Heilfroh sei er, dass die Polizeibeamten nicht mehr von Konstanz aus agieren, wenn Straftaten in Friedrichshafen, Überlingen oder Markdorf aufzuklären sind. Das erklärte Polizeipräsident Uwe Stürmer bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in der Stadthalle. Der oberste Ordnungshüter in den drei Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen ist Leiter des Polizeipräsidiums Ravensburg, das mit der neuen Polizeistrukur 2020 entstanden ist. Kurze Wege seien das A und O einer effektiven Polizeiarbeit, betonte Uwe Stürmer.
Es fehlt Personal, um Markdorf zum Revier aufzuwerten
Und da befinde sich Markdorf in einer günstigeren Position als Gemeinden in der Randlage des Kreisgebietes. Zwischen den Polizeirevieren Überlingen und Friedrichshafen gelegen, sei die Wahrscheinlichkeit einfach höher, dass ein Streifenwagen ganz in der Nähe sei, wenn um Hilfe gerufen wird. Eines aber stellte Stürmer klar: „Der Markdorfer Polizeiposten bleibt ein in der Nacht unbesetzter Posten.“ Um ihn zu einem Revier aufzuwerten, fehle einfach das Personal.

Ab November wieder acht Polizeibeamte in Markdorf
Immer noch mangele es an Beamten, blickte der Polizeichef auf innenpolitische Entscheidungen der Stuttgarter Landesregierung zurück. „Hätte man vor fünf, sechs Jahren die Weichen anders gestellt“, sagte Stürmer, „dann würden wir heute nicht so unter der Ausdünnung leiden.“ Immerhin zeige sich auch Licht am Ende des Tunnels. „Die Polizeischulen sind brechend voll“. Auch wenn die Pensionierungswelle noch weiter rolle – sehr gut ausgebildeter Nachwuchs stehe für die Polizeiarbeit bereit. Positives konnte Stürmer auch für den Markdorfer Polizeiposten berichten. Ab November gebe es dort wieder acht Beamte. Veranschlagt seien zwar zehn Haushaltsstellen, „wir haben aber nicht zehn Köpfe da.“
Polizei darf Trendsportanlage nicht per Video überwachen
Ob sich die nächtliche Personallücke durch eine Videoüberwachung schließen ließe, erkundigte sich Joachim Mutschler, Fraktionssprecher der Umweltgruppe. Insbesondere die Trendsportanlage an der Ensisheimer Straße bereite ihm Sorgen. Bei Dunkelheit sei der Weg von der benachbarten Tennishalle vielen Frauen wenig geheuer. Der Polizeipräsident verwies auf den Datenschutz. Die Polizei jedenfalls könne das Areal nicht überwachen. „In der Regel geht das nur an Brennpunkten mit hohem Straftataufkommen.“ Ein solcher liege bei der Trendsportanlage nicht vor. Überhaupt lasse sich weder in Ravensburg noch in Friedrichshafen eine Bedrohungslage erkennen, die den Einsatz von Videoüberwachung rechtfertige.

Kann ein Stadtrat die Trendsportanlage für 1 Euro pachten und überwachen?
Etwas anderes sei eine privat installierte Videokamera. Jeder Bürger habe das Recht, sein Eigentum zu schützen. Das brachte Stadtrat Jens Neumann (Freie Wähler) auf eine Idee: Die Stadt könne doch die Trendsportanlage für einen symbolischen Preis von 1 Euro an einen der Stadträte verpachten, damit der dann eine Videoanlage installieren dürfe.
Uwe Stürmer erklärte, eine Video-Überwachung sei hilfreich, gegen Vandalismus, gegen Ruhestörung oder den Diebstahl von abgestellten Fahrrädern – wegen ihrer abschreckenden Wirkung, aber auch bei der Strafverfolgung. Dennoch empfahl der Polizeipräsident den Räten, auf Prävention zu setzen.
Uwe Stürmer rät, auf Prävention durch Sozialarbeiter zu setzen
Wenn Sozialarbeiter frühzeitig das Gespräch mit Jugendlichen suchten, ließe sich manche Fehlentwicklung verhindern. Stürmer räumte freilich ein, dass viele der Jugendlichen, die an den einschlägigen Treffpunkten zusammenkommen, wie Trendsportanlage, Wasserreservoir oder Jakob-Gretser-Grundschule, nicht aus Markdorf seien, sondern aus der weiteren Region. Das erschwere die Kontaktaufnahme.
Uwe Achilles (SPD) verlieh seinem Unbehagen Ausdruck. Zu viel Überwachung, noch mehr Videoanlagen scheinen ihm nicht der geeignete Weg. Er regte an, einen vermehrten Einsatz der Jugendbeauftragten zu prüfen.