Die Nachricht vom Tod des katholischen Oberhaupts erreichte den Markdorfer Pfarrer Ulrich Hund nach seinem ersten Gottesdienst am Ostermontag. Zu dem Zeitpunkt war es eine überraschende Nachricht. „Vor ein paar Wochen hätte ich eher mit seinem Tod gerechnet, jetzt kam er unerwartet.“ Einen besseren Abschied hätte sich Hund nicht vorstellen können, nun blickt er jedoch mit Sorge in die Zukunft und befürchtet, dass die Arbeit von Papst Franziskus zunichtegemacht werden könnte.
Nah an der Lebenswirklichkeit
„Der Papst hat von Anfang an Sachen gesagt, die Freude verbreiten“, sagt Hund. Jedoch betont er, dass das Gesprochene anfangs nicht mit seinen Personalentscheidungen übereingestimmt hat. „Er hat zu Beginn viele konservative Personen benannt, in letzter Zeit hat sich das noch stark verändert.“
Trotz der nicht immer eindeutigen Linie sieht Hund Franziskus als guten Papst. Er sagt: „Franziskus hat Dinge benannt, viele Enzykliken veröffentlicht, die der Lebenswirklichkeit entsprachen und ein menschliches Gesicht gezeigt.“ Er sei anders als seine Vorgänger gewesen. Für Pfarrer Ulrich Hund war auch der lateinamerikanische Ursprung des Papstes spürbar: „Er hatte immer eine andere, oft neue Sichtweise.“

Viele Türen geöffnet
Ebenso habe der Papst viele Türen geöffnet. Etwa der Satz: „Wenn jemand schwul ist, und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen.“ Auch wenn es zu dieser Thematik widersprüchliche Aussagen aus dem Vatikan gab, sieht Ulrich Hund sie als wichtig an.
Vor vier Jahren bot der Pfarrer einen ersten Gottesdienst in Markdorf für alle Menschen jeglicher sexuellen Orientierung an. Die Kirche hatte die Segnung von homosexuellen Menschen bis 2023 abgelehnt. „Der Gottesdienst hatte starke erste Resonanz, mittlerweile hat sich das abgeschwächt, aber er wird trotzdem jedes Jahr am 10. Mai gut besucht“, sagt der Pfarrer.
Das wünscht sich Hund vom neuen Papst
„Franziskus war auf dem richtigen Weg, er hätte an manchen Stellen noch weitergehen können, jedoch ist die Kirche oft sehr starr.“ Genau das wünsche er sich von dem kommenden Papst: den Weg weitergehen. Jedoch schaut Ulrich Hund diesem Wunsch auch mit Skepsis entgegen. „Die konservativen Kreise haben Franziskus immer sehr kritisch gesehen, denen ging einiges zu weit.“ Er hofft, dass diese, falls sie den neuen Papst stellen, nicht das Rad der Zeit zurückdrehen.
Papst ging so wie er war
Die Art und Weise des Todes habe in gewisser Weise zu seinem Leben gepasst: „Dieses schlichte Leben, das er geführt hat, lebte er bis zuletzt – und es endete damit, dass er einen letzten Segen spendete, bevor er ging.“ Abschließend sagt Ulrich Hund: „Ich denke, man stirbt, wie man gelebt hat – und bei Franziskus war das genau so. Er war ein großer Mensch.“