, wo es doch zum württembergischen Regierungsbezirk Tübingen gehöre. Die Anfragen können aber auch von historischen Instituten kommen. Zum Beispiel von der Abteilung zur Landesgeschichte in der Uni Stuttgart, wo derzeit im Vorgriff auf "100 Jahre Frauenwahlrecht" zur politischen Rolle der Frauen zwischen 1919 und 1960 geforscht wird – und wo man wissen möchte, seit wann Frauen im Markdorfer Gemeinderat vertreten sind.

Erste Frau 1968 im Gemeinderat

Walter Hutter ist darauf hin die Gemeinderats-Mitgliederlisten durchgegangen. Sein Ergebnis: In Markdorf gab es, wie überall in Baden, während der Weimarer Republik ein Zweikammer-System in den Gemeinden, in dem Frauen nur im Bürgerausschuss vertreten waren, der vor allem die Haushaltsentscheidungen des Rats abwog. Die erste Gemeinderätin gab es in Markdorf erst 1968. Sie hieß Gertrud Hirtler, hatte für die CDU kandidiert – und war die Frau des Grundschulrektors. Ebenso wie Archivar Hutter hofft auch Michaela Vogel, dass es zu weiteren historischen Ausstellung in Markdorf kommt – etwa zum Bauernkrieg.