Seit drei Wochen ist der Fitness-Club in der Ravensburger Straße wieder geöffnet, an den Geräten darf trainiert werden, Kurse finden allerdings noch nicht statt. Auf dem Fernsehbildschirm vor den Sitz- und Liegerädern im Cardio-Bereich läuft ein Radrennen und motiviert zum Strampeln, aber noch ist der große, helle Geräteraum fast verwaist. Zwei, drei Sportler verteilen sich auf den rund 45 Quadratmetern.
Leiter Martin Amann startet mit dem gesamten Team

Martin Amann, Leiter des „Balance Fitness Club“, ist froh, dass das Studio wieder öffnen kann. „Ich freue mich sehr, dass wir niemanden entlassen mussten und dass ich personell mit dem gesamten Team wieder starten kann.“ Er war in den vergangenen Monaten immer wieder im Studio, um nach der Post zu schauen, Blumen zu gießen und E-Mails zu checken. „Wenn ich herkam, war ich allein und das war total gespenstisch.“ Seit 18 Jahren arbeitet Amann hier. In dieser Zeit habe es selten Momente gegeben, in denen er allein im Studio gewesen sei. Nun kehrt wieder Leben ein, wenn auch sehr langsam.
„Direkt am ersten Tag waren zwei, drei Leute da. In der Zwischenzeit sind es am Tag zwischen 25 und 30.“Martin Amann, Leiter
Die sommerlichen Temperaturen, aber vor allem der benötigte tagesaktuelle negative Schnelltest seien das größte Hindernis für die Mitglieder. „Normalerweise hätten wir mindestens doppelt bis dreifach so viele Leute täglich hier zum Training“, so Amann. Hauptsächlich kommen geimpfte Mitglieder. „Die jungen Leute weichen leichter auf Online-Trainings aus, aber darauf haben unsere älteren Mitglieder keine Lust“, sagt der Fitnessstudio-Leiter.
Durchgehende Öffnungszeiten sollen Besucherzahlen steigern
Altersgruppen, die tagsüber arbeiten und Kinder betreuen, kommen im Moment gar nicht. „Ich denke, sie haben keine Zeit, sich auch noch um Tests zu kümmern“, vermutet der Leiter. Um dem entgegenzuwirken, hat Martin Amann die Öffnungszeiten verändert. „Abends ist im Sommer eh nicht viel los, also schließen wir aktuell um 20.30 Uhr, dafür ist durchgehend geöffnet.“ Eine wesentliche Steigerung der Besucherzahlen habe dies aber noch nicht bewirkt.
Mitglied Hajo Hermeking spricht von „purer Freude“
Am Rudergerät sitzt der 81-jährige Hajo Hermeking. „Es war für mich pure Freude, als ich endlich wieder herkommen durfte. Als ob man lange Zeit auf Reise war und dann wieder in die gewohnte Umgebung kommt“, sagt der Markdorfer. Seit seiner Pensionierung kommt er mehrmals wöchentlich, das Training sei ein wesentlicher Teil seiner Freizeitgestaltung. „Ich habe die lange Unterbrechung körperlich schon gespürt“, sagt der Rentner.

Hajo Herming ist während der mehrmonatigen Schließung des Fitnessstudios viel mit seiner Frau gewandert. „Ich habe mich jetzt doch ganz schnell wieder an das Training gewöhnt und bin gut reingekommen“, sagt er. Hajo Hermeking ist gegen das Coronavirus geimpft und kann das Studio jederzeit besuchen.
Gabriele Roth bedauert, dass Spontanität auf der Strecke bleibt
„Ich bin total frustriert“, sagt dagegen Gabriele Roth, ebenfalls Mitglied im Club. Sie kommt aus den Umkleiden, ist schon auf dem Sprung. „Vergangene Woche habe ich mich zweimal testen lassen, um trainieren zu können.“ Jedes Mal sei allerdings ein wichtiger Termin dazwischen gekommen, sodass sie nicht zum Training konnte. „Spontan geht leider nichts.“ Auch sie trainiert normalerweise zwei bis drei Mal in der Woche. „Ich habe körperlich so abgebaut in den vergangenen sieben Monaten. Alles was ich die vergangenen Jahre aufgebaut habe, ist dahin“, bedauert sie.
Das bestätigt auch Martin Amann. „Vor allem bei manchen älteren Gästen merken wir einen Rückgang der Trainingsbelastung.“ Der Körper sei degeneriert, die Leute seien weniger fit, langsamer und unsicherer. „Wir haben die vergangenen 20 Jahre alles getan, um die Menschen fit zu machen und jetzt ging in sieben Monaten so viel verloren“, sagt er.

Hajo Hermeking hat sein Training in der Zwischenzeit beendet. „Jetzt konnte ich mich wieder richtig austoben“, sagt er und lacht. „Ich fühle mich wieder richtig wohl.“ Er freut sich, dass er die nächsten Wochen hoffentlich auch wieder auf andere Trainierende trifft.