Wolf-Dieter Guip, Nicole Burkhart, Toni Ganter, Claudia Wörner, Jörg Büsche und Jan Manuel Hess

Manuel Haag arbeitet bei einem großen internationalen Konzern in Friedrichshafen als Produktmanager: „Seit dem Lockdown im März arbeite ich im Homeoffice in Untersiggingen und sehe das als Vertrauensbeweis durch den Arbeitgeber und als gewisses Privileg.“ Er sei in der glücklichen Lage, über einen ausreichenden Büroraum im Haus zu verfügen, der auch von seiner Frau genutzt wird. Auch dies sieht er als Privileg, weil es Kollegen gibt, die gewissermaßen das Wohnzimmer zum Homeoffice umgestalten mussten.

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Manuel Haag hat auch vor der Corona-Pandemie schon hin und wieder im Homeoffice gearbeitet, deshalb komme er gut damit zurecht. „Allerdings fehlt mir der soziale Kontakt zu den Kollegen, zumal wir uns öfter abstimmen müssen, was Face to Face einfach besser ist“, so Manuel Haag. Er ist ein Frühaufsteher und arbeitet gewöhnlich ab 6 Uhr bis 18 Uhr mit einer angemessenen Mittagspause. „Ich bin jetzt flexibler und kann schon mal die Kinder in die Schule beziehungsweise den Kindergarten bringen, wenn meine Frau Dienst hat.“ Er könne auch weitgehend ungestört arbeiten, weil Kinder und Hund es respektieren, wenn die Bürotür zu sei. „Ich bin selbst recht diszipliniert und lasse mich nicht ablenken.“

Oliver Karmann fehlt die Bewegung im Homeoffice

Oliver Karmann befindet sich seit Anfang November nach einer Unterbrechung über den Sommer inzwischen das zweite Mal in längerem Homeoffice. „Dennoch möchte ich als Führungskraft versuchen, immer mal wieder vor Ort zu sein, um mein Team im Büro zu unterstützen“, erklärt der 36-Jährige. Denn genau das ist es auch, was ihm in dieser Zeit fehlt: der zwischenmenschliche Kontakt mit den Kollegen der Firma Wagner in Markdorf, der informelle Austausch bei einem kurzen Kaffee, die nonverbale Kommunikation, die bei klassischen Calls nicht zum Tragen kommt. „Den ganzen Tag nur vor dem Rechner in der Wohnung sitzen und sich kaum bewegen“, nennt Karmann, der in Kluftern-Lipbach lebt, einen weiteren Nachteil.

Auch Hund Levi ist beim Homeoffice von Oliver Karmann aus Kluftern mit dabei.
Auch Hund Levi ist beim Homeoffice von Oliver Karmann aus Kluftern mit dabei. | Bild: Nicole Burkhart

Tatsächlich hat sich seine Schrittzahl eines normalen Bürotages um mehrere tausend reduziert. Dafür schätzt er die flexiblere Tagesplanung im Homeoffice, auch wenn er häufig mehr und länger arbeitet als im Büro. Zur Mittagspause kann er seine Tochter in der Schule abholen und mit ihr über die Hausaufgaben schauen. „Im Gegenzug ist es aber gerade für Leute, die alleine leben, eine große Herausforderung, wenn diese täglichen persönlichen Arbeitskontakte wegfallen“, weiß er und sieht auch seine Aufgabe als Vorgesetzter darin, seine Mitarbeiter dabei gut im Blick zu haben.

Wunsch nach einer guten Kombination aus Homeoffice und Office

Grundsätzlich sieht Oliver Karmann das Homeoffice aber als Bereicherung, gerade weil Prozesse dahingehend hinterfragt werden, ob sie den digitalen Anforderungen genügen und daraufhin optimiert werden. Er wünscht sich für die Zukunft, dass auch andere Firmen die bei Wagner bereits umgesetzte Chance nutzen und ihren Mitarbeitern weiterhin das Vertrauen schenken, um eine gute Kombination aus Homeoffice und Office möglich zu machen.

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Arbeitstage zu Hause gleich wie im Geschäftsbüro organisiert

Henrik Augner hat es in seinem Markdorfer Homeoffice vergleichsweise komfortabel. Der Projekteur arbeitet für die SMS group GmbH, Standort Ravensburg, mit Notebook und drei Monitoren an Fabrik-Layouts zur Fertigung von Pipeline-Anlagen für die Öl-, Gas- und Wasserindustrie. „Die SMS Group war schon vor dem ersten Lockdown für Homeoffice aufgeschlossen. Ich habe daheim eins zu eins die gleiche technische Ausstattung wie im Geschäftsbüro.“

Der Markdorfer Henrik Augner, Projekteur für Pipeline-Anlagen, zu Hause im vollausgestatteten Homeoffice mit PC und drei Monitoren. Er ...
Der Markdorfer Henrik Augner, Projekteur für Pipeline-Anlagen, zu Hause im vollausgestatteten Homeoffice mit PC und drei Monitoren. Er führt gerade ein Videotelefonat mit einem Kollegen, der im Ravensburger Büro sitzt. | Bild: Ganter, Toni

So rund eine Woche zum Eingewöhnen habe er schon gebraucht, erzählt Augner. „Ich musste ja die Funktionsweise der für mich neuen Programme kennenlernen.“ Beispiel Videokonferenzen. „Wir im Haus arbeiten mit Skype und Teams. Eines Tages hat kurzfristig ein ägyptischer Kunde über Zoom zu einer wichtigen Besprechung eingeladen. Und plötzlich war alles wieder ein bisschen anders.“

Den direkten Kontakt zu Kollegen vermisst Augner schon: „Auch mal Gespräche in der Vesper- oder Mittagspause abseits des Tagesgeschäfts über Freizeit, Ausflüge oder einfach nur das Wetter.“ Und die Arbeitsabläufe? „Telefonate, Videokonferenzen – teils mit bis zu 40 Teilnehmern, auch weltweit – werden noch effektiver geführt.“ Ein Vorteil sei die etwas flexiblere Arbeitseinteilung, wenn es um wichtige Erledigungen oder Arzttermine gehe. „Wäre ich im Geschäftsbüro, müsste ich dafür Gleitzeit oder gar einen Tag frei nehmen.“ Für Augner hat Homeoffice ein weiteres gutes Argument: „Es hat sich bewahrheitet, dass nicht für jede Besprechung mit Kunden eine Flugreise notwendig ist. Und es sind deutlich weniger Autofahrten. Das schont die Umwelt.“

Barbara Jakobs-Mogwitz macht das Beste aus der Situation

Barbara Jakobs-Mogwitz erklärt, dass Technik so gar nicht ihr Ding, sei. Doch als der Betreiberin eines Yoga-Studios in Markdorf schon beim ersten Lockdown im Frühjahr klar wurde, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mehr zu ihr kommen können, „da musste ich eben zu ihnen nach Hause“. Das Beste daraus machen, ihr Lebensmotto, galt auch in dieser, ganz neuen Situation. Und überaus positiv sei auch die Resonanz. „Klar gibt es auch Menschen, die ihre Yoga-Übungen nicht per Zoom-Konferez machen wollen“, räumt die Lehrerin ein.

Barbara Jakobs-Mogwitz während eines gestreamten Yoga-Kurses.
Barbara Jakobs-Mogwitz während eines gestreamten Yoga-Kurses. | Bild: Privat

Die meisten seien indes froh, über den Internet-Kanal weiterhin an ihrer Fitness und an ihrer inneren Entspannung arbeiten zu können. „Drum nehme ich die technischen Anlaufschwierigkeiten gerne in Kauf.“ Allzu groß können sich die Probleme mit Leitungen und Programmen indes nicht auswachsen. Ihr Mann, Dietmar Mogwitz, ist IT-Fachmann – und arbeitet gleichfalls im Homeoffice. Sobald sein dicht gesteckter Aufgabenplan ihm eine Lücke lässt, löst, was bei der Technik hapert. Weshalb die Yoga-Lehrerin ihre Kurse per Video-Stream ins Netz verlagerte.

Yoga-Stunde findet nun per Video-Stream statt

„Ich bin sehr froh, weitermachen zu können“, erklärt die Yoga-Lehrerin – mit Blick auf Branchen, die nicht ins Netz ausweichen können. So habe sie doch noch ihre Einnahmen, musste keine Hilfe in Anspruch nehmen. Im Frühjahrs-Lockdown habe sie irgendwann auch zweigleisig gearbeitet: im Studio – mit Abstand – und per Video-Stream. Ob sie diese Variante wieder aufgreifen möchte, sei noch offen. „Das direkte Miteinander, das beim Yoga so wichtige Auf-den-Atem-Hören-Können“ gebe es ja nicht per Internet.

Barbara Jakobs-Mogwitz unterrichtet ihre Schüler derzeit per Video-Konferenz und -Plattform.
Barbara Jakobs-Mogwitz unterrichtet ihre Schüler derzeit per Video-Konferenz und -Plattform. | Bild: Jörg Büsche

Armin Hager hat sein Homeoffice in den Wohnwagen verlegt

Armin Hager aus Oberteuringen arbeitet drei Tage daheim im Homeoffice und an zwei Tagen vor Ort im Büro bei der MTU Friedrichshafen. Bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr war er im Homeoffice. „Zuerst konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Aber es lief teilweise sogar besser als im Büro, weil ich hier weniger Ablenkung habe“, berichtet er. Als seine Kinder allerdings ebenfalls im Homeschooling waren, sah das anders aus. Deshalb hat Armin Hager in den wärmeren Monaten sein Büro kurzerhand in den Wohnwagen im heimischen Garten verlegt. „Das war toll, um für die Arbeit komplett Ruhe zu haben.“

Armin Hager aus Oberteuringen hat in seinem Wohnwagen gearbeitet.
Armin Hager aus Oberteuringen hat in seinem Wohnwagen gearbeitet. | Bild: Bernadette Weber/privat

Dank Kaffeemaschine an Bord hätte er sich gut versorgen können und es seien ja auch nur wenige Schritte bis ins Haus gewesen. Inzwischen sind seine Jungs wieder in der Schule und das Arbeitszimmer im Haus ist deutlich einfacher zu heizen als der Wohnwagen. Grundsätzlich kommt Armin Hager im Homeoffice gut klar und er kann sich auch in der Nach-Corona-Zeit ein bis zwei Tage pro Woche im heimischen Büro vorstellen.

„Die persönlichen Kontakte fehlen allerdings schon“, so die Erfahrung des Elektrotechnikers für die Inbetriebnahme von Prototypen. Bei manchen Aufgaben stimme man sich in der Firma kurz ab. Im Homeoffice würde das deutlich länger dauern. Geändert hätten sich auch seine Kundenkontakte. „Früher war ich viel bei ihnen vor Ort, heute telefonieren wir oder ich schreibe Anleitungen.“

Ralf Schwegel schätzt die Zeit mit seiner Familie

Wenn Ralf Schwegel in seinem „Home-Office“ in Ahausen sitzt, dann schätzt er vor allem, dass er mehr Zeit mit seiner Familie erleben kann. „Es ist schön gemeinsam Mittag zu essen, auch wenn das nicht immer klappt, da oftmals genau dann Besprechungen stattfinden“, erzählt Schwegel. Das Home-Office hat für ihn Vor- und Nachteile gleichermaßen, Zeitersparnisse bei den Wegzeiten, die ruhigere Arbeitsatmosphäre findet er toll. Doch leiden die persönlichen Beziehungen zu Arbeitskollegen und man spüre weniger die Atmosphäre, wie gerade die Stimmung in der Abteilung oder im Projekt sei. Es fehle einfach der Informationsfluss, etwa während der Mittagspause oder beim gemeinsamen Kaffee.

Ralf Schwegel an seinem häuslichen Arbeitsplatz.
Ralf Schwegel an seinem häuslichen Arbeitsplatz. | Bild: Ralf Schwegel

Im Familienalltag habe sich für ihn seiner Auffassung nach nicht allzu viel geändert, „da ich mich ja jederzeit in ein Bürozimmer zurückziehen kann.“ Doch wie sieht das seine Familie? „Für die vielleicht ein wenig, da sie nicht mehr zu jeder Zeit ihre Instrumente spielen können. Meine Frau beklagt sich zudem vermehrt, jetzt jeden Tag kochen zu düfen, auch wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind.“ Manchmal werde den Kindern auch der Zugang zum WLAN versagt, damit die Verbindung für eine Telefonkonferenz inklusive der Präsentation von datenintensiven Anwendungen ausreiche.

Und die vielleicht interessanteste Frage: Trägt Ralf Schwegel bei Konferenzen eine Hose? Ja, natürlich, tue er das. „Obwohl man es nicht sehen kann, da wir in der Regel kein Livebild von uns senden. Ich trage die gleiche Kleidung wie, wenn ich im Büro wäre.“