Sie rollen wieder. Die grünen Traktoren mit den Hängern und den Männern darauf. „Christbäume!“ rufen die wieder und wieder. Hier in Fitzenweiler, wo die Straßen besonders steil sind, dort in der Innenstadt, wo sie bereits am weitesten geräumt sind und auch im Süden der Stadt, wo die weiße Pracht auf den Straßen immer weniger prächtig scheinen will, stattdessen wie mit einem grau-braunen Film überzogen wirkt.
Corona wirkt sich aufs Sammeln aus

„In diesem Jahr ist alles anders“, sagt Berti Müller. Er ist das Urgestein der Funkenmannschaft. „20 Jahre mindestens“, sei er dabei, bald dann gar 25. Was ihn dazu bewegt, an diesem Samstagmorgen schon um 8 Uhr auf die sogenannte Panzerwiese oberhalb der Stadt zu kommen? „Es ist der Spaß – und wir sind ‚ne tolle Truppe.“ Eine tolle Truppe in deutlich geringerer Stärke als sonst. Auch das sei anders. Weil es das Landratsamts so wolle.

Die Corona-Pandemie nimmt keine Rücksicht auf Brauchtum. Auch für die Funkenmannschaft gilt die Abstandsregel – auf Straßen und Gehwegen genauso wie auf dem Anhänger. „Sonst stehen wir hier zu zweit“, erklärt Jonas Daerr. Dann würde alles schneller gehen. Aber es dürften ja auch weniger sammeln als sonst.
Zu zweit ließen sich die hochgereichten oder -geworfenen Christbäume auf der Ladefläche besser verdichten. Damit möglichst viele darauf passen – und das Gespann nicht unnötig oft zum Abladen auf die Panzerwiese fahren muss.
„Nein, noch nicht“, antwortet Daerr auf die Frage, ob er friere. Dank der richtigen Kleidung, vielen Schichten und der grün-gelben Jacke mit dem Funkenmannschaftsaufdruck. „Kalt wird‘s erst, wenn die Füße nass sind – vom Schnee auf den Christbäumen“, erklärt Daerr.

Das Landratsamt pocht auf strenge Regeln
Zunächst schien das Sammeln der Christbäume recht problemlos. Auf die Anfragen beim Bürgermeister und beim Leiter des Ordnungsamts habe es positive Reaktionen gegeben, erzählt Johannes Schmidschneider, als Funkenmeister der Kopf der Mannschaft. Bürgermeister Georg Riedmann versprach Unterstützung, Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess schlug eine praktikable Lösung vor. Doch dann seien die Vorgaben aus dem Landratsamt gekommen. Sehr viel strenger – und gültig für den gesamten Kreis. „Was sollen wir machen?“ sagt Berti Müller, „wir müssen uns dran halten – und tun das auch.“
Geld fürs Abholen – und die Brauchtumspflege
„Christbäume!“ brüllt der junge Mann auf dem hochwandigen Drehschemel-Anhänger. Es öffnet sich ein Fenster im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses. Eine ältere Dame erscheint. Doch sie wirft keinen geplünderten Weihnachtsbaum heraus, sondern sie winkt mit einem zusammengerollten Plastiktütchen. Der Mann auf dem Schlepper ruft seinen Dank, winkt. Ein anderer junger Mann eilt dorthin, wo das kleine Bündel voraussichtlich ankommen wird. Es enthält den schmalen Obolus, den die Markdorfer Funkenmannschaft fürs Abholen der ausgedienten Christbäume erwartet. Neuerlicher Dank nach oben zu der freundlichen Dame. Die langsam rollende Zugmaschine hat unterdessen schon ein gutes Stück Wegs gemacht.