Als Lehrer im Unruhestand hatte ihn Kirchenmaus Conny Rick angekündigt. Doch da bei Pensionär Manfred Weiss weder an Ruh noch an Schlaf zu denken ist, denkt er in der Nacht an Markdorf. Was aber auch für den Tag gilt. Wenn Weiss auf Fitzenweiler schaut, erblickt er dort „Glaspaläste für Reiche wachsen“, wo einst Hüttlein am Waldesrand standen. Und Ruh‘ sei da keine über den Wipfeln. Muss doch der Stadtförster Bäume fällen, um mit dem Ertrag die Löcher in der Stadtkasse zu stopfen. Willkommen beim Dreckkübelgschwätz in der Stadthalle!

Fluglotsenstreik im Pfarrhaus
Pfarrer Ulrich Hund hat über das angedachte Hotel beim Bahnhof mokiert. In der Tracht orientalischer Teppichpiloten war der Geistliche in den Dreckkübel gestiegen. Sein fliegendes Textil hatte ihm zuvor den Dienst verweigert. Vielleicht, weil das Redemanuskript zu schwer war. Gedankenschwere sei ihm begegnet, „Wenn ich ein paar Worte mit Hauptamtsleiter Schiele wechseln wollt.“ Detailverliebt und ausführlich „schweben dessen Gedanken zu Themen aus jeder Epoche – über den Wolken“, verriet Hund kein Beichtgeheimis. Viel zu groß, was in Bahnhofsnähe wachsen soll. Das neue Hotel, das „Moxy“. Ein rechter „Wolkenkratzer“, vermeldete Hund.


Wohin mit den Scootern?
Laut gellend fuhr die Kirchenmaus, Cornelia Rick, in den Saal ein. Ihr Gefährt, den Roller, ließ sie gleich fallen. „Das geht aber gar nicht“, verwies sie Obertormaus Nicola Benz solche Achtlosigkeit. Der Kirchenmausroller stand vielen E-Scooter in Markdorf. Die angekündigt waren, nun aber ausfallen, weil sich keiner findet, der sie wartet. Die Stadt hat ein Verkehrsproblem – und die Verwaltung ein Kommunikationsproblem, befanden die drei Mäuse. Stadtmaus Annika Rössler wollte es lösen: „Dem Schultes deutliche Worte sagen“, vor allem aber mit der Pfote auf den Tisch hauen. Woraus ein putziges Mausepfötchenwinken wurde. „Hallo! Keine Zeit? Ach, das macht nichts – schönen Abend und Adele!“ winkte die Stadtmaus dem Bürgermeister.


Halle hin, Halle her – Hauptsache geschunkelt
Ziemlich weit vorn saß der Bürgermeister, so wie der übrige hohe Besuch – die Landtagsabgeordneten Klaus Hoher und Martin Hahn sowie Landrat Lothar Wölfle. Die Prominenz sitze im Trockenen. „Tropfen tut‘s dort hinten“, bemängelte Zunftmeisterin Birgit Beck. „Wir brauen dringen eine neue Halle“, war denn ihr Wunsch. Applaus aber auch fürs Lob der vermeintlich „angestaubten“ Stadthalle: zum Beispiel Manfred Weiss oder von Christian Amann, der den Hausmeister mit französischem Akzent gab.


Beide blickten außer auf die Halle auch auf die Südumfahrung. Amann lüftete das Eidechsen-Geheimnis. Für 5,20 Euro bekommt man im Darknet eine Zauneidechse. „Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?“ wandte sich der Hausmeister mit der Schlump-Lied-Melodie an die Tierchen. Deren Antwort: „Baustopp, Baustopp, aber flott!“ Nichts geht mehr, „rien ne va plus“, so Amanns Befund.
Gut g‘schumpfe ist genug
Fritz Löffler, der Mann aus dem Süden der Stadt, hat Tag für Tag den gleichen Eindruck. Wenn er in den Markdorfer Norden will, doch von der neuen Ampelanlage ausgebremst wird. „34 einzelne Ampeln, die Ampeln für die Radfahrer gar nicht mitgerechnet, und jedes Lichtlein will mal drankommen. Das kostet Zeit.“ Zeit investieren die Leute im Süden lieber für Badisch-Kurse. Schimpfen auf Alemannisch – von „Sau bis Säckel, von Hennefiedle bis Schofsäckel“. Gemeinsames Fluchen führe die Menschen zusammen.


Wenn Rom das hört!
Wieder einmal Tacheles hat Peter Nikola gesprochen, der Dekan aus Salem. Mit der Narrenkappe auf dem Kopf blies der Geistliche jenen den Marsch, die „vor lauter politischer Korrektheit“ ihren Kindern das Indianer-Kostüm verleiden. Kirchen-politisch korrekt ist allerdings nicht, wenn der Dekan die Messgewänder der römischen Kardinäle als „liturgische Reizwäsche“ bezeichnet. Ob die Narrenkappe ihm wohl schirmt, wenn die Putins, Xi Jinpings und Kim Jong-uns dieser Welt hören, dass der fromme Mann ihnen Coronaviren, gar noch Schlimmeres an den Hals wünscht.

Im Wald wächst Hilfe
Vielleicht wüsste ja Manuela Boll Rat. Sie spielte die Kräuterhexe aus dem Gehau-Wald. Da sollte sich doch wohl auch ein Kraut gegen Unmenschlichkeit finden lassen. Man muss ja nicht gleich den ganzen Unmenschen vergiften.

Ungeliebte Levitenleserinnen
Angie Ummenhofer zeigte sich als Aktivistin. Sie klebte sich am Dreckkübel fest. Ans Weghören denken Männer, wenn über Frauen am Altar diskutiert wird. „Bekommen sie doch schon zu Haus die Leviten gelesen.“ Da brauchen sie nicht noch Gardinenpredigten in der Kirche, erklärt die Aktivistin.

Männlich, weiß und deutsch
Für mehr Gendergerechtigkeit wenigstens bei den Markdorfer Narren machten sich indes die BZM-Schulleiterinnen Diana Amann und Marianne Licciardi-Haberbosch stark. Eine Greteler würde sich gut ausmachen an der Seite des Hänselers. Viel Schelte gab‘s von den beiden für die Politik. „Man schreib Stellen aus – m, w, d“ – meint damit aber nicht männlich, weiblich, divers, sondern „männlich, weiß und deutsch“.


Kein Problem damit hat der Vermessungstrupp. Clemens Scheidweiler und Jens Neumann finden viel problematischer, „wenn Leute die Narrenkappe mit rotem Kamm aufsetzen“, damit Eindruck schinden im Saal, doch wenn‘s ums Arbeiten geht für die Fasnet nie zu sehen sind.
Nur mit Führerschein auf Bühne

Keine Drückeberger sind Uwe Schulz und Kevin Maraun. Ganz im Gegenteil: Keine Herausforderung ist ihnen zu hoch. Doch wenn die Dreckkübelgschwätz-Dekoration an der Hallendecke nicht per Leiter angebracht werden darf, wenn die Vorschriften der Verwaltung fürs Bedienen einer Arbeitsbühne ein „Führerschein“ verlangt wird, dann stoßen selbst ein Hänseler-Major und der Narrenbüttel an ihre Grenzen.