Ende der Woche starten zwei 40-Tonner in Richtung Baraolt, eine kleine rumänische Gemeinde in der Region Siebenbürgen. Dort befinden sich die 1993 von der Bürgerhilfsgemeinschaft Jakab aus Markdorf gegründete Dr.-Simmonffy-Stifung und ein Lager. Es ist kurzes Zwischenziel für alle geladenen Hilfsgüter, bevor diese von dort an Flüchtlinge aus der nahe gelegenen Ukraine verteilt werden.
„Wir bepacken zwei Tage lang die Lastwagen, die wir von der Spedition gemietet haben. Dann macht sich ein Fahrer auf den Weg“, erklärt Dietmar Künzig, Mitglied der Hilfsgemeinschaft und einer der Organisatoren der Hilfstransporte. Rund zwei bis zweieinhalb Tage ist er für die etwa 1600 Kilometer unterwegs, im Moment sogar länger, wegen erhöhter Kontrollen an der Grenze.

Jeder weiß was zu tun ist – echtes Teamwork
In Wirrensegel auf dem Sprißlerhof ist das heimatliche Lager der Hilfsgemeinschaft. Bis unter das Dach gestapelte Bananenkisten werden zur Laderampe gereicht. Von dort rutschen sie über eine schiefe Ebene in den Lastwagen und werden im Laderaum aufgestapelt. Ein gutes Dutzend Männer und Frauen helfen an diesem Abend mit. „Glücklicherweise haben wir viele Mitglieder, die sich seit Jahren engagieren. So sind wir auch beim Verladen ein eingespieltes Team. Da muss nicht viel gesagt werden, jeder weiß was und wie es zu tun ist“, sagt Künzig.

Medikamente und Kleidung werden gebraucht
Verschickt werden auch dieses Mal Matratzen, Fahrräder, Kleider, Decken, Kissen und Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs. „Es sind jetzt viele Flüchtlinge in der Region. Sie brauchen Unterstützung. Stellen Sie sich nur mal vor, die sind vor sechs Wochen noch mit Wintermantel und Winterschuhen geflüchtet. Jetzt wird es wärmer und sie brauchen zum Beispiel andere Kleidung“, erklärt Künzig.
Seine Leute vor Ort haben wiederum Kontaktleute und wissen daher sehr genau was, wo gebraucht wird. „Das kann dann ganz gezielt aus unserem Lager dort zusammengestellt und wenn nötig mit Kleintransportern weiter transportiert werden“, beschreibt Dietmar Künzig die Organisation der Verteilung vor Ort. Diesmal fährt er selber mit.

Helfen ist für die Helfer normal
Für Timea Annovazzi, Enkelin von Irma und GaborJakab, Gründer der Hilfsgemeinschaft, ist helfen ganz normal. „Durch das Engagement meiner Großeltern wurde ich früh geprägt. Helfen ist ja das Einzige, was wir tun können,“ sagt die Studentin. Sie studiert Medizin in Lausanne und Tübingen und ist gerade auf Besuch. „Ich finde es super wichtig, zu helfen. Die Situation in der Ukraine ist so belastend.“ Deshalb hat sie spontan bei der Packaktion mitgemacht.

Bürgermeister Georg Riedmann packt mit an
Bürgermeister Georg Riedmann oder einer seiner Stellvertreter kommt jedes Jahr zum Packen. „Letztes Jahr habe ich dann gesagt, dass ich beim nächsten Mal mithelfe und da bin ich“, sagt Riedmann und schubst eine Kiste in den Laderaum. Es sei ganz typisch für Markdorf, dass sich Menschen für andere einsetzen und sie unterstützen. „Ich finde das Engagement absolut großartig. Wenn man über 30 Jahre in die gleiche Partnerschaft in der gleichen Region investiert, dann lohnt es sich, dieses Engagement zu unterstützen“, so der Bürgermeister und übergibt Dietmar Künzig eine Spende der Stadt in Höhe von 250 Euro.
Sachspenden können monatlich abgegeben werden
Angelica Keller koordiniert die Annahme und das anschließende Sortieren der Spenden jeden Monat seit 14 Jahren. „Ich mache das, weil ich weiß, dass die Dinge wirklich dort angekommen, wo sie gebraucht werden“, beschreibt sie die Gründe ihres langjährigen Engagements.

„Einige Helferinnen können jedoch altersbedingt nicht mehr mitmachen“, erklärt Dietmar Künzig. Ein Generationenwechsel steht bevor. „Wir suchen daher fleißige, neue Mitglieder, die uns beim monatlichen Sortieren unterstützen möchten“, sagt er.