Antonina Miller und Nathalie Krohnfoth haben es eilig. Sie wollen nichts verpassen. Die Markdorfer Musiknacht hat schon angefangen. „Endlich wieder was los in der Stadt“, freut sich Antonina Miller. Für die junge Mardorferin gehört das jährliche Musikevent mit den in den Markdorfer Gaststätten auftretenden Bands und Solisten gewissermaßen zum Pflichtprogramm.
„In dieser Hinsicht sind wir richtige Dorfkinder“, spricht sie mit für ihre in Meckenbeuren wohnende, doch ursprünglich aus Markdorf stammende Freundin. „Wenn‘s ein Fest gibt, sind wir immer dabei.“ Das gilt fürs Markdorfer Stadtfest, das gilt fürs Dixiefest und das gilt für die Musiknacht ganz besonders.
Die Musik dort sei erfahrungsgemäß sehr abwechslungsreich und biete einfach jedem was. In diesem Jahr traten neun Bands beziehungsweise Solisten auf. Neunmal Rock, Pop, Country, Folk, Blus, Funk oder Salsa – verteilt auf neun Lokale vom Eiscafé Gentile ganz im Westen bis hin zur Mojo-Bar im Osten. Nicht zu vergessen: die After-Party, die stets im Lemon Beat Club an der Riedheimer Straße stattfindet – weit draußen im Gewerbegebiet.

Ein Herz für Gastronomen
Antonina Miller und Nathalie Krohnfoth eilen gerade über die Marktstraße, die zwei Minuten fürs Interview nehmen sie sich doch. Was sind schon zwei Minuten im Vergleich zu zwei Jahren? 2021 und davor 2020 musste die Markdorfer Musiknacht ausfallen.
Die Corona-Pandemie ließ keine öffentlichen Veranstaltungen zu, erlaubte den Bands keine Auftritte, zwang die Gastronomie lange Monate, ihre Türen zu verschließen. „Zwei Jahre lang nichts“, sagt Sonja Schley. Gemeinsam mit ihrer Schwester, Betina Malzacher, sitzt sie vor dem Café Marktgeflüster in der Marktstraße. Beide Frauen erklären, „dass sie für die Markdorfer Gastronomiebetriebe hoffen, dass es endlich wieder richtig aufwärts geht“. Betina Malzacher sagt: „Das ist uns wirklich ein Anliegen.“ Cafés, Restaurants, überhaupt alle Lokale seien doch so wichtig für die Atmosphäre einer Stadt. Events wie die Musiknacht prägen die Atmosphäre mit.
Gleichwohl möchten die beiden Markdorferinnen für dieses Mal lieber draußen sitzen. „Drinnen ist es uns dann doch zu voll.“ In den neun Spielorten der Musiknacht herrscht zumeist drangvolle Enge. Menschen ohne Masken – die Pandemie scheint vergessen.
Musik für jeden Geschmack
Zum Beispiel im Lichtblick. Dort spielt Popp Deluxe. Michi Popp betört die Gäste mit ihrer Stimme, die mal röhrt, dann wieder ganz sanft klingt. Drummer Tom Wagener drängt am Schlagzeug die Stücke zu immer hitzigeren Rhythmen. Und Stefan Hugs Bass betoniert klangliche Fundamente, die den Popp-Deluxe-Rock grundsolid sein lassen. Eine kräftigte Brise Exotik weht einen wenige Meter weiter im Untertor an: Dort spielt Sonido Calente.
Und den Namen „Heißer Klang“ hat sich die Gruppe mit guten Gründen gewählt. Da begegnet Karibik, ja ganz viel Lateinamerika. Wer hier durch muss, durch den Torbogen im Untertor, der geht durch einen Durchlauferhitzer. Der nimmt einen ganzen Schwall aufgeheizten Rhythmus mit. Roland Wohlhüters Trompetensoli trägt er noch lange mit – auch akustisch.
Leisere Töne begegnen im Eiscafé Zoldana. Dort singt Andreas Herkommer Folk, Pop, Oldies – etwa von Simon and Garfunkel. „Wir haben uns was ausgesucht, was zur Atmosphäre hier in unserer Eisdiele passt“, erklärt Patrizia Manarin, die Besitzerin. Andreas Herkommers hell-klares Akustikgitarren-Spiel passe zum Inneren – ebenso zu den delikaten Leckereien, die dort angeboten werden. Dass es in Eisdielen durchaus deftiger zugehen kann, das hören die Gäste im Eiscafé Gentile am anderen Ende der Stadt. Dort singt Enrico zu seiner Gitarre. Er spielt viel italienische Folklore – und macht damit das Lokal zu einer großen Familienfeier irgendwo im Süden der Alpen.