Die Lockerungen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie gelten in Baden-Württemberg vorerst nicht für Gottesdienste, aber die Landesregierung führt Gespräche mit Kirchenvertretern, unter welchen Bedingungen Gottesdienste – voraussichtlich im Mai – wieder stattfinden könnten. Der SÜDKURIER hat bei den Markdorfer Pfarrern Ulrich Hund und Tibor Nagy nachgefragt, wie sie die Situation einschätzen.
Wie kann Abstand in der Kirche eingehalten werden?
„Dass die Gottesdienste noch nicht bei den Lockerungen dabei sind, leuchtet mir inhaltlich gesehen ein“, sagt der katholische Pfarrer Ulrich Hund. „Wenn wieder Gottesdienste möglich sind, werden wir schauen müssen, wie wir den Abstand größer halten, das kann im Kirchenschiff bei nicht so gut besuchten Gottesdiensten gelingen, im Altarraum nur mit freien Plätzen dazwischen – und bei gut besuchten wird es schwierig sein.“ In manchen der kleinen Kapellen würde das vermutlich nicht gehen, so Hund. Und gerade in denen finden die Maiandachten statt.
„Wir warten im Augenblick noch auf Vorgaben beziehungsweise Konkretionen vom Land und dem Erzbistum“, sagt Ulrich Hund. Andere Veranstaltungen der Kirchengemeinde müssen abgesagt werden, wie beispielsweise das Pfarrfest. „Natürlich fehlt mir, dass ich mit der Gemeinde Gottesdienst feiern kann. Aber in der jetzigen Situation habe ich Verständnis für die Maßnahmen“, so Hund.
Auch Tibor Nagy, evangelischer Pfarrer, vermisst die gemeindlichen Aktivitäten, aber er würde es für „vorschnell und verfrüht“ halten, wenn Gottesdienste jetzt schon wieder geöffnet werden würden. „Denn es ist leider bekannt, dass auch Gottesdienste und Konzerte in der Vergangenheit große Verbreitungsherde für Viren waren“, so Nagy. „Natürlich fehlt diese Gemeinschaft, und es ist für viele irritierend, dass Baumärkte geöffnet, aber Kirchen geschlossen sind.“
Singen mit Mundschutz? Einlasskontrolle am Eingang?
Aber gerade die älteren Menschen, die in die Gottesdienste kommen, die gelte es besonders zu schützen. Dazu kommt auch die Frage der Durchführbarkeit, sollten Gottesdienste wieder erlaubt werden. Singen und Beten mit Mundschutz, Einlasskontrolle am Eingang? „Das kann ich mir schwer vorstellen“, so Nagy.
Bei allem was gerade vermisst wird, so kann Pfarrer Nagy der Situation auch positive Seiten abgewinnen. „Ich erlebe gerade viel Experimentierfreude und tolle Projekte, wie Kirche zu den Menschen kommt, das sollten wir wahrnehmen und würdigen.“ Es gebe vieles, was gerade wächst, und wie Menschen gottesdienstliche Angebote auf anderen Wegen wahrnehmen können.