„Das ist ein pubertäres Projekt“, scherzt Jürgen Schipek, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshafen (SWG), und bezieht sich damit auf die 13 teils aufreibenden Jahre, die es gedauert hat, bis sie endlich mit dem Bauprojekt auf dem Grund des ehemaligen „Traube“-Areals in der Ortsmitte Klufterns beginnen konnten. Hier sollen in einem Mehrfamilienhaus 14 Mietwohnungen, überwiegend für Familien, entstehen. Am Mittwoch war Spatenstich mit Vertretern der Ortschaft und des Gemeinderats. In der zweiten Jahreshälfte von 2025 sollen die Wohnungen vermietet werden. Gleich im neuen Jahr wird mit dem Abriss der ehemaligen unterirdisch angelegten Kegelbahn begonnen, informierte Jürgen Schipek.

„Wir freuen uns sehr, dass wir und die aktuelle Planung nach einer langen Projektentwicklungs- und Bauvorbereitungsphase umsetzen können“, sagte Rudolf Hilebrand, Architekt und Prokurist der SWG. Der Neubau mit dem klassischen Satteldach, Ziegeleindeckung und Putzfassade füge sich gut in die Umgebung ein.

Dranbleiben zahlt sich aus
Wie übersteht man diese lange Zeit von Kauf des Grundstücks bis zur Freigabe, nachdem sich der Gemeinderat relativ schnell einig war, hier Wohnungen zu bauen? Und wie kam es zum Entschluss, trotz gestiegener Bau- und Materialkosten am Projekt festzuhalten, an dem man, so Schipek, in den ersten Jahren nichts und erst langfristig verdienen wird? „Nichtstun ist das Teuerste und wir wollten als SWG Wohnungen bereitstellen“, sagt der Geschäftsführer. Man habe in die Planungskosten investiert und die Devise heiße „Machen, machen, machen.“
Das Dranbleiben zahlt sich auf Dauer gesehen für alle Seiten aus. Die SWG fand mit dem Gemeinderat Kompromisse in Sachen Einsparung: Statt Klinker gebe es jetzt eine verputzte Fassade, statt Kupfer- ein ebenso gutes Ziegeldach. Da sich die Baubranche verändere, liege man sogar etwas unter den Planungskosten. Zudem betrachte die SWG es auch als Aufgabe, Wirtschaftsmotor in der Region zu sein. Die Wertschöpfung solle vor Ort bleiben, die Aufträge an Handwerker in der nahen Umgebung vergeben werden. „Nur so kommt man gemeinsam aus der Krise und wir wollen Zeichen setzen“, sagt Schipek, der seine Jugendzeit auch in der Region verbracht und so einen Bezug hat.

SWG legt Wert auf Nachhaltigkeit
Wert lege die SWG auf Nachhaltigkeit, um die Nebenkosten, die „zweite Miete“ möglichst gering zu halten. „Doppelte Solar-Power“ in Kombination mit einer energieeffizienten und unkomplizierten Haustechnik soll die steigenden Energiekosten bremsen oder sogar nach unten drücken. Das Klufterner Projekt ist das erste, in dem die SWG in einem Neubau selbst PV-Balkonkraftwerke installiert. Die Mieter können sie für 7,50 Euro mieten und ersparen sich Energiekosten von bis zu 15 Euro monatlich. Das soll die Stromkosten der Mieter um ein Drittel senken.

Der Hauptanteil der Energie für zwei moderne Wärmepumpen wird über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mit mindestens 25 kWP-Leistung erzeugt. Die Wärmepumpen verwenden im Winter nicht die kalte Außenluft, sondern die Luft aus der Tiefgarage zur Wärmerückgewinnung. Sparpotenzial böten auch die Niedertemperatur-Fußbodenheizungen. „Das ist intelligenter Wohnungsbau“ resümiert Jürgen Schipek.
Und was kosten die Wohnungen?
Die Gesamtkoten liegen bei 6,25 Millionen Euro, eine Wohnung kostet damit rund 450.000 Euro, etwa 5700 Euro pro Quadratmeter. Dieser Preis ist den gestiegenen Baukosten und Materialien geschuldet. Das Gebäude bleibt im Bestand der SWG; sie will sich bei den Mieten am örtlichen Mietspiegel orientieren. Rund 18 bis 20 Monate Bauzeit sind angesetzt. Die Wohnungen sollen in der zweiten Jahreshälfte 2025 vermietet werden.