Zugegeben: Bei Temperaturen knapp um den Gefrierpunkt scheint ein verlängertes Wochenende oder ein Frühjahrsurlaub auf dem Campingplatz nicht allzu verlockend. Doch es sind nicht die derzeitigen Nachtfröste, die fürs beinah vollständige Fehlen von Gästen auf dem Campingplatz Wirthshof in Steibensteg sorgen. Es war die Bund-Länder-Konferenz im März, die mit ihren Beschlüssen den Auftakt der Campingsaison 2021 „verhagelt“ hat.
„Normalerweise sind wir an Ostern voll“, erklärt Claudius Wirth. Er steht auf einem leeren Stellplatz – einem von ganz vielen. Weit und breit ist kein Wohnwagen, auch kein Wohnmobil zu sehen. In normalen Jahren würden hier rund 300 Familien Ostern verbringen – und in aller Regel auch noch ein paar Tage bleiben.
Nur Geschäftsreisende dürfen übernachten
„Wir mussten allen absagen“, sagt der Campingplatz-Betreiber. Die baden-württembergische Landesregierung erlaube lediglich Übernachtungsangebote für Geschäftsreisende. Nun hofft er, dass sich der Saisonstart nur bis zum 18. April hinausschiebt. Aber er klingt überaus skeptisch. „Abgesagt haben wir per E-Mail“, erklärt Claudius Wirth. Und wer die Rezeption anwähle, der erreiche derzeit nur den Anrufbeantworter. „Auskünfte können wir im Moment kaum geben, weil wir selber nichts wissen.“
Fast wie zu Hause und doch im Grünen
Wirklich gerechnet hat Claudius Wirth mit einem Saisonauftakt zu Ostern nicht. Dafür seien die Infektionszahlen einfach zu hoch gewesen. Die Vorbereitungen wurden trotzdem getroffen. Seine Mitarbeiter hatten die Sanitäranlagen rechtzeitig instand gesetzt, die Zufahrtswege zu den Stellplätzen neu gekiest, sämtliche Wasseranschlüsse überprüft, ebenso wie die Elektroanlagen. Und – ganz wichtig – die Desinfektionsmittelspender in den Sanitäranlagen wurden erweitert, sodass in sämtlichen Duschen, in allen Toiletten für optimale Hygiene gesorgt ist. Ausdrücklich weist der Campingplatz-Betreiber auf die Einzelwaschbecken hin. Sie helfen, Kontakte zu vermeiden.

Mit alle diesen Arbeiten sind die drei Hausmeister des Campingplatzes schon seit Wochen befasst – und eigentlich auch schon lange fertig. Weshalb in den Tagen vor Ostern nur eine kurze Auffrischung gereicht hat. Zu tun gibt es genug auf dem Gelände. Die Zeit für jene Renovierungs- und Ausbauarbeiten. die sonst fehlt, ist da.
Der Trend geht zum Campingurlaub
Womöglich kann das in einigen Wochen schon wieder so sein. Wenn es so komme wie nach dem Lockdown im vergangenen Jahr. „Ab Mai waren wir komplett ausgebucht“, berichtet Claudius Wirth. Der Trend zum Campingurlaub habe sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
„Man bringt sein eigenes Zuhause mit“, erklärt Wirth. Viel kontaktärmer lasse sich die Freizeit kaum gestalten. Im Gegenteil: anders als in den meisten Wohnungen gibt es viel frische Luft. Der Abstand zum Nachbarn ist hinreichend groß, weil die Stellplätze viel Fläche haben. Und in den kontaktfreien Sanitäranlagen saugen die neu eingebauten Lüftungsanlagen die Aerosole ab.
Zittern um die Zukunft: Jeder fehlende Monat hat Folgen

„Wir haben richtig viel Geld in die Hand genommen, um alle Auflagen und noch ein bisschen mehr zu erfüllen“, erklärt Claudius Wirth. Wenn sich der Saisonauftakt noch etliche Wochen verschiebe, „bekämen nicht nur wir Probleme“, blickt er aufs Hotellerie- und Gasthofgewerbe. Jeder Monat, der in der Saison fehle, führe zu fatalen Folgen.
So sei auf dem Wirthshof noch recht ungewiss, ob die seit Langem geplanten luxuriösen Ferien-Chalets tatsächlich noch errichtet werden können. Die ebenfalls geplante Verlegung der Hotelrezeption sei bereits gestrichen. Noch hofft Claudius Wirth, dass die Chalets erstellt werden können. Denn mit ihrer Hilfe würde sich die Saison auf dem Campingplatz verlängern lassen. Wovon seine festangestellten Mitarbeiter nur profitierten.