Ingrid Skudinski ist beunruhigt: Zwei große schwere Findlinge blockieren einen Weg in Villingen. Über den konnten Anwohner bislang mit ihren Fahrzeugen näher an die Häuser heranfahren.

Die Rede ist vom Wiener Platz, einer kleinen Fußgängerzone im Wohngebiet Steppach. Sie liegt direkt an der Unterführung unter der Bundesstraße 33 in Richtung Hoptbühl-Gymnasium. Dort wohnen auch Skudinskis Eltern.

Ihre Sorge hat Skudinski kürzlich auf dem sozialen Netzwerk Facebook kundgetan. Wenn diese Zufahrt, die laut ihren Angaben über Privatgrund verläuft, nun zu ist, wie sollen dann Feuerwehr und Rettungsdienst noch an die Häuser herankommen?

An die Stadtverwaltung hat sie sich inzwischen gewendet. Mit der Rückmeldung sei sie nicht ganz glücklich, erzählt Skudinski, akzeptiere sie aber natürlich. Auch eine Anfrage des SÜDKURIER hat die Stadtverwaltung beantwortet.

Ist es für die Behörden eine Feuerwehrzufahrt?

Das Amt für Feuerwehr, Brand- und Bevölkerungsschutz habe die Situation vor Ort begutachtet und festgestellt, dass es sich bei der kürzlich verschlossenen Zufahrt nicht um eine Feuerwehrzufahrt handle, schreibt der städtische Pressesprecher Patrick Ganter.

Eine Drehleiter sei für Feuerwehreinsätze an dieser Stelle nicht erforderlich, weil die Gebäude am Wiener Platz nicht sehr hoch seien. Eine Rettung sei „im Bedarfsfall über tragbare Leitern möglich“, so Ganter weiter.

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Der Stadtsprecher erläutert auch die Rechtslage laut Landesbauordnung. Demnach dürften Bestandsgebäude höchstens 80 Meter und Neubauten höchstens 50 Meter von einer öffentlichen Verkehrsfläche entfernt sein, heißt es in der Stellungnahme: „Diese Voraussetzung ist hier erfüllt. Daher sehen wir in diesem Fall keinen weiteren Handlungsbedarf.“

Problem auch für den Rettungswagen

Ingrid Skudinski sagt dazu: „Mir geht es aber auch um den Rettungswagen.“ Dass die Nachbarn den Weg versperren, könne sie verstehen und sie erhebe auch keinen Vorwurf. In den Gebäuden am Wiener Platz würden aber durchaus auch ältere Menschen, teilweise mit Pflegebedarf, leben.

Mittlerweile gebe es nur noch die Zufahrt von der Straße Am Klausen. Ihr Wunsch ist, dass diese nun dauerhaft für Einsatzkräfte offen bleibe. In Schulzeiten sei diese Straße allerdings häufig zugeparkt, wegen der Nähe zum Hoptbühl-Gymnasium.

Durch diese schmale Zufahrt von der Straße Am Klausen her können Feuerwehr und Rettungskräfte derzeit noch auf den Wiener Platz fahren.
Durch diese schmale Zufahrt von der Straße Am Klausen her können Feuerwehr und Rettungskräfte derzeit noch auf den Wiener Platz fahren. | Bild: Freißmann, Stephan

Rot-Kreuz-Chef bleibt gelassen

Dirk Sautter, Chef der Rettungsleitstelle in Villingen-Schwenningen, kann in dieser Hinsicht allerdings beruhigen. Im Notfall könne ein Rettungswagen über den Weg zur Straße Am Klausen fahren.

Und selbst wenn diese Zufahrt durch Sperrpfosten oder parkende Autos versperrt sein sollte, könne man mit der fahrbaren Trage auf jeden Fall auf den Wiener Platz kommen. „Das ist keine Mega-Entfernung und auch nicht ungewöhnlich.“

„Das ist keine Mega-Entfernung und auch nicht ungewöhnlich.“ Dirk Sautter, Chef der Rettungsleitstelle Villingen-Schwenningen, zur ...
„Das ist keine Mega-Entfernung und auch nicht ungewöhnlich.“ Dirk Sautter, Chef der Rettungsleitstelle Villingen-Schwenningen, zur Erreichbarkeit von Gebäuden | Bild: David Plocher, DRK Schwarzwald-Baar

Sollten dort wieder Sperrpfosten eingesetzt werden, habe der Rettungsdienst zudem einen Schlüssel, um diese im Ernstfall zu entfernen. Sautter sieht aber auch, dass es für einen Patienten nicht toll sei, möglicherweise bei Wind und Wetter mit einer fahrbaren Trage transportiert zu werden.

Feuerwehr ist baurechtlich der Maßstab

„Baurechtlich gibt es keine besonderen Vorschriften, was den Rettungsdienst angeht“, sagt Sautter. Die dahinterstehende Überlegung sei, dass der Rettungsdienst erst recht an ein Gebäude herankommt, wenn die Feuerwehr herankommt.

Und er gibt zu bedenken, dass die Rettungskräfte auch sonst nicht an jedem Gebäude direkt an den Eingang heranfahren können.

Ordnungsdienst kontrolliert gezielt

Rund um den Wiener Platz liegen einige Straßen, die als Feuerwehranfahrtszone gekennzeichnet sind, inklusive Halteverbot. Beim Ortsbesuch des SÜDKURIER waren Autos dort korrekt abgestellt.

Manche Straßen rund um den Wiener Platz sind als Anfahrtzone für die Feuerwehr gekennzeichnet und haben ein Halteverbot. Diese Autos ...
Manche Straßen rund um den Wiener Platz sind als Anfahrtzone für die Feuerwehr gekennzeichnet und haben ein Halteverbot. Diese Autos parken aber korrekt, das Halteverbot fängt erst dahinter an. | Bild: Freißmann, Stephan

Doch das Thema beschäftigt: „Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) kontrolliert sogenannte Feuerwehranfahrtszonen sehr häufig und ist hierfür regelmäßig und im Rahmen der personellen Möglichkeiten gezielt im Einsatz“, heißt es dazu aus der städtischen Pressestelle.

Falsch parkenden Autofahrern drohen Konsequenzen

2025 habe es bereits 200 bis 300 solcher Kontrollen gegeben. Und für Autofahrer drohen demnach durchaus Konsequenzen: „Autofahrer, die ihr Auto dort trotzdem abstellen, werden verwarnt“, schreibt der städtische Pressesprecher Ganter.

„Zudem wird das Auto in Feuerwehranfahrtszonen direkt abgeschleppt, es sei denn, es steht aktuell kein Abschleppfahrzeug zur Verfügung“, heißt es weiter. Das könne bei externen Firmen aus Kapazitätsgründen im Alltag durchaus vorkommen.

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Falschparken nimmt massiv zu

Der Gesamtkommandant der doppelstädtischen Feuerwehr, Markus Megerle, sieht in parkenden Autos ein wachsendes Problem. „In Wohngebieten nimmt das massiv zu“, sagt er auf Anfrage.

Und er hat auch eine Begründung parat: Es gebe immer mehr Fahrzeuge und die müssten irgendwo abgestellt werden. Dabei wüssten die wenigsten Menschen, dass es für die großen Lastwagen der Feuerwehr drei bis dreieinhalb Meter Durchfahrtsbreite brauche.

Es werde zunehmend schwieriger, an die richtigen Stellen heranzufahren. Megerle gibt aber auch zu bedenken, dass die Feuerwehr nicht überall direkt heranfahren können müsse.

„In Wohngebieten nimmt das massiv zu.“ Markus Megerle, Gesamtkommandant der Feuerwehr Villingen-Schwenningen, zu Autos, die der ...
„In Wohngebieten nimmt das massiv zu.“ Markus Megerle, Gesamtkommandant der Feuerwehr Villingen-Schwenningen, zu Autos, die der Feuerwehr im Weg stehen | Bild: Hauser, Gerhard

Wo hingegen eine Drehleiter gebraucht werde, sei die Aufstellfläche klar gekennzeichnet und in der Regel auch frei von parkenden Autos.

So viel Platz braucht eine Drehleiter

Der Kommandant verdeutlicht, wie viel Platz ein Feuerwehrfahrzeug braucht: Bei einer Drehleiter würden auf jeder Seite noch die hydraulischen Stützen für bis zu 1,50 Meter ausgefahren – zusätzlich zur Breite des Fahrzeuges von etwa 2,50 Meter, was am Ende eine Gesamtbreite von 5,50 Meter ergeben kann.

Und auch die anderen Lastwagen der Feuerwehr hätten Trittbretter, um Ausrüstung in den oberen Fächern erreichen zu können: „Da ist man rasch bei 3 bis 3,50 Meter Breite eines Fahrzeugs“, so Megerle.