Während sich an einem Werktag Blechlawinen auf der Markdorfer Ortsdurchfahrt B 33/Ravensburger Straße durchwälzen, erläutern der erfahrene Bermatinger Busunternehmer Karl-Heinz Wegis sowie Rainer Zanker, Vorsitzender des Vereins „Interessengemeinschaft pro Südumfahrung Markdorf„ und direkter Anwohner der B 33, ihre Argumente für das Verwirklichen der Südumfahrung Markdorf.

Karl-Heinz Wegis, Busunternehmer: „Wir bekommen ja täglich mit, was auf der Markdorfer Ortsdurchfahrt B 33 an Verkehr los ...
Karl-Heinz Wegis, Busunternehmer: „Wir bekommen ja täglich mit, was auf der Markdorfer Ortsdurchfahrt B 33 an Verkehr los ist. Für eine Strecke von rund 1,5 Kilometern brauchen unsere Busse je nach Verkehrslage 15 bis 20 Minuten. Die Fahrgäste sind unzufrieden und verärgert, weil es ständig Verspätungen gibt.“ | Bild: Toni Ganter

Das Bermatinger Busunternehmen Wegis ist laut Seniorchef Karl-Heinz Wegis seit 1956 aktiv, leistet seit Betriebsbeginn des Bildungszentrums Markdorf Schulbusverkehr und ist außerdem als Subunternehmen für den Verkehrsdienstleister RAB beispielsweise auf der Strecke Ravensburg–Konstanz unterwegs. „Wir bekommen ja täglich mit, was auf der Markdorfer Ortsdurchfahrt B 33 an Verkehr los ist. Für eine Strecke von rund 1,5 Kilometern brauchen unsere Busse je nach Verkehrslage 15 bis 20 Minuten. Das steht natürlich in keinem Fahrplan.“ Die Folge: „Die Fahrgäste sind unzufrieden und verärgert, weil es ständig Verspätungen gibt.“

Busunternehmer Karl-Heinz Wegis Video: Ganter, Toni

Wegis verweist auf eine weitere negative Auswirkung. „Je nach Verkehrsströmen und Staus nehmen die Autofahrer nahezu sämtliche Nebenstrecken, weil auf der Ortsdurchfahrt B 33 nichts vorangeht. Fakt ist: Es ist unerträglich, was in Markdorf an Verkehr unterwegs ist. In Bermatingen hat der Verkehr genauso drastisch zugenommen, das weiß jeder.“

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Laut Wegis „schaut in der herrschenden Wohlstandsgesellschaft jeder, dass er bequem, flexibel und schnell zum Arbeitsplatz kommt. Deswegen hat der Individualverkehr brutal zugenommen“. Aus Wegis' Beobachtungen heraus ist es auch so, dass nahezu „jedes dritte, vierte Fahrzeug entweder ein Kleintransporter oder ein Lastwagen ist“. Der Busunternehmer nennt einen weiteren Umstand: „Auf der B 31 am See darf keine Baustelle sein, wie im September 2019, oder ein Unfall, weil dann totales Verkehrschaos auf der Markdorfer Ortsdurchfahrt herrscht.“

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Klar sei er, Wegis, interessiert daran, dass der ÖPNV ausgebaut werde. „Ich bin aber nicht so blauäugig zu glauben, dass der ÖPNV so viel Entlastung bringt, dass man es in Markdorf oder Bermatingen spürbar feststellen könnte. Ich glaube auch, dass kostenfreier ÖPNV die Straßen nicht im erhofften Maß entlastet. Aber es wäre ein guter Einstieg, um Individualverkehr von der Straße zu bekommen.“

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Rainer Zanker, Vorsitzender des Vereins „Interessengemeinschaft pro Südumfahrung Markdorf„, ergänzt: „Die für Markdorf aufgeführten Verkehrszahlen aus dem Jahr 2016 – rund 20 600 Autos und etwa 2000 Lastwagen – sind längstens überholt und drastisch gestiegen.“ Diese Zahlen haben laut Zanker außerdem das Manko, „dass weder Tourismus noch die befahrenen Nebenstrecken und Schleichwege berücksichtigt sind“. Laut offiziellen Zahlen der Kreisverwaltung, so legt Zanker weiter dar, würde eine B 31-neu ohne die Südumfahrung Markdorf pro Tag lediglich 2000 Autos weniger, aber 400 Lastwagen mehr in der Gehrenberg-Stadt bedeuten.

Rainer Zanker, Anwohner B 33 Video: Toni Ganter

„Die große Chance bei vorhandener Südumfahrung wäre, ein Durchfahrtsverbot für Schwerlastverkehr zu erreichen. Ausgenommen Linienverkehr des ÖPNV sowie Anlieferverkehr“, führt Zanker weiter aus. „Es ist ja jetzt schon so, dass Speditionen unter enormen Zeitdruck sind und die Fahrer nach den schnellsten Strecken suchen. Ich bin überzeugt davon, dass Brummifahrer die Südumfahrung wählen, anstatt sich auf der B 33 mit Tempo 30 und Ampeln durchzuquälen.“ Der Lastwagenverkehr müsse „raus aus der Stadt, da er eine Gefährdung für die Anwohner ist. Ob direkt für Radfahrer oder indirekt durch Abgase und Feinstaub“.

Rainer Zanker, Vereinsvorsitzender Interessengemeinschaft pro Südumfahrung Markdorf: „Ich als direkter Anwohner der B 33 kann ...
Rainer Zanker, Vereinsvorsitzender Interessengemeinschaft pro Südumfahrung Markdorf: „Ich als direkter Anwohner der B 33 kann bestätigen: Die Lärmbelastung ist durch Tempo 30 nicht weniger geworden. Lastwagen sind bei Tempo 50 oder Tempo 30 etwa gleich laut, aber bei 30 Stundenkilometern auf der Ortsdurchfahrt B 33 länger unterwegs.“ | Bild: Toni Ganter

Zanker hat auch den Wirtschaftsstandort Markdorf im Blick: „Unter der bestehenden Verkehrssituation leidet auch der Einzelhandel, weil Markdorf für Staumeldungen bekannt ist.“ Wegis legt nach. „Die Tempo 30-Regelung aus Lärmschutzgründen ist gut gemeint, hat aber aus meiner Erfahrung als Busunternehmer heraus einen absolut negativen Effekt auf den Verkehrsfluss. Gleiches kann man ja in Hagnau beobachten.“ Zanker stimmt zu: „Ich als direkter Anwohner der B 33 kann bestätigen: Die Lärmbelastung ist durch Tempo 30 nicht weniger geworden. Lastwagen sind bei Tempo 50 oder Tempo 30 etwa gleich laut, aber bei 30 Stundenkilometern auf der Ortsdurchfahrt B 33 länger unterwegs.“

Wegis: „Die Südumfahrung ist ja zum Wohle aller“

Wegis sagt im Brustton der Überzeugung: „Die Südumfahrung ist ja zum Wohle aller – auch für diejenigen, die diese Straße nicht wollen und sie dann wohl doch nutzen.“