Auf Hepbachs Straßen Hexen zu begegnen, darüber wundert sich im östlichen Ortsteil niemand mehr. Die Damen in gelber Bluse und grünem Rock gehören ebenso zur Dorfgemeinschaft wie die noch urwüchsigeren Gehrenbergler. Noch urwüchsiger, weil auf ihren Häsern das Blattwerk rankt, das auf dem Hepbacher Hausberg gedeiht. Beide Fasnetsgruppen, die Hexen, auch „Schrätteles“ genannt, wie die Gehrenbergler im Blattwerk-Häs, pflegen keinerlei Zweifel daran zu lassen, wo sie sich wohl und zu Hause fühlen: „Z‘ Heppe de huim!“, in Hepbach daheim lautet der laute Ruf.

Häuptling Daniel Kurz (Mitte) entreißt Bernd Brielmayer, dem Ortsvorsteher im Palmen-Kostüm, den Rathausschlüssel. Und Zunftmeister ...
Häuptling Daniel Kurz (Mitte) entreißt Bernd Brielmayer, dem Ortsvorsteher im Palmen-Kostüm, den Rathausschlüssel. Und Zunftmeister Thomas Wagner ruft „Hugeloh – Ho!“ | Bild: Jörg Büsche
Den Mund voll nehmen mit Bananen muss Markus Heimgartner.
Den Mund voll nehmen mit Bananen muss Markus Heimgartner. | Bild: Jörg Büsche

„Z‘ Heppe de huim!“, das brachte am Fasnetssamstag auch eine Gruppe aus, deren Gewandung so gar nichts ins Häs-Schema der Hepbacher zu passen scheint. Mit ihren Baströcken, bunten Halskrausen und Federschmuck auf dem Kopf, vor allem aber mit ihren Speeren, wirkten sie wie von einem anderen Kontinent. „Wir sind als Indigene aus dem brasilianischen Urwald verkleidet“, verriet eine der grellbunt aufgeputzten Damen. „Wir wollen das Leimbacher Rathaus stürmen“, verriet sie. Dort hätte sich etwas eingenistet, was so gar nicht nach Hepbach passt: Palmen. Und eben diese invasiven Pflanzen gelte es nun gründlich zu vertreiben, zumal aus dem Rathaus.

Tapfere Kriegerinnen aus dem Amazonasbecken am Gehrenberg.
Tapfere Kriegerinnen aus dem Amazonasbecken am Gehrenberg. | Bild: Jörg Büsche
Und bunte Vögel sind auch immer dabei, wenn in Riedheim die Narren los sind.
Und bunte Vögel sind auch immer dabei, wenn in Riedheim die Narren los sind. | Bild: Jörg Büsche

Man rupfte die Palmen aber nicht einfach aus als wären sie indisches Springkraut. Man forderte zum fairen Wettkampf, der auf dem Platz vor der Feuerwehr tobte. Apropos Platz: Chief Daniel Kurz, der Häuptling aus dem Amazonasbecken beim Gehrenberghang, las den Palmen noch gründlich die Leviten, bevor das Kräftemessen begann. Endlich sei der Dorfplatz fertig. Doch keine Spur von wucherndem Grün. Alles wirke noch kahl. „Darum haben wir in diesem Jahr das Motto Dschungel ausgegeben. Auf dass es auf dem Platz bald blühe und sprieße.“

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Der Narrenbaum steht Kopf, aber der Musikverein Riedheim spielt ungerührt weiter.
Der Narrenbaum steht Kopf, aber der Musikverein Riedheim spielt ungerührt weiter. | Bild: Jörg Büsche

Dass das Kräftemessen Kokosnuss-Kegeln, Speerwurf und Bananen-Wettessen eher ritueller Natur ist, erklärte Narrenmutter Kurt Wörner. Steckten im Palmenkostüm doch die Ortschaftsräte. „Die strengen sich auch schon richtig an.“ Sie seien vom lokalen Wahlvolk aber so gewählt, dass sie beim alljährlichen Rathaussturm und den ihnen gestellten Aufgaben ziemlich chancenlos dastehen. Ein schlauer Schachzug, werden die bei der Fasnet blamierten Kommunalpolitiker sich doch dann das gesamte Jahr über bemühen, diese Scharte wieder auszuwetzen. Zum Beispiel mit der Neuanlage eines Dorfplatzes, auf dem es in wenigen Wochen grünen soll.

Nur die Temperaturen stimmen noch nicht ganz: Am Samstag ist Hepbach in den Tropen angesiedelt. Palmen und Indigene präsentieren sich ...
Nur die Temperaturen stimmen noch nicht ganz: Am Samstag ist Hepbach in den Tropen angesiedelt. Palmen und Indigene präsentieren sich nach dem Wettkampf. | Bild: Jörg Büsche