Vom Ehrenamt ins Hauptamt: Das gilt für die Stadt Markdorf gleichermaßen wie für Tobias Lumb: Der 46-Jährige, bis vor kurzem noch ehrenamtlicher Kommandant der Meßkircher Feuerwehr, startet Anfang Januar in seine neue Aufgabe als erster hauptamtlicher Kommandant der Markdorfer Wehr. Bislang hatten seine Vorgänger, darunter auch der nun als Chef ausscheidende Daniel Kneule, dieses Amt im Ehrenamt ausgeübt. Die Markdorfer Feuerwehr wird damit ab 2025 von einem hauptberuflichen Feuerwehrmann geführt werden.
Der Linzgau ist seine Heimat
Lumb kennt die Region, der Linzgau ist seine Heimat. In Meßkirch lebt er seit Anfang 2000, geboren wurde er in der Nachbarschaft, in Kreenheinstetten. Von den reinen Fakten her muss sich Lumb nicht allzu sehr umorientieren. Beide Feuerwehren sind ungefähr gleich groß, mit jeweils rund 180 Einsatzkräften. Markdorf, das weiß Lumb schon, hat zwei Fahrzeuge mehr und auch den im Feuerwehrhaus am Azlenberg stationierten Gerätewagen Atemschutz für den Bodenseekreis. In Meßkirch wiederum ist der Gefahrgutzug für den Landkreis Sigmaringen stationiert.

Bisher Drei-Schicht und Feuerwehr
Seit März 2021 ist der gelernte Werkzeugmacher Kommandant der Meßkircher Wehr. Die vergangenen Jahre im Drei-Schicht-Betrieb in seinem Hauptberuf in der Industrie bei regelmäßig gut und gerne 30 ehrenamtlichen Wochenstunden als Feuerwehrchef seien teils hart gewesen, bekennt er. Das wird sich nun für ihn ändern: „Ich habe jetzt die Möglichkeit bekommen, meine Leidenschaft zu meinem Beruf zu machen, darüber bin ich glücklich“, sagt er. An diesem nebligen Novembermorgen sitzt er im Markdorfer Feuerwehrhaus im Besprechungsraum, draußen nieselt es. Immer wieder mal schneit einer seiner neuen Kameraden herein. Man hat sich schon kennengelernt, der Umgang ist kollegial und jovial. Sein erster Eindruck? Das passt, sagt er.

Lumb ist kein Mann der großen Worte. Aber einer, so scheint es, der gut anpacken kann. Mindestens ein Mal pro Woche sei er inzwischen in Markdorf, erzählt er. Mitte Dezember will er bereits in die Gehrenbergstadt umziehen, zuerst einmal in eine Ferienwohnung. Aktuell sei er noch auf Wohnungssuche. Eine Drei-Zimmer-Wohnung, wenn möglich nicht direkt an der Straße, sondern gerne auch ein wenig außerhalb, im Ruhigen, wäre schön, sagt er. Auch, damit ihn sein Sohn an den Wochenenden mal besuchen könne. Die Stadt hat bereits eine Anzeige im Amtsblatt geschaltet, das hilft. Der Markdorfer Wohnungsmarkt ist angespannt. Andererseits dürfte es Vermieter geben, die einem Feuerwehrkommandanten gerne ihre Wohnung anbieten würden.

Er hat sich am letzten Tag der Frist beworben
Mit seiner Bewerbung hatte er zunächst gezögert: Respekt vor einem großen Schritt, der seinem kompletten bisherigen Leben eine ganz neue Wendung geben würde. „Ich habe mir das sehr lange überlegt und mich am letzten Tag dann beworben“, sagt er und lächelt zurückhaltend. „Ich wusste, dass so eine Chance vermutlich nicht noch einmal kommen würde.“ Beim späteren Fototermin in der Halle sieht man ihm durchaus ein bisschen Stolz an, wie er sich so umblickt. „Markdorf ist schon sehr gut aufgestellt“, zeigt er neben sich, „was die Fahrzeuge, aber auch das Gebäude und die Stadt selbst anbelangt“.
Unterscheiden wird sich seine neue von seiner alten Arbeit in den Einsatzbereichen: „In Meßkirch fährt man ziemlich viel Überland, weil die Gemeinden drumherum keine Drehleiter oder Rüstzüge haben, das ist anders als hier.“ Ohnehin sei das Löschen von Bränden nur eine von inzwischen vielen Aufgaben: Rettungseinsätze bei Verkehrsunfällen oder in deutlich zunehmendem Maße bei Hochwasser- oder Starkregenlagen kämen hinzu. Und ein ganz neues Feld seien Löscheinsätze rund um die E-Technik: Brennende Batterien bei E-Fahrzeugen, Kurzschlüsse oder Brände bei PV-Speichern von Wohnhäusern mit Solardächern.

E-Mobilität und PV-Speicher gewaltige Herausforderungen
„Die erneuerbaren Energien bringen gewaltige Herausforderungen für uns“, sagt Lumb. Vor allem bei den diversen Überflutungen in diesem Jahr habe man gesehen, wie gefährlich gerade unter Wasser gesetzte PV-Speicher sein können. „Die gehören für mich definitiv auch nicht in die Keller, sondern am besten außerhalb der Gebäude in eine eigene Hütte“, findet er klare Worte.
„Respektvoller Umgang ist mir extrem wichtig“
Wie würde er seine eigene Führung beschreiben? Was ist ihm persönlich wichtig? „Mir ist der respektvolle Umgang untereinander extrem wichtig, denn nur so funktioniert ein Ehrenamt“, sagt Lumb: „Und Feuerwehr ist eine Leidenschaft, da musst du ein Herz dafür haben.“ Ohne diese Werte gehe es nicht, denn: Nachwuchs zu finden, sei das A und O. „Nachwuchs kannst du nie genug haben, auch Quereinsteiger sind uns immer willkommen.“ In den heutigen Zeiten müsse man froh sein um jede Verstärkung: „Denn der Zeitaufwand ist schon enorm.“ Sich selbst sieht Lumb dabei als gar nicht so sehr herausgehoben: „Unser Ziel ist doch für alle gleich, eine gut aufgestellte Wehr für unsere Stadt und unsere Bürger.“