Gabriele Münzer

Blickt man heute zurück, so würde es ohne das private Narrenbaumstellen einer Gruppe jugendlicher Musiker am Stüblehof den Vermessungstrupp Markdorf in der heutigen Form wohl nicht geben. Denn just zu dem Zeitpunkt, als sich die „Altvermesser“ im Jahre 1992 gemeinsam dazu entschlossen, ihre Vermessungstätigkeit aufzugeben, fiel ihnen ein SÜDKURIER-Artikel über das Fasnetstreiben auf dem Stüblehof in die Hände.

Obervermesser Clemens Scheidweiler und Vermesser Jens Neumann (von links) blicken gemeinsam auf 25 spannende Jahre Vermessungstrupp ...
Obervermesser Clemens Scheidweiler und Vermesser Jens Neumann (von links) blicken gemeinsam auf 25 spannende Jahre Vermessungstrupp Markdorf zurück. | Bild: Gabriele Münzer

Der Zufall leistete hier ganze Arbeit und nach ersten Gesprächen zwischen Jung und Alt stand schnell fest: Mit einer Neugründung des Vermessungstrupps im Herbst 1993 wollen die jungen Narrenbaumsteller in die Fußstapfen der Altvermessungsräte treten und mit den dunkelroten Wollkitteln, den weißen Malerhosen und der schwarzen Melone auch deren traditionelle Kleidung übernehmen. Ein jahrzehntelanger, fester Bestandteil des Narrenbaumstellens und des Rathaussturms in Markdorf konnte damit für die Zukunft gesichert werden.

Selbst vor dem Rathaussturm machte die Schweinepest in der Vergangenheit nicht halt. Dafür sorgte der Vermessungstrupp mit großem ...
Selbst vor dem Rathaussturm machte die Schweinepest in der Vergangenheit nicht halt. Dafür sorgte der Vermessungstrupp mit großem Einsatz. Von links: Clemens Scheidweiler, Christoph Blaschke, Martin Scherzinger, Samuel Rist und Berti Müller (Schwein). | Bild: privat

Vor mittlerweile 25 Jahren ist der heutige Vermessungstrupp mit 17 Mitgliedern und einem Ehrenmitglied als Untergruppe der Historischen Narrenzunft Markdorf gestartet. Fünf Jahre später kamen weitere vier Mitglieder hinzu.

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Auf einen Umstand seit dieser Zeit sind Obervermessungsrat Clemens Scheidweiler und Vermesser Jens Neumann besonders stolz: „Seit 1998 besteht unser eingeschworener Vermessungstrupp konstant aus denselben 22 Mitgliedern. Wir haben überhaupt keine Fluktuation“, so die beiden. „Und wenn wir eines Tages aufhören, dann alle gemeinsam“, sind sich die Vermesser sicher. Doch bis dahin will die Gruppe weiterhin mit ihren legendären Ideen um das Narrenbaumstellen und den Rathaussturm die Markdorfer Fasnet bereichern.

Die Vermesser als Indianer (von links): Martin Scherzinger, Christoph Blaschke, Clemens Scheidweiler (kniend), der ehemalige ...
Die Vermesser als Indianer (von links): Martin Scherzinger, Christoph Blaschke, Clemens Scheidweiler (kniend), der ehemalige Bürgermeister Bernd Gerber, Zunftmeister Markus Brutsch, Matthias Eggert, Berti Müller (kniend), Matthias Brutsch, Hermann Eichenhofer (kniend), Gerhard Thiede, Peter Rößler (kniend), Markus Mock, Stefan Looser, Jens Neumann und Markus Waggershauser. | Bild: privat

„Die eingeräumten Freiheiten seitens der Zunft wissen wir dabei sehr zu schätzen“, erzählt Scheidweiler mit einem verschmitzten Grinsen. Er und Neumann erinnern sich dabei schelmisch nicht nur an das Narrenbaumstellen im Jahr 2001, bei dem der Narrenbaum zum Schrecken des damaligen Zunftmeisters Otto Gäng in einen Großhäcksler kurzerhand zu Holzspänen verarbeitet wurde.

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Gäng stand der Schreck ins Gesicht geschrieben, wusste er doch nicht, dass der Vermessungstrupp bereits einen würdigen Narrenbaum-Ersatz in der Hinterhand hatte. Noch viele weitere Späße und närrische Umtriebe, die im vergangenen Vierteljahrhundert zur Erheiterung der Bürger beitrugen, gehen auf das Konto der bunt zusammengewürfelten Männergruppe.

Mit Lachen in den Augen erinnern sich die Vermesser heute noch zurück an das Narrenbaum-Häckseln. Im Hintergrund begleiten Reinhold ...
Mit Lachen in den Augen erinnern sich die Vermesser heute noch zurück an das Narrenbaum-Häckseln. Im Hintergrund begleiten Reinhold Späth und Stefan Looser johlend die Aktion. | Bild: privat

Neben der Kameradschaft und gemeinsamen Aktivitäten, wie beispielsweise die jährliche Mostwanderung, steht beim Vermessungstrupp ganz klar der Spaß im Vordergrund, erklärt Jens Neumann. Und so darf man sich auch in dieser Fasnet wieder auf die ein oder andere lustige Überraschung beim Narrenbaumstellen oder dem Rathaussturm einstellen.

Jubiläumsball steht unter dem Motto "Forever Young"

Dass die Vermessungsräte, obwohl sie mittlerweile stattliche Familienväter sind und fleißig für den eigenen „Truppennachwuchs“ sorgen, noch lange nicht zum alten Eisen gehören, wollen sie auch beim Hupenball am 19. Januar im Theaterstadel zeigen. Der Jubiläumsball zum 25-Jährigen steht schließlich nicht von ungefähr unter dem Motto „Forever young“.

Kostüme in Rot, Weiß und Schwarz

Im Rahmen der Fasnetsparty wird gemeinsam mit Fasnetsfans aller Altersklassen zurückgeblickt auf 25 Jahre Vermessungstrupp Markdorf. Wer bei den Vermessern besonders punkten will, wählt seine Kostümierung in den Farben des „Vermesser-Häs“: Rot, Weiß und Schwarz!

Legendäre Tanzpartys in den 90er Jahren

Ein Stück weit, schwelgt Schweidweiler in Erinnerungen, ist der Hupenball immer auch eine Reminiszenz an die legendären Tanzpartys der 90er Jahre, die damals im Theaterstadel stattgefunden haben.

So entstand der Vermessungstrupp

  • Die Geburtsstunde des Vermessungstrupps kann entsprechend der Einträge im Markdorfer Narrenbuch auf den 4. Februar 1937 datiert werden. An diesem Tag trat die Vermessungskommission beim alljährliche Narrenbaumstellen auf dem "Saumarkt" mit ihrem munteren Treiben erstmals in Erscheinung. Bis Ende der 50er Jahre bestand der Vermessungstrupp aus einem kleinen Kernteam, das je nach Lust und Laune durch Freunde und Bekannte erweitert wurde. Aus der ursprünglich bunt gemischten Fantasieverkleidung der Vermesser wurden 1958 schließlich einheitliche Drogeristenmäntel. Nur zwei Jahre später lösten dunkelrote, mit schwarzen Streifen durchzogene Wollkittel, weiße Malerhosen und schwarze Melonen die Mäntel ab. Dieses "Vermesser-Häs" hat bis heute Bestand.
  • Aus der losen Truppe wurde im Laufe der Zeit eine eingeschworene Gruppe, die jahrzehntelang den Narrenbaum auf seinem Weg zum Marktplatz vorauszog und die Rathausstürmung inszenierte. Im Frühjahr 1992 beschlossen die "Alt"-Vermesser, sich in den Ruhestand zu verabschieden und närrisch nur noch aus dem Hintergrund zu wirken.