Weiter geht es mit Markdorfs Bürgerdialog, der am 23. März gestartet ist und, wie es den Anschein erweckt, einen Stein ins Rollen gebracht hat in puncto Stadtentwicklung. Im Detail betrachtet sind es viele Steine, die ins Rollen geraten sind durch motivierte und engagierte Bürger, denen es eben nicht egal ist, wohin die Reise geht. Der nun bevorstehende Rathausrundgang am 10. Mai ist ein weiterer Dominostein des angestoßenen Bürgerdialogs zwischen Stadtverwaltung, Gemeinderat und Bürgern.
Um was geht es bei der Veranstaltung? Miteinander ins Gespräch zu kommen, daran anzuknüpfen, wo sich am 23. März die Wege getrennt haben. Ideen erneut aufzunehmen, sie weiterzuspinnen und auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Denn bei aller Theorie und anfänglicher Euphorie: Das alles lässt sich erst beurteilen, wenn man sich einmal an den Schauplatz begibt. Dorthin, wo das Rathaus auch künftig seinen Standort haben wird, haben könnte oder eben nicht mehr haben soll. Alles freilich Ansichtssache der Bürger.
Mehrere Optionen, die als Ergebnis aus der Auftaktveranstaltung resultieren, stehen hier zur Diskussion:
Variante 1: Das Rathaus bleibt an seinem bisherigen Standort, die Pläne von 2009 und 2015 werden noch einmal auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Gesetzt ist hier, wie bei der Variante 2, der Arbeitstitel, welcher sich aus der ersten Dialog-Veranstaltung ergeben hat: Der Dreiklang aus „Rathaus, Kirche, Wirtschaft“.
Variante 2: Das Rathaus wird am selben Standort neu errichtet. Diese Variante wird wie alle folgenden Varianten eine komplett neue Planung erfordern. Eine Förderung im aktuell geltenden Förderprogramm scheint aus Zeitgründen hierfür ausgeschlossen. Bei Variante 1 und 2 besteht die Überlegung, ob ein Teil der Verwaltung ausgelagert werden kann oder soll. Eventuell auch zu Teilen in Räumlichkeiten des Bischofsschlosses.
Variante 3: Das Rathaus erhält innerhalb Markdorfs Altstadt einen neuen Standort.
Variante 4: Es wird zunächst ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (Isek) erstellt. Erst im Rahmen dieses Gesamtkonzepts für Markdorf kann über den Rathausstandort entschieden werden. Aus der Entscheidung für die Varianten 2 bis 4 würde die Zurückzahlung der Fördergelder resultieren, die spätestens bis 2023 in Anspruch genommen werden müssten.

Wie soll die Veranstaltung ablaufen? „Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern noch einmal die unterschiedlichen in den vergangenen zehn Jahren entstandenen Planungen für die Weiterentwicklung des Rathausgebäudes vorstellen und anschließend gemeinsam das Rathausgelände begehen“, erläutert Bürgermeister Georg Riedmann den groben Ablauf der Veranstaltung. Auch gelte es, die Rahmenbedingungen zur Förderung innerhalb des Sanierungsgebietes Marktplatz/Rathausareal abzubilden.
Aber auch ein bekennendes „Nein“ der Bürger und des Rates wäre für Riedmann eine Option: „Auch das ist zu diskutieren, ob uns vor dem Hintergrund einer neuen ganzheitlichen Planung die Fördergelder weniger wichtig erscheinen.“ Um die Folgen eines solchen Szenario für zukünftige Projekte der Stadt abzuschätzen, wird die allgemeine Leistungsfähigkeit des städtischen Haushalts sowie die bereits bestehende Aufgabenliste vorgestellt.
Genug der Theorie: Der praktische Teil der Veranstaltung findet in einem anschließenden Rundgang durch das Rathaus und über das Rathausareal statt. „Hier wollen wir auf die Qualitäten und die Mängel des Rathausgebäudes hinweisen“, sagt Riedmann.
Denn wie eine betagte, zugegeben altbacken gekleidete Dame schlummert das Gebäude in seinem 70er-Jahre-Gewand und könnte doch schöne neue Kleider tragen. „Ich persönlich wollte hier nie wirklich weg und war von der Sanierungsfähigkeit des Gebäudes immer überzeugt, bevor sich die Option Bischofsschloss eröffnete“, sagt Georg Riedmann. „Der Blick über Markdorf auf den See, die großen Fenster, der Holzfußboden und die Vertäfelung ...“, schweift er eine klitzekleine Sekunde ab. „Nur wenn die Sonne durch die Scheiben brennt, wird‘s hier viel zu heiß.“ Zeit also, dass etwas geschehe, ist er der Ansicht. Das Gebäude hätte es allemal verdient. Und längst hätte auch er die Ärmel hochgekrempelt, um hier aus Alt Neu zu machen.
Luftschlösser als solche enttarnen
Denn auch ganz neuen, bislang nicht diskutierten Szenarien steht Markdorfs Bürgermeister offen gegenüber. „Man darf jedoch nie aus den Augen verlieren, was Luftschlösser sind und was tatsächlich umgesetzt werden kann“, betonte bereits bei der Auftaktveranstaltung Wolfgang Himmel von der begleitenden Konstanzer Agentur Translake. Nun gilt es in diesem zweiten Schritt, die Luftschlösser als solche zu enttarnen sowie realisierbare und vor allem mehrheitsfähige Pläne für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung Markdorfs zu schmieden.
Ablauf
Die Veranstaltung ist in drei Teile gegliedert. Treffpunkt ist um 17 Uhr in der Stadthalle. Nach einer Einführung ist ein Rundgang durch das Rathaus und über das Rathausareal geplant. Im Anschluss folgt wieder in der Stadthalle eine interaktive und gruppendynamische Gesprächsrunde mit Ausarbeitung verschiedener Szenarien, die in einem gemeinsamen Plenum vorgetragen werden. Ende der Veranstaltung ist gegen 20 Uhr vorgesehen.