Steuert Villingen-Schwenningen auf die Schaffung einer Berufsfeuerwehr zu? Diesen Eindruck hatten offenbar manche in der Feuerwehr, wie aus der Vorlage für die jüngste Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses des doppelstädtischen Gemeinderats hervorgeht.
„Zu Beginn gab es Bedenken, dass durch die Schaffung einer hauptamtlichen Abteilung eine Berufsfeuerwehr entstehen könnte“, heißt es dort. Und weiter: „Diese Bedenken konnten jedoch ausgeräumt werden.“
Der Gesamtkommandant der Feuerwehr Villingen-Schwenningen wird am Telefon noch deutlicher: „Viele hatten Angst, dass die freiwillige Feuerwehr abgeschafft wird, wenn es eine Berufsfeuerwehr gibt.“ Doch diese Befürchtungen seien völlig unbegründet. Denn auch mit der Satzungsänderung wolle niemand eine Berufsfeuerwehr in VS schaffen.
Ohne Ehrenamtliche geht es nicht
Das bekräftigte auch Oberbürgermeister Jürgen Roth in der Ausschusssitzung auf eine Wortmeldung von Friedrich Bettecken (CDU). Er finde den Plan gut, sagte er, und: „Wir wollen auch weiterhin eine freiwillige Feuerwehr.“ Roth erwiderte: „Darin sind sich alle einig.“
Von der Pflicht zur Schaffung einer Berufsfeuerwehr sei man noch etwa 11.000 Einwohner entfernt, so Roth. Und selbst wenn es eine Berufsfeuerwehr gäbe: „Auch danach wird es nicht ohne Ehrenamtliche gehen.“ Das bekräftigt auch Kommandant Megerle: „Die Stadt Stuttgart hat beispielsweise schon lange eine Berufsfeuerwehr. Die kommen ohne die freiwilligen Abteilungen aber auch nicht aus.“

Was hat nun die Sorgen ausgelöst? Es ging um eine schlichte Änderung der Feuerwehrsatzung für Villingen-Schwenningen. In der soll nämlich künftig neben den bereits bestehenden fünf Feuerwehrabteilungen noch eine sechste Abteilung eingerichtet werden, und zwar für die hauptamtlichen Kräfte der Feuerwehr.
Weitere markante Neuerung: Aus dem Namen verschwindet das Wort „freiwillig“. Künftig gibt es also nur noch die Feuerwehr Villingen-Schwenningen.
Organisation soll sauber aufgezogen werden
Im Prinzip ändere sich dadurch für die Einsatzkräfte aber gar nichts, sagt Kommandant Megerle. Es werde lediglich die Organisation sauber aufgezogen. Hintergrund ist, dass angestellte Feuerwehrleute nicht zwangsläufig Mitglieder in der freiwilligen Feuerwehr sind, bei der sie arbeiten.
Wo solle man dann eintreten, lautet Megerles rhetorische Frage. Andere Abteilungen könnten dadurch enttäuscht sein, wenn sie nicht ausgewählt werden, andererseits bekomme keine Abteilung einen angestellten Feuerwehrmann einfach zugewiesen. Auch Fahrzeuge für Hauptamtliche können dann bei der neuen Abteilung einsortiert werden.
Und es gebe immer mehr hauptamtliche Feuerwehrleute, erklärt Megerle. 2019 sei das Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz gegründet worden, seitdem sei er auch dessen Leiter und Kommandant der Feuerwehr. Zuvor habe es in VS einen hauptamtlichen Kommandanten und drei Gerätewarte gegeben. Inzwischen gebe es 17 hauptamtliche Einsatzkräfte.
Zu deren Aufgaben gehören laut der Sitzungsvorlage unter anderem Einsatzplanung oder Wartung, aber auch vorbeugender Brandschutz – also Brandverhütungsschauen, wie Megerle erläutert. „Städte stellen immer mehr Hauptamtliche ein, um die Aufgaben zu bewältigen“, so der Kommandant.
Dass Haupt- und Ehrenamt jetzt nach Feuerwehrsatzung organisatorisch getrennt werden, sei also keineswegs ein Zeichen, sagt Megerle und verdeutlicht das an Zahlen. Eine Berufsfeuerwehr müsse neun Personen haben: „Damit kann ich eine Drehleiter und einen Löschzug besetzen.“ Allein der Innenstadtbrand im Juni in der Gerberstraße zeige, dass das niemals genüge: „Da waren 140 Einsatzkräfte beteiligt.“
Oskar Hahn (Grüne) signalisierte in der Sitzung denn auch Unterstützung für die geänderte Satzung: „Wir hoffen nun, dass beide Teams gut zusammenarbeiten.“ Megerle dazu: „Wir arbeiten miteinander, nicht gegeneinander.“