Endlich, endlich „regiert der Blödsinn“: Das freute Birgit Beck. Die Zunftmeisterin der Historischen Narrenzuft ist in diesen Tagen die Herrscherin über die gesamte Stadt. Beziehungsweise über alle Markdorfer, deren Herzen während der Fasnet höher, vor allem ausgelassener schlagen.
Im Rhythmus fetziger Songs schlug dieses Narrenherz am Donnerstagvormittag beim Sturm der Hästräger auf das Bildungszentrum. Schiebt das Team der „Musikwagen-Crew“ sein mit riesigem Lautsprecher bestücktes Gefährt doch gewissermaßen als akustischen Rammbock durch die Flure der Schule. Dicht gefolgt von den Narren. Hänseler, Kaujohle, Guggenbichler in buntem Gewand, dem Häs, und mit Maske.

In den Klassenzimmertüren stehen Neugierige. Ihre Gesichter strahlen, wenn Zunftmeisterin Beck und ihr Gefolge die Schüler mit kräftigem „Narri Narro“, aber auch „He Gugg Gugg!“ zum Mitlaufen einlädt. Manche wissen schon, wohin es geht. Andere schauen ungläubig, verwundert über das laute Treiben.
Karbatschen, bis die Bändel fliegen
Es wiederholt sich Jahr für Jahr, an jedem „Schmotzigen Dunschtig“, wenn Narren, wenn Lehrer, vor allem aber wenn Schüler die „Schülerbefreiung“ feiern: „Eingeläutet“ wird der Sturm auf die Schulen ja jedes Mal mit dem Karbatschen-Schnellen der Hänseler, die allen Ehrgeiz darauf setzen, damit das Knallen ihrer ellenlangen Hanf-Peitschen allem Unterricht in den Klassen ein jähes Ende setzt.
Doch mag der Sturm der Narren auf die Schulen auch noch so grell, noch so geräuschvoll geschehen, braucht auch Tollheit ihre Ordnung. Drum fluten die frisch befreiten Schülermassen stets hin zu einem zentralen Punkt. Zur Bühne in der Aula, die der Narrendelegation, aber auch der Schulleitung das Podium bietet – für einen letzten formalen Akt. Die „Schlüsselübergabe“, mit der der Herrschaftsanspruch der Narren sozusagen besiegelt wird.

Party in der Sporthalle
„Sonst regiert hier die Vernunft“, erklärt Realschulkonrektor Klaus Spatzier – und klingt fast ein bisschen kleinlaut. Zumindest blickt er genauso betreten drein wie seine Konrektoren-Kollegin Ellen Bendel, als Zunftmeisterin Birgit Beck lauthals verkündet, dass nun Schluss sei: mit dem bösen Treiben „der Lehrer, die tagein, tagaus die Schüler quälen“. Fortan regiere der Blödsinn. Sprach‘s, schwenkte den großen symbolischen Schulschlüssel über ihrem Kopf und rief dann zum Mitschunkeln beim Markdorfer Narrenmarsch auf.
Der närrische Blödsinn kommt dabei am BZM in Gestalt von Spiel- und Party-Zonen daher. Die Gymnasiasten feiern in der Sporthalle und lassen Schüler und Lehrer bei spaßigen Wettkämpfen gegeneinander antreten. Und die Realschüler machen ebenfalls Party, bevor auch sie in ihre Fasnetsferien gehen dürfen.

Ein Abstecher zum Storchennest
Sie würfeln nicht gerade. Aber sie entscheiden sich immer sehr spontan. Die Narren, die sich vor der Schülerbefreiung vorm Wirtshaus Krone treffen, um dann festzulegen, wer sich auf den Weg zum Bildungszentrum macht – und wer den Weg zur Grund- sowie zur Pestalozzischule macht.

Hildegard Walk und Norbert Klöck ziehen zur Grundschule. „Weil die Schüler dort sich immer so riesig freuen, wenn wir da sind.“ Vielleicht sollte Zunftarchivar Klöck sich am nächsten Schmotzigen doch einmal den BZM-Befreiern anschließen. Denn die besuchen vor ihrer Schülerbefreiung immer noch die Kindertagesstätte Storchennest, um mit den ganz kleinen Narren zu singen, zu tanzen – und vor Freude um die Wette zu strahlen.