Baden im türkisblauen Wasser, bei Sonnenschein, hohen Temperaturen und mit klarem Blick auf die Alpen. So stellen sich wohl viele Touristen ihren Sommerurlaub am Bodensee vor. Nur: Das Wetter spielt aktuell nicht mit. Alles grau, viel Regen, die Temperaturen dümpeln um die 20 Grad. Bis zum 5. oder 6. August werde das Wetter so unbeständig bleiben, sagte Jürgen Schmidt von Wetterkontor kürzlich dem SÜDKURIER. Wie gehen Urlauber mit dieser Aussicht um? Erstaunlich gut, zeigt ein Blick auf den Campingplatz Wirthshof in Markdorf.

„Man kann‘s ja nicht ändern“

Am Dienstagmorgen prägen Pfützen, Matsch und Regenschirme das Bild auf dem Campingplatz. Wegen des fast durchgehenden Regens haben die meisten Camper ihre Vorzelte bis zum Anschlag zugezogen oder kommen erst gar nicht erst aus ihren Wohnwägen. Diejenigen, die es sich zum Frühstücken vor ihren Gefährten gemütlich gemacht haben, lassen sich vom schlechten Wetter aber nicht unterkriegen. „Man kann‘s ja nicht ändern“, sagt beispielsweise Lisa Hirsch. Sie ist mit ihrem Mann Steffen und den drei Kindern in Markdorf. Eigentlich lebt die Familie in Berlin. Der Aufenthalt auf dem Campingplatz Wirthshof ist ein Zwischenstopp auf der Rückreise. Die Hirschs kamen am Vortag aus Saint-Tropez und wollen insgesamt fünf Tage bleiben.

Pfützen, Matsch und Regenschirme prägen das Bild auf dem Campingplatz Wirthshof. Den Rest der Woche soll das Wetter ähnlich unbeständig ...
Pfützen, Matsch und Regenschirme prägen das Bild auf dem Campingplatz Wirthshof. Den Rest der Woche soll das Wetter ähnlich unbeständig bleiben. | Bild: Simon Conrads

In Südfrankreich haben sie Temperaturen bis 39 Grad erlebt, sagt Lisa Hirsch. Da hätten sie den Tag nur auf dem Campingplatz und am Meer verbracht. „Die Region hier ist jetzt gut zum Akklimatisieren“, sagt Steffen Hirsch über den Bodensee. Bevor es wieder in den Berliner Berufsalltag geht, wollen sie es in Markdorf noch mal ruhig angehen. Für die Kinder sei bei dem Wetter der Indoor-Spielplatz auf dem Campingplatz ideal – und in Friedrichshafen hat sich die Familie bereits das Dornier-Museum ausgeguckt. Ein Besuch auf der Insel Mainau, den Lisa Hirsch geplant hatte, fällt wegen des Wetters aber wohl flach.

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„Chilli Milli“ statt vielen Ausflügen

Familie Wiegler aus dem Landkreis Hildburghausen in Thüringen hat sich mit dem Wetter ebenfalls arrangiert. „Wenn‘s so ist, ist es so“, sagt Franziska Wiegler. Und: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.“ Am Vortag, an dem das Wetter besser war als angekündigt, sind sie mit dem Fahrrad zum Kulturufer in Friedrichshafen gefahren. Auch den Premiumwanderweg „GuckinsLand“ am Gehrenberg sind sie bereits gelaufen. „Heute machen wir Chilli Milli“, sagt Franziska Wiegler. Sohn Alexander hätte sich gewünscht, im Matsch Fußball zu spielen – der Regen kann also auch als Chance betrachtet werden. „Es wäre schlimmer, wenn durchgehend 40 Grad wären“, sagt Sven Wiegler noch dazu. Und die Familie hat kein Problem damit, bei etwas Regen in den Pool auf dem Campingplatz zu springen.

Sven und Franziska Wiegler sind mit den beiden Söhnen Lukas und Alexander auf dem Campingplatz Wirthshof. „Es gibt kein schlechtes ...
Sven und Franziska Wiegler sind mit den beiden Söhnen Lukas und Alexander auf dem Campingplatz Wirthshof. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“, sagt Franziska Wiegler. | Bild: Simon Conrads

Auch für Andreas und Doreen Bengsch ist das Wetter kein Hindernis. „Das ist Ostfriesenwetter“, sagt Doreen Bengsch. „Wir kennen das.“ Das Paar aus Aurich in Niedersachen ist am Vortag angereist. Auf dem Weg in den Süden haben sie bereits Stopps im Emsland und in Bad Kreuznach eingelegt. „Wir werden jetzt ein paar Sachen machen, die indoor sind“, sagt Andreas Bengsch. Einkaufen wollen sie und trotz Regens an den Bodensee fahren. Museen kommen für die beiden ebenfalls in Frage. „So was muss man mit Humor nehmen.“

Andreas Bengsch ist mit seiner Frau Doreen am Bodensee. „Das ist Ostfriesenwetter“, sagen die beiden. Das wären sie aus ...
Andreas Bengsch ist mit seiner Frau Doreen am Bodensee. „Das ist Ostfriesenwetter“, sagen die beiden. Das wären sie aus ihrer Heimat in Niedersachsen gewöhnt. | Bild: Simon Conrads

Hauptsache den Kindern geht es gut

Humor hat auch Claudius Wirth, Betreiber des Campingplatzes. Immerhin beschwere sich über die Situation niemand bei ihm, sagt er. „Für das Wetter können wir nichts.“ Absagen gebe es bislang nicht, die meisten Gäste verbringen schließlich ihren Jahresurlaub auf dem Campingplatz und sind auf das Wetter eingerichtet. „Die haben Vorzelte, in denen sie vor dem Regen geschützt sitzen können“, so Wirth. Für die Kinder gibt es auf dem Campingplatz auch bei miesem Wetter genug zu tun. Das ist laut Claudius Wirth wichtig, denn: „Sind die Kinder happy, sind auch die Eltern happy.“ Ob die vergleichsweise gute Stimmung bei den Gästen hält, weiß er allerdings nicht. „Zwei Tage Regenwetter machen keinem was aus“, sagt Wirth. Aber eine ganze Woche sei etwas anderes.

Claudius Wirth betreibt den Wirthshof mit seiner Familie. „Für das Wetter können wir nichts“, sagt er lachend.
Claudius Wirth betreibt den Wirthshof mit seiner Familie. „Für das Wetter können wir nichts“, sagt er lachend. | Bild: Simon Conrads

Empfehlungen aus der Tourist-Information

Gibt es denn genug Angebote in der Region, mit denen sich Urlauber vor Wind und Wetter geschützt die Zeit vertreiben können? „Ah, die Sauwetter-Tipps“, sagt Sylvia Westermann aus der Markdorfer Touristinformation und lacht, als sie die Anfrage des SÜDKURIER durchschaut. Ihr fällt so einiges ein, das es in der Region zu tun gibt. Nur: „Markdorf fällt bei schlechtem Wetter weitestgehend raus.“ Mit Regenschirm und Regenjacke können Touristen natürlich trotzdem einen Bummel in der Innenstadt unternehmen oder in Restaurants gehen. „Aber es gibt hier von touristischen Angeboten nichts, was überdacht wäre“, sagt Westermann.

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Ausflug ins Dornier-Museum oder ins Traktormuseum

Die Tourismus-Expertin empfiehlt stattdessen das Dornier-Museum in Friedrichshafen, mit Kinderbereich und Restaurant. Auch das Zeppelin Museum bietet sich an. Die Pfahlbauten und das Auto- und Traktormuseum in Uhldingen-Mühlhofen sind ebenfalls einen Besuch wert, selbst bei schlechtem Wetter. Wer etwas weitere Anfahrten nicht scheut, wird im Naturkunde-Museum Inatura im österreichischen Dornbirn gut unterhalten oder im Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee. Die Fahrt nach Konstanz zum Shoppen oder den Besuch des Sea Life schlägt Sylvia Westermann außerdem vor.