Es regnet – und das schon seit Stunden. Seine Gute Laune lässt sich Bürgermeister Georg Riedmann davon aber nicht verleiden. „Für noch mehr Durchblick“, scherzt er und schiebt eine Brille auf seine Nase. Noch fehlen ihr die Gläser. Die passenden Stärken muss der Optikermeister erst noch herausfinden, um sie anschließend einsetzen zu können.
Ob der Bürgermeister den verkaufsoffenen Sonntag nutzen konnte, um in der Stadt Dinge zu erledigen, zu denen ihm seine Amtsgeschäfte ansonsten wenig Zeit lassen? Ob sein Abstecher im Optikergeschäft nur einer von vielen Besuchen in den Markdorfer Einzelhandelsgeschäften ist, damit er sich ein Bild machen kann von Erfolg des jüngsten verkaufsoffenen Sonntags? Oder ob Christiane und Georg Riedmann eigentlich auf dem Weg zum nächsten Imbissstand waren – dann in Ulrich Gölzers Laden nur Schutz vor Regen suchten – und dann das neue Brillengestell entdeckten? Das spielt hier keine Rolle. Wichtiger ist, was der Optiker sagt: „Oh je!“. Das zumindest habe er sich noch am Vormittag bei der Herfahrt gedacht. In Anbetracht der Regenwolken, des Novemberwetters – dann sei er aber doch noch überrascht, wie viele Kunden trotzdem kommen. „Und draußen“, weist Ulrich Gölzer auf die Straße, „ist ja doch einiges los.“
Es liegt am Wetter
Noch mehr los wäre, „wenn wir gutes Wetter hätten“, ist sich Beatrice Strauch sicher. Die Inhaberin der Parfümerie mit Fotogeschäft in der Marktstraße kann sich nicht erinnern, „das wir je so viel Regen gehabt hätten am Elisabethenmarkt-Wochenende“. Das nasskalte Wetter nehme den Leuten die Flanierlust. Vor allem die, die sich schon im Vorfeld des verkaufsoffenen Sonntags ein bestimmtes Ziel gesteckt haben, kommen dann auch. Um eine neue Bluse, eine neue Hose oder neue Schuhe anzuprobieren. „Vielen ist es einfach zu umständlich, jedes Mal den Schirm abzulegen, wenn sie sich was angucken möchten.“
Sonderangebote auf der Straße
Ein Stück weiter auf der Marktstraße, bei „des & sell“, hat Helmut Schweizer vorgebeugt. Wie so viele Markdorfer Einzelhändler ging auch er mit einem Teil seiner Waren auf die Straße. Aufmerksamkeit ist schließlich das erste Gebot erfolgreichen Marketings. Und über etliche Verkaufserfolge konnte sich Schweizer bereits recht früh freuen. Seine Sonderangebote mit Weihnachtdekoration, Geschenkartikeln, „auch Mützen und Handschuhen“, wie Schweizer ergänzt, lockten Käufer an. Waren all diese Waren doch von einem Zeltdach beschirmt. Sie konnten also gewissermaßen im Vorbeigehen betrachtet werden.

Nach dem Karussell kommen die Bilderbücher
Kein Weg vorbei führt für die Familie Dahlheimer am Buchladen vorm Untertor. „Wir waren mit den Kindern auf dem Rummel“, erzählt Marie Dahlheimer. „Und wenn wir schon mal in der Stadt sind, dann gehört das Kinderbuch-Gucken einfach immer dazu. Offenbar nicht nur für die Dahlheimers. „Für dieses Wetter“, erklärt Ramona Köppl, Buchhändlerin bei Ravensbuch, „ist der Besuch ganz ordentlich.“
Noch nicht so ganz zufrieden hat sich Susanne Breiing im „Kunschtück“ gezeigt. In ihr kleines Ladengeschäft mit Produkten von Kreativen und Kunstschaffenden aus der Region haben sich am frühen Mittag noch wenige Besucher verirrt. „Es kommen bestimmt noch Leute“, ist sie sich dennoch relativ sicher. Denn am Ende verlocke der verkaufsoffene Sonntag doch zum Blick in Seitenstraßen. So wie in der Ulrichstraße, wo die gerade begonnene Herbstausstellung der Markdorfer Malerinnen und Maler in die Stadtgalerie lockt.