Rund 60 Pferde leben derzeit auf dem Pferdehof Marquart in Ittendorf. Eine neue Heuhalle war nötig und im Zuge dieser Erweiterung und Investition haben sich Brigitte und Tobias Marquart für einen weiteren Einsteller und einen zweiten Trail – einen Laufweg für die Pferde – entschieden. „Wir versuchen, den Pferden ein so naturgetreues Leben wie möglich zu bieten“, sagt Brigitte Marquart zu dieser Form der Tierhaltung. Das bedeutet, dass die Tiere artgerecht in einer Herde leben dürfen, wo sie sich ihre Partner und Freunde selbst aussuchen können.

Die Pferde haben die Möglichkeit, sich auf dem rund zwei Kilometer langen ersten Trail und auf 2000 Quadratmeter befestigter Fläche jederzeit frei bewegen zu können. „Manche Pferde fühlen sich allerdings in einer kleineren Herde wohler“, sagt Besitzerin Brigitte Marquart. „Und diese Tiere können jetzt auf den neuen, kleineren Trail.“

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Umstellung von Offenstallhaltung auf Trailhaltung

2018 hat das Ehepaar den Hof von der Offenstallhaltung auf Trailhaltung umgestellt. „Damals haben wir den ersten Trail gebaut, rund zwei Kilometer Laufwege, die das ganze Jahr offen sind“, erklärt Brigitte Marquart. Bei diesem Konzept sind Ruheplätze, Wasserstellen und Futterstellen voneinander getrennt, sodass sich die Tiere entsprechend ihrem natürlichen Lauftrieb zwischen den Funktionsplätzen hin und her bewegen können. Es gibt zahlreiche Unterständen, an denen die Tiere Schutz finden. Während der Weidesaison werden Koppeln und Matschkoppeln geöffnet und die Pferde können sich nach Belieben austoben.

Ausblick auf einen Teil des neuen Trails, mit mehreren überdachten Futterstellen und verschiedenen Laufwegen für die Tiere.
Ausblick auf einen Teil des neuen Trails, mit mehreren überdachten Futterstellen und verschiedenen Laufwegen für die Tiere. | Bild: Heike Gumsheimer

Warten auf eine neue Maschine

Der neue Trail führt vom Hof ein wenig bergauf Richtung Westen. Ein Stück an der Straße entlang, vorbei an einem vollständig überdachten Heuhaufen, wo die Tiere zukünftig entstaubtes Heu fressen können. „Wir haben eine Heuentstaubungsmaschine gekauft, allerdings verzögert sich die Lieferung wegen der aktuellen Lieferengpässe gerade noch“, erklärt Tobias Marquart beim Rundgang auf dem neuen Trail.

Ein Pferd trottet von der Futterstelle zur Wasserstelle und zurück, das Gelände der Trails variiert. Mal laufen die Tiere auf Beton, mal auf Wiese oder Pflastersteinen oder naturbelassenem Gelände. Auch eine Holztreppe habe die Vierbeiner zur Auswahl. Mal ist es flach, mal bergig, für alle Launen das passende Gelände. „Das Gelände des zweiten Trails ist insgesamt etwas kleiner, daher wird die Herde mit rund 20 Tieren auch kleiner sein, aber proportional haben die Pferde hier etwas mehr Liegefläche“, erklärt der Hofbesitzer.

Feebee trottet von den überdachten Futterstellen zu Wasserstelle und später wieder zurück. Die Tiere bewegen sich auf dem Gelände frei ...
Feebee trottet von den überdachten Futterstellen zu Wasserstelle und später wieder zurück. Die Tiere bewegen sich auf dem Gelände frei nach ihren Bedürfnissen. | Bild: Heike Gumsheimer

Ist das Tier für eine große oder kleine Herde geeignet?

Vor Kurzem wurden einige Tiere aus der bisher großen Herde in die neue kleinere Herde umgesiedelt. Insgesamt habe es problemlos funktioniert, nur ein Tier sei laut dem Ehepaar nicht klar gekommen. Es wollte zurück in die große Herde. „Wenn neue Pferdebesitzer kommen, um ihr Tier hier einzustellen, entscheiden wir gemeinsam mit ihnen, ob sich für das Tier eher für die große oder die kleine Herde eignet“, erklärt Brigitte Marquart die Einteilung.

Auf den Trails gibt es Bürsten und Schlecksteine, die die Tiere nach Lust und Laune nutzen können.
Auf den Trails gibt es Bürsten und Schlecksteine, die die Tiere nach Lust und Laune nutzen können. | Bild: Heike Gumsheimer

Pferdebesitzer freuen sich über mehr Freiraum

Melanie Gäng aus Markdorf kommt seit vier Jahren auf den Pferdehof Marquart. „Mir gefällt der Stall und ich mag das Konzept. Ich halte es einerseits für artgerecht und andererseits ist es für mich sehr pflegeleicht“, sagt die 31-Jährige, die normalerweise dreimal in der Woche vor Ort ist. Klappt dies nicht, müsse sie sich nicht darum kümmern, dass jemand ihr Pferd bewegt. „Es bewegt sich ohnehin den ganzen Tag auf dem Gelände und füttert sich quasi selbst. Das gibt uns Besitzern mehr Freiraum, auch in der Urlaubszeit“, erklärt die berufstätige Mutter. Dass die Tiere viel unterwegs sind, bestätigt auch Brigitte Marquart. „Ein Wildpferd bewegt sich rund 30 Kilometer am Tag, wir haben einige unserer Tiere mal getrackt und sie kamen immerhin auf 12 bis 15 Kilometer am Tag.“

Melandie Gäng auf Tulamore Girl und Ciara Deininger mit Irresistible Light haben ihre Pferde auf dem Hof eingestellt. Das Konzept gibt ...
Melandie Gäng auf Tulamore Girl und Ciara Deininger mit Irresistible Light haben ihre Pferde auf dem Hof eingestellt. Das Konzept gibt den Halterinnen und ihren Tieren mehr Freiraum. | Bild: Heike Gumsheimer

Auch Ciara Deiniger hat ihre beiden Pferde bei Marquarts eingestellt. Eines davon hat sie erst seit einem halben Jahr. Davor war das Tier die Boxenhaltung gewöhnt und wurde als Rennpferd genutzt. „Ich spüre, dass er sich hier wohlfühlt. Er kommt immer gleich an und ich glaube, er ist froh, dass er nicht mehr diesen Rennstress hat“, vermutet die 17-Jährige.

Auch sie schätzt den Komfort, sich nicht immer kümmern zu müssen und trotzdem zu wissen, dass die Tiere Bewegung bekommen. Dies ist für Ciara Deiniger sehr wichtig, da sie ab Sommer eine Ausbildung beginnt und weniger Zeit haben wird.

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Pferde brauchen bei Umstellung Unterstützung

„Die Pferde, die aus der klassischen Boxenhaltung zu uns kommen, tun sich anfangs schwerer. Sie müssen erst wieder denken lernen. Wo kriege ich Futter, wie komme ich dahin?“, erklärt Brigitte Marquart die Umstellung. Einige Tiere schaffen das intuitiv, die meisten brauchen ein wenig mehr Unterstützung, sagt sie. Bisher habe sie nur ein einziges Tier erlebt, das mit der neuen Freiheit überfordert war.