Noch bis zum 31. März hat die Praxis der Kinderärztin Ulrike Laternser in der Bahnhofstraße geöffnet, dann droht die Schließung, sofern sich bis Anfang April – so lange läuft die inzwischen zweite Übergabefrist – keine Nachfolge findet. Nicht nur in bei den benachbarten Kinderärzten stehen seit Bekanntwerden der Praxisaufgabe die Telefone nicht mehr still, auch die Stadtverwaltung hält das bevorstehende Aus der einzigen Kinderarztpraxis in Markdorf auf Trab.

„Wir bleiben an dem Thema Kinderarztpraxis dran und wollen uns weiter bemühen“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Im ...
„Wir bleiben an dem Thema Kinderarztpraxis dran und wollen uns weiter bemühen“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Im Rathaus sei man in engem Kontakt mit der Kassenärztlichen Vereinigung. | Bild: Grupp, Helmar

Besorgte Eltern rufen im Rathaus an

Seit Wochen würden besorgte Eltern auf dem Rathaus anrufen und die Stadt um Unterstützung bitten. Das bestätigt Bürgermeister Georg Riedmann auf Anfrage. Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer stehe seit Monaten in engem Austausch mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), sagt er. „Leider sind die Ergebnisse dieser Kontakte für uns noch nicht befriedigend“, bekennt Riedmann. Er empfinde es als eine „erschütternde Nachricht“, wenn es heiße, der Landkreis sei mit Kinderärzten überversorgt, Eltern aber gleichzeitig keine Praxis mehr finden, die sie und ihre Kinder aufnehmen. Bei der Stadt wolle man weiter dranbleiben und sich kümmern. „Aktuell versuchen wir, zwei Ärzte zusammenzubringen, die die Praxis dann gemeinsam übernehmen würden“, sagt Riedmann. Und: „Wir wollen uns weiter bemühen.“

Könnte die Stadt die Miete übernehmen?

Was die Stadt tun könnte, dafür hätte Christof Metzler einen Vorschlag. Der Langenargener Kinderarzt, der auch Sprecher der Kinderärzte im Bodenseekreis ist und seit der Vakanz seiner erkrankten Kollegin immer wieder auch die Vertretung in der Markdorfer Praxis übernimmt, sieht durchaus eine Möglichkeit, wie die Stadt unterstützen könnte. So könne die Stadtverwaltung zum Beispiel vorübergehend die Miete der Praxis übernehmen, wenn sie denn tatsächlich schließen sollte.

„Akute Erkrankungen und Notfälle werden auch in Praxen mit Aufnahmestopp behandelt“, sagt Kinderarzt Christof Metzler. Der ...
„Akute Erkrankungen und Notfälle werden auch in Praxen mit Aufnahmestopp behandelt“, sagt Kinderarzt Christof Metzler. Der Sprecher der Kinderärzte im Bodenseekreis bemüht sich zurzeit darum, eine Nachfolge für Ulrike Laternser zu finden, die ihre Praxis aus gesundheitlichen Gründen zum 31. März schließen wird. | Bild: Grupp, Helmar

Das würde helfen, wenn nach Auslaufen der Frist zu einem späteren Zeitpunkt sich noch ein Arzt oder eine Ärztin um den Kinderarztsitz in Markdorf bewerben sollte – vorausgesetzt, der ärztliche Zulassungsausschuss springe über seinen Schatten und halte den Sitz in Markdorf trotz des von der Kassenärztlichen Vereinigung reklamierten Überangebotes an Kinderärzten im Bodenseekreis aufrecht. Dann nämlich würde der neue Mediziner zumindest noch eine Praxis mit ausgestatteten Räumen vorfinden. Das, denkt Metzler, könnte die Chancen erhöhen, dass sich eine Kollegin oder ein Kollege bewerbe.

Mit fieberndem Kind künftig lange unterwegs

Weil die benachbarten Kinderarztpraxen in Bermatingen, Kluftern und Salem einen Aufnahmestopp haben, müssen Eltern kleiner Kinder in Zukunft weitere Wege auf sich nehmen, nach Meersburg oder Friedrichshafen, sofern sie dort überhaupt noch angenommen werden. Sie sei auf den ÖPNV angewiesen, sagt Melanie Maier. Sie hat zwei Kinder im Alter von fünf und neun Jahren und wohnt im Süden der Stadt. Bis zum Bahnhof laufe sie eine Viertelstunde, Busse und Bahnen seien nicht eng genug getaktet. „Wenn ich dann mit einem fiebernden Kind eineinhalb Stunden bis zur Praxis unterwegs bin, ist das für mich nicht machbar“, sagt sie.

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Für sie und die anderen Eltern in Markdorf seien es zwei Miseren: der zu wenig ausgebaute ÖPNV und die mangelhafte Versorgung mit Kinderärzten in der Region. Sie habe sich nun auf Wartelisten in Unteruhldingen und Friedrichshafen setzen lassen, mache sich aber große Sorgen um die Zukunft.

Letzter Ausweg Notaufnahme?

Ähnlich geht es Jennifer Strauß, auch sie hat zwei Kinder im Grundschulalter. Ihre Tochter ist sechs Jahre alt und nierenkrank. Ihre Krankenkasse habe ihr auch nicht weiterhelfen können. „Was soll ich jetzt machen?“, fragt sie: „Meine Hausärztin darf die Kinder ja nur behandeln, wenn sie auch die entsprechende Zusatzausbildung hat.“

Wie Melanie Maier ist auch Jennifer Strauß der Meinung, dass eine Stadt wie Markdorf eine kinderärztliche Versorgung haben müsse. „Markdorf hat ja auch ein großes Einzugsgebiet mit Deggenhausertal und Oberteuringen zum Beispiel, dort gibt es ja auch keine Kinderärzte.“ Mit ihrer kranken Tochter sei sie immer wieder auch rasch auf einen Kinderarzt angewiesen. Stand jetzt müsste sie in diesen Fällen mit ihrem Kind in die Notaufnahme des Häfler Klinikums. Strauß wünscht sich eine längere Ausschreibungsfrist für die Praxis von Ulrike Laternser und auch konkrete Hilfe von der Stadtverwaltung, etwa indem das Rathaus entsprechende Anzeigen im Amtsblatt schalte oder Ärzte kontaktiere.