Siebzehn Stunden war Dietmar Künzig für die rund 1700 Kilometer von Markdorf nach Baraolt in der Region Siebenbürgen in Rumänien unterwegs. Dort befindet sich die Dr.-Simmonffy-Stifung und das Lager der Markdorfer Bürgerhilfsgemeinschaft Jakab. Die Hilfsgüter rollten fast zeitgleich mit Künzig nach Baraolt. „Ich wollte etwas früher vor Ort sein, um mal wieder nach dem Rechten zu sehen, Zeit für unsere Mitarbeiter und ihre Anliegen zu haben und natürlich beim Auspacken zu helfen“, erklärt Künzig im Gespräch mit dem SÜDKURIER den Grund für seine Tour.
Vor Ort begleitete er an einem Vormittag die Schwestern der Sozialstation bei ihrem täglichen Dienst und war begeistert. Eine neue junge Mitarbeiterin habe sich sehr gut eingearbeitet, die beiden Damen seien in kurzer Zeit zu einem Team zusammengewachsen. Die Qualität der Pflege sei hoch, alle Bedürftigen seien sehr gut versorgt gewesen. „Der große Unterschied zur mobilen Altenpflege in Deutschland ist jedoch, dass die Schwestern hier mehr Zeit für die alten Menschen haben. Da wir auch mal gescherzt, gelacht und zugehört.“ Zum Zuhören nahm sich auch Künzig Zeit und fand heraus, dass die Schwestern großen Bedarf an einem Auto haben, um auch Pflegebedürftige in entfernteren Teilgemeinden betreuen zu können.
Vor Ort in Baraolt muss nun saniert werden
Bei der Inspektion des Lagers stellt Künzig fest, dass das Dach im bisher unsanierten Teil des Gebäudes zwischenzeitlich leckt. Notdürftig wurden die Stellen mit Planen abgedichtet, aber für Künzig ist klar, dass die erwarteten Hilfsgüter nur im sanierten, trockenen Teil gelagert werden können und dass in einem ersten Schritt das Dach repariert und dann auch dieser Gebäudeteil saniert werden muss.

Auch einige Besprechungen stehen auf seiner To-Do-Liste. Mit einem befreundeten Helferkreis, dem ärztlichen Direktor des Krankenhauses und dem Bürgermeister der Stadt. „Wir müssen eine der beiden Wohnungen, die zur Stiftung gehören, renovieren, um Wohnraum zu schaffen für junge Ärzte des Krankenhauses“, erläutert Künzig.
Hilfe aus Markdorf unterstützt auch Ukrainer in Rumänien
Dann am nächsten Morgen kommen die Lkw. Mit einem großen örtlichen Helferteam sind beide in rund drei Stunden entladen. „Die Damen in Markdorf haben alles vorsortiert. Einige Kisten gehen direkt an die Sozialstation, andere ins Krankenhaus, der Rest ins Lager“, erklärt Künzig die Verteilung. Einer der Helfer ist selbst vor wenigen Wochen aus der Ukraine geflüchtet. Als Rumäne, verheiratet mit einer Ukrainierin, konnte er mit Frau und Kindern das Land verlassen und fand vorerst Unterschlupf bei Familienangehörigen in Baraolt. „Sie kamen mit dem, was sie am Leib trugen und was schnell gepackt in ein Auto passt“, sagt Künzig. Jetzt seien sie dankbar für die Unterstützung, die sie durch die Hilfslieferungen erhalten.

„Rumänien ist im Moment vor allem Durchgangsland für Ukrainer. Wer keine Verwandtschaft hat, zieht weiter. Aber wer weiß, wie sich der Krieg noch entwickelt. Im schlimmsten Fall sind wir vor Ort und können dann vielen Menschen schnell helfen“, erklärt Künzig. Am Nachmittag sitzen die Helfer bei einem Vesper zusammen: Ausruhen, essen und sich austauschen.
Für Künzig geht es am nächsten Tag wieder zurück in die Heimat nach Markdorf. „Ich vertreibe mir die Fahrstunden mit Radio hören, stelle den Tempomat ein und kann dann auch ein bisschen die tolle Landschaft genießen“, erzählt er.