Auch im Bodenseekreis gibt es Kinder und Jugendliche, die kurzfristig oder auf Dauer nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Die elfjährige Mariella und der fünfjährige Anton (Namen von der Redaktion geändert) sind zwei von ihnen.

Sie haben bei Janine und Daniel Kurz ein neues Zuhause gefunden. Das Markdorfer Ehepaar hat sich vor einiger Zeit dazu entschieden, Pflegeeltern zu sein und Kinder, die Hilfe brauchen, bei sich aufzunehmen. Janine und Daniel Kurz haben fünf eigene Kinder und gemeinsam hat die Familie beschlossen, diese zu vergrößern.

Wunsch nach Pflegekindern war lange vorhanden

„Für unsere jüngste Tochter war es nur wichtig, dass sie das jüngste Kind bleibt“, sagt Daniel Kurz. Janine Kurz kennt das Aufnehmen von Pflegekindern bereits von Verwandten – für die 43-Jährige war immer klar, dass auch sie eines Tages Pflegekinder bei sich aufnehmen wird. Als die drei ältesten Töchter langsam flügge wurden, „war der richtige Zeitpunkt gekommen“, erinnert sich Janine Kurz.

Vor rund anderthalb Jahren absolvierte das Ehepaar einen Qualifikationskurs beim Jugendamt Bodenseekreis. „Wir haben da sehr viel gelernt – und das war natürlich wichtig“, sagt Daniel Kurz.

Was Pflegeeltern wissen müssen

Elfjähriges Mädchen findet bei Familie Kurz ein neues Zuhause

Vor einem Jahr nimmt die Familie Kurz die elfjährige Mariella bei sich auf. Mittlerweile hat sich das Mädchen gut integriert, Daniel Kurz macht aber auch kein Geheimnis draus, dass es seine Zeit gedauert hat, bis die Elfjährige angekommen ist und ein Grundvertrauen aufgebaut hat. „Das war ein Prozess, der sich aber sehr gelohnt hat“, sagt der 46-Jährige.

Vor einigen Monaten entscheidet sich die Familie dazu, noch ein zweites Pflegekind aufzunehmen. Mit dem fünfjährigen Anton kommt männliche Verstärkung ins Haus. „Das war aber nicht das ausschlaggebende Kriterium“, sagt Daniel Kurz und lacht. Er freut sich, dass die beiden im Kreis der Familie aufblühen.

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Pflegekinder bleiben in Kontakt zu ihren leiblichen Eltern

Oberstes Ziel ist es allerdings, die Pflegekinder irgendwann wieder in die Herkunftsfamilien zurückzuführen. Es gibt keine Garantie, wie lange die Pflegekinder bleiben. Das wissen auch Janine und Daniel Kurz. „Wir wollten aber keine Kurzzeit- oder Bereitschaftspflege, sondern den Kindern so lange wie möglich und nötig ein Zuhause bieten.“ Der Kontakt mit den jeweils leiblichen Eltern ist vorhanden. „Da ist sehr viel Absprache nötig“, sagt Daniel Kurz. Die Kommunikation sei nicht immer einfach und stellt die Familie auch vor Herausforderungen. Aber das Familienleben bekommen sie mit vielen Gesprächen und guter Organisation gemanagt.

Für Janine und Daniel Kurz ist zu 100 Prozent klar, dass sich aller Aufwand und Anstrengungen lohnen. Den Pflegekindern können sie ein Aufwachsen in einem stabilen und familiären Umfeld bieten. „Mariella und Anton gehören genauso zu unserer Familie wie unsere eigenen Kinder“, betont der 46-Jährige. Und Janine Kurz ergänzt: „Uns ist es sehr wichtig, dass kein Kind zu kurz kommt. Jeder bekommt auch seine Extra-Zeit.“ Und auch Janine und Daniel Kurz nehmen sich ihre Auszeiten. Er beim Narrenverein Hepbach und den Moped-Freunden, sie mit dem SUP auf dem See.

Daniel Kurz ist seit vielen Jahren Zunftmeister des Narren- und Brauchtumsverein Hepbach, hier ein Bild vom Umzug in Markdorf im Jahr 2019.
Daniel Kurz ist seit vielen Jahren Zunftmeister des Narren- und Brauchtumsverein Hepbach, hier ein Bild vom Umzug in Markdorf im Jahr 2019. | Bild: Lang, Andreas

Jugendamt unterstützt die Pflegefamilien

Im Alltag bekommt das Ehepaar Unterstützung vom Jugendamt. Hier findet ein ständiger Austausch statt, es gibt Fortbildungen und Treffen mit anderen Pflegeeltern. „Der Bedarf an Pflegeeltern im Bodenseekreis ist da und es werden immer Familien gesucht“, sagt Daniel Kurz. Janine und Daniel Kurz möchten mit ihrer Geschichte Mut machen und Familien, die überlegen, Pflegekinder aufzunehmen, zeigen, dass der Weg richtig ist.

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„Diese Kinder brauchen uns. Wenn wir mehr Platz hätten, würden wir noch mehr Kinder bei uns aufnehmen“, sagt Janine Kurz, die derzeit eine Ausbildung zur Pflegekraft macht. Daniel Kurz arbeitet ebenfalls als Pfleger. Seine Arbeitszeit hat der 46-Jährige reduziert, um für die Kinder da zu sein. „Wir haben mit Mariella und Anton auch sehr viel Glück gehabt“, sagt er abschließend. „Es ist unsere Aufgabe, wieder Gutes in ihr Leben zu bringen.“

Jetzt steht für die Familie erst mal ein gemeinsamer Urlaub an, drei Wochen sind sie mit dem Wohnwagen unterwegs. Es geht nach Ungarn.