Rund 300 Besucher füllten am Dienstagabend die Stadthalle. Das Rathaus hatte zur Bürgerinformation über die Windkraft-Pläne des Regionalverbandes eingeladen und dafür mit Verbandsdirektor Wolfgang Heine und seiner Stellvertreterin Nadine Kießling die „Entscheider“ der regionalen Windkraftplanung gewinnen können. In seinem Vortrag ging Heine quasi nochmals zurück auf Los und erläuterte die grundlegenden rechtlichen und politischen Vorgaben der Bundesregierung, die die Verbände in der Fläche vor Ort umsetzen müssen – unter anderem die Vorgabe, mindestens 1,8 Prozent der Verbandsfläche für Windkraft und 0,2 Prozent für Freiflächenphotovoltaik vorzuhalten. Alles eigentlich aus früheren öffentlichen Veranstaltungen bereits bekannt.

Diese drei Windräder stehen bei Hilpensberg in der Nähe von Denkingen im Landkreis Sigmaringen. Im Hintergrund ist der Bodensee zu ...
Diese drei Windräder stehen bei Hilpensberg in der Nähe von Denkingen im Landkreis Sigmaringen. Im Hintergrund ist der Bodensee zu sehen. Solche Anlagen könnten auch auf der potenziellen Fläche am Gehrenberg errichtet werden. | Bild: Stefan Hilser

Es braucht „ein Vielfaches“ an Windkraft

Neu hingegen und durchaus überraschend nicht nur für das Publikum in der Stadthalle, sondern auch für die zahlreichen Kommunalpolitiker und Bürgermeister waren Heines deutliche Worte in Richtung Berlin: Bis 2050 müsse man mit einer Verdoppelung des Strombedarfs rechnen „und die Politik schaltet nach und nach alle Kraftwerke ab“, verdeutlichte Heine die Dringlichkeit eines wuchtigen Ausbaus alternativer Energien, allen voran Windkraft und Photovoltaik. Gemessen am Tempo des aktuellen Ausbaus müsse für die Energiewende in den kommenden Jahren „ein Vielfaches“ der bislang realisierten Windräder und Freiflächen-PV-Anlagen gebaut werden.

In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde meldeten sich zahlreiche Bürger zu Wort. Es gab kritische Wortmeldungen, aber auch ...
In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde meldeten sich zahlreiche Bürger zu Wort. Es gab kritische Wortmeldungen, aber auch Zustimmung zu den Plänen des Regionalverbandes. | Bild: Helmar Grupp

Landschaftsbild spielt nur noch untergeordnete Rolle

„Das macht kein anderes Land so wie wir, als Industrienation aus sicheren Energien auszusteigen“, äußerte sich der Verbandsdirektor unmissverständlich. Diese Politik bringe zwei gewaltige Herausforderungen mit sich: Den Netzausbau und die Speicherung: „Dazu wird man Milliarden an Investitionen brauchen.“ All dies habe dafür gesorgt, dass die Kriterien, die an Windkraftgebiete angelegt werden, heute ganz andere seien als früher. „Vor zehn Jahren sind viele Windkraftanlagen am Thema Landschaftsbild gescheitert, das reicht heute längst nicht mehr.“

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Auch für die Windhöffigkeit, also das durchschnittliche Windaufkommen an einem Ort, gelten heute ganz andere Maßstäbe als noch vor Jahren, auch, weil die Anlagen mittlerweile sehr viel höher und leistungsfähig auch bei weniger Wind seien. So sei inzwischen die Grenze der angenommenen Wirtschaftlichkeit auf eine Windleistungsdichte von190 Watt pro Quadratmeter herabgesetzt worden. Im Bereich der geplanten, 146 Hektar umfassenden Fläche am Gehrenberg habe man rund 200 Watt pro Quadratmeter. Ergo: Auch vermeintlich fehlender Wind taugt nicht mehr als Ausschlusskriterium.

Hier richtet Clemens Rid eine Frage an die Referenten, die städtische Energiemanagerin Eva Glöggler reicht ihm das Mikrofon.
Hier richtet Clemens Rid eine Frage an die Referenten, die städtische Energiemanagerin Eva Glöggler reicht ihm das Mikrofon. | Bild: Jörg Büsche

Regierung in Stuttgart zwingt zu Vollgas-Tempo

Heine knöpfte sich auch die Landesregierung vor. Berlin habe den Ländern zur Vorgabe gemacht, bis 2032 zwei Prozent ihrer Flächen für Windenergie auszuweisen. In Stuttgart habe man daraus die Vorgabe an die Regionalverbände abgeleitet, für dieses Ziel bereits bis 30. September 2025 im neuen Teilregionalplan Energie diese Flächen zu beschließen. „Das ist ein politischer Fahrplan, weil im Frühjahr 2026 Landtagswahlen sind“, urteilte Heine. Die Folge sei, dass die Regionalverbände in Baden-Württemberg nun bei der faktischen Umsetzung der Energiewende Vollgas geben müssten.