Schräg gegenüber vom Latschebrunnen steht ein Lindenbaum. Darunter könnte es bald viel schöner werden, dank finanzieller Hilfe aus Berlin. Die würde die Stadt bekommen, wenn Markdorf ins Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ aufgenommen wird. Ein Förderantrag wird dieser Tage auf den Weg gebracht.
Mehr Attraktivität durch besseres Pflaster
Der Platz bei der Ochsenlücke ist nur ein Bereich, den die Stadt im Auge hat. Die Verwaltung plant schließlich „eine widerstandsfähige Innenstadtentwicklung in Gang zu bringen, um die Stärkung der Innenstadt zu fördern“, wie es in der Vorlage für den Gemeinderat hieß.

Als ersten Schritt zur Steigerung der Aufenthaltsqualität schlägt die Verwaltung das Ausbessern des schadhaften Pflasterbelags vor. Der zeigt Risse und teils fehlen Steine. Woanders begegne ein Gemisch unterschiedlicher Sanierungsversuche. Und grundsätzlich, so erläuterte Bauamt-Sachbearbeiterin Jacqueline Leyers, könne keinesfalls von Barrierefreiheit die Rede sein: Zu viele Stolperfallen begegnen in der Innenstadt.
Entscheidungsfindung ohne Zeitdruck
„Wir stehen nicht unter Zeitdruck“, erklärte Bürgermeister Georg Riedmann. Wie und in welchem Umfang das Markdorfer Pflaster saniert werden soll, gelte es gründlich zu überlegen. An erste bauliche Schritte sei kaum vor 2024 zu denken. Mit der Diskussion der möglichen Alternativen soll sich der Gemeinderat trotzdem schon jetzt befassen. Das heißt, erste Überlegungen des Bauamts zur Kenntnis zu nehmen. Dort hat man sich bereits umgeschaut und die Situation auf den Straßen und Plätzen in Markdorf untersucht. Überdies habe das Bauamt Kontakt zu anderen Städten aufgenommen, in denen Pflasterungen erneuert wurden, um verschiedene Modelle vergleichen zu können.

Das Pflaster in Markdorf präge das Stadtbild, erklärte Leyers. Es besteht ganz überwiegend aus kleinformatigem Porphyr. Ein Vulkanstein, der unebene Kanten zeigt und leicht bricht, insbesondere wenn er nicht hinreichend vermörtelt ist. Wie sie ausführte, beträgt die gepflasterte Fläche in der Stadt rund 8900 Quadratmeter. „Am meisten Handlungsbedarf sehen wir aktuell im Untertorbereich und am Stadtgraben auf der östlichen Latscheplatzfläche.“
Alles neu oder sanieren?
Von der Verwaltung werden nun drei Vorgehensweisen zur Diskussion gestellt. Neben einer Neuverfugung des vorhandenen Belags oder einer kompletten Neuverlegung mit anderem Material nannte Leyers die Möglichkeit, barrierefreie Gehpfade in die Pflasterflächen einzubringen, aus anderem Material als dem Vulkanstein. Darüber hinaus schlägt die Verwaltung vor, den Rathausvorplatz neu zu gestalten und ihm zu mehr Eigenständigkeit zu verhelfen, etwa durch das Verschieben des Brunnens nach Norden, auf die neue Platzmitte. Eine Alternative sei auch der Bau eines neuen Brunnens.

Barrierefreiheit ist gefragt
„Ob wir nun kleine Flächen mit großem Aufwand sanieren wollen oder große Flächen mit geringem Aufwand“, erklärte Riedmann, „das können wir nun in Ruhe überlegen.“ Den Schwerpunkt wollte SPD-Chef Uwe Achilles dabei auf die Barrierefreiheit gelegt sehen. „Wir stehen da als Stadt in der Verkehrssicherungspflicht, nicht auszudenken, wenn jemand wegen eines Lochs im Pflaster stürzt und sich verletzt.“ Der UWG-Fraktionsvorsitzende Joachim Mutschler schaute aufs Rathaus. Wenn das saniert ist, „sollten wir mit dem Rathausplatz weitermachen und auch an die Barrierefreiheit denken“, schlug er vor. „Komplett alles neu zu machen, das kann ich mir nicht vorstellen“, bezog er sich aufs gesamtstädtische Pflaster.

CDU-Rat Alfons Viellieber sah es pragmatisch: „Wir müssen etwas Nachhaltiges bekommen, womit wir in Zukunft keine Probleme haben.“ Ein möglicher Materialmix würde ihn dabei nicht stören. „Wenn wir was machen“, so schlug Jens Neumann von den Freien Wählern vor, „dann sollten wir es gleich richtig machen.“ Eine Lösung, die nur ein Jahrzehnt halte, „können wir uns auch sparen.“ Auf gänzliche Ablehnung sind die Vorschläge bei FDP-Stadtrat Rolf Haas gestoßen. „Ich vermisse immer noch ein bündiges Gesamtkonzept für die Innenstadtentwicklung“, erklärte er. Und er bezweifelte, „dass ein saniertes Pflaster auch nur einen Euro zusätzlichen Umsatz für die örtlichen Einzelhändler bringt.“