Spätestens am Tag nach der Wahl beginnen die Analysen. Da macht auch Markdorf keine Ausnahme. Während die Politprofis in Berlin noch am Wahlabend von den Moderatoren intensiv befragt wurden und aus dem Stand heraus geschliffene Antworten formulieren mussten, ließ die Redaktion den Ortsverbandsvorsitzenden noch eine Nacht und einen Vormittag, um alles erst mal sacken lassen zu können.

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Gefragt waren nun jedoch keine allgemeinen bundespolitischen Statements, denn die gibt es landauf, landab in den überregionalen Berichterstattungen zu lesen und zu sehen. Die Frage im Lokalen lautet: Was bewirkt das Wahlergebnis vom 23. Februar bei den Vertretern der Parteien vor Ort? Wie gehen sie mit dem Ergebnis ihrer Partei um? Welchen Auftrag für ihre lokale politische Arbeit verbinden sie mit dem Wahlausgang ihrer Partei?

CDU: „Wir sind dankbar“

Zu jenen, denen die Antwort vermutlich leichter gefallen sein dürfte, dürfte Uwe Kannegießer gehören. Dem neuen Vorsitzenden der Markdorfer CDU, der den Stadtverband im Führungstrio mit Herbert Dreher und Sebastian Krittian leitet, ist die Freude über das Wahlergebnis auch noch am Tag danach anzumerken. Positives findet er aber nicht nur bei der CDU. Vor allem freue er sich über die hohe Wahlbeteiligung von 85,1 Prozent in Markdorf.

Uwe Kannegießer, CDU
Uwe Kannegießer, CDU | Bild: Jörg Büsche

„Wir haben uns aber natürlich auch über das sehr gute Ergebnis für unseren Direktkandidaten Volker Mayer-Lay gefreut, in der Stadt, aber auch im Wahlkreis Bodensee“, sagt Kannegießer. Sowohl in Markdorf als auch im Kreis hatte Mayer-Lay das Zweitstimmenergebnis der CDU noch um runde fünf Prozentpunkte getoppt: In der Stadt mit 38,3 Prozent (CDU: 33,6) und im Wahlkreis mit 40,1 Prozent (CDU: 35,1). „Markdorf hat den Wechsel gewählt und dafür sind wir sehr dankbar“, sagt er. Und streckt aber zugleich auch seine Hand aus: „Wir als CDU werden immer unsere Unterstützung anbieten.“

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SPD: „Zuerst einmal schon bedrückend“

„Kein großes Ergebnis, auch nicht lokal“, beginnt Markdorfs SPD-Chef Ulrich Maasmeier sein Statement noch eher vorsichtig. „Ja, es ist schon sehr enttäuschend für uns“, schiebt er dann doch hinterher. „Für uns ist es auch tragisch, dass die AfD so stark geworden ist und die SPD so schwach. Das hätte man sich schon andersherum gewünscht.“

Ulrich Maasmeier, SPD
Ulrich Maasmeier, SPD | Bild: SPD

Natürlich wolle und werde man auch vor Ort wieder um die Bürger und ihre Stimmen kämpfen. „Aber jetzt ist das erst einmal schon bedrückend.“ In den kommenden Tagen und Wochen werde man sich auch im Ortsverein besprechen und das weitere Vorgehen im Lokalen vor Ort überlegen. „Wir wollen die Wähler natürlich wieder von uns überzeugen“, gibt sich Maasmeier kämpferisch. Wie und mit welchen Mitteln und Aktionen, das müsse nun gemeinsam überlegt werden.

Zwei Wahlkabinen mit hundertprozentiger Wahlbeteiligung: Auch in Ittendorf, wie hier auf dem Foto aus dem Bürgerhaus, war die Resonanz ...
Zwei Wahlkabinen mit hundertprozentiger Wahlbeteiligung: Auch in Ittendorf, wie hier auf dem Foto aus dem Bürgerhaus, war die Resonanz ähnlich hoch wie in der Stadt. In Markdorf lag die Wahlbeteiligung bei hohen 85,1 Prozent. | Bild: Jörg Büsche

Grüne: Zuversicht durch starken Mitgliederzuwachs

Zwar haben die Grünen auch in Markdorf verloren, aber nur eher moderate drei Prozentpunkte, von 18,8 Prozent 2021 auf nun 15,8 Prozent. Auch deswegen erlebt man den Ortsverbandsvorsitzenden Jonas Alber keineswegs geknickt am Telefon. „Natürlich hätten auch wir uns beim Ergebnis ein wenig mehr gewünscht“, sagt er. Zugleich sehe er es aber durchaus auch als „Bestätigung für unsere gute Arbeit hier vor Ort“. Denn in den meisten anderen Gemeinden im Wahlkreis sind die Grünen deutlich stärker abgestürzt. „Wichtig ist, dass wir hier in Markdorf eine starke Basis haben und grüne Politik auch wertgeschätzt wird.“

Jonas Alber, Grüne
Jonas Alber, Grüne | Bild: Bündnis 90/Die Grünen

Alber ist sehr zuversichtlich, denn die Grünen, sagt er, hätten seit dem Ampel-Aus einen starken Mitgliederzuwachs in Markdorf verzeichnet, um rund 25 Prozent auf aktuell nun 48 Mitglieder. „Unsere motivierten Neu-Mitglieder haben auch zu unserem sehr engagierten Wahlkampf vor Ort beigetragen.“ Ziel der Grünen in Markdorf für die nächsten Wahlen – im Frühjahr 2026 wird der Landtag neu gewählt – müsse es sein, trotz alledem „wieder mehr Menschen zu erreichen“.

FDP: „Wir alle sind sehr enttäuscht“

Der Ortsverband der FDP, sagt Vorsitzende Eva Schneider, habe sich noch nie vom bundespolitischen Abschneiden beeindrucken lassen. „Deswegen gehen wir unsere Aufgaben und Pläne auch nicht mit weniger Elan an als vor der Wahl.“ Auch in Markdorf, 2021 mit 17,3 Prozent noch eine liberale Hochburg, gab es nur magere 5,6 Prozent für die FDP. Damit liegt die Partei sogar noch unter ihrem Wahlkreis-Ergebnis von 5,9 Prozent.

Eva Schneider, FDP
Eva Schneider, FDP | Bild: FDP Markdorf

„Das Ergebnis ist bedauerlich“, beschönigt Schneider die Lage nicht: „Wir alle sind sehr enttäuscht, dass unsere Partei nicht rüberbringen konnte, wie wichtig wir sind, auch für die Wirtschaft.“ Persönlich sei sie „traurig“ über den Rückzug von Parteichef Christian Lindner: „In meinen Augen war er ein starker Parteivorsitzender.“ Begeistert sei sie hingegen vom Einsatz und Auftreten ihres Direktkandidaten Akif Akyildiz gewesen. „Ich gehe nicht davon aus, dass die FDP jetzt tot ist“, sagt Schneider und lacht. In Markdorf werde man als FDP engagiert weiter arbeiten.