Wer Sebastian Merkle sucht, muss nur nach der gelben Badeente Ausschau halten. Merkle ist geschäftsführenden Vorstand bei der Baugenossenschaft Familienheim. Bislang wussten die Mitarbeiter immer genau, wo der Chef zu finden ist.
Mit der Sanierung des Bürogebäudes in der Villinger Pontarlierstraße hat sich das aber geändert. Bei dem Umbau wurden nämlich umfangreiche Veränderungen vorgenommen: in der Gestaltung der Räume und auch im Arbeitsalltag.
Der Schreibtisch, auf dem das Gummitierchen im Schwarzwald-Dress sitzt, signalisiert: Hier sitzt er an diesem Tag, hier kann man ihm Unterlagen zum Unterschreiben hinlegen.

Einzelzimmer, Vorstandsbüro? Sebastian Merkle winkt ab. Zwar gibt es noch zwei Einzelbüros, die für ihn und seinen Co-Vorstand Martin Renner gedacht waren, doch in der Praxis mischen sich die beiden in der täglichen Arbeit unter das Team – dort, wo gerade ein Platz frei ist. So wie alle anderen Teammitglieder auch.
Ein Jahr Umbau
Ein Jahr lang hat die Baugenossenschaft Familienheim ihre Hauptgeschäftsstelle in der Villinger Pontarlierstraße saniert, das Team war interimsweise in die Güterbahnhofstraße gezogen. Zweieinhalb Jahre lang wurde das Großprojekt zuvor geplant.
Herausgekommen ist ein Beispiel dafür, wie zeitgemäße Arbeitskultur in Einrichtung und Innenausbau übersetzt werden kann.
Räume, die zu Kommunikation und Miteinander einladen, eine durchdachte Lichtplanung, modernste Technik, die unter anderem für eine gute Akustik und ein angenehmes Raumklima sorgt. Für all das hat die Baugenossenschaft auf die Expertise der Einrichter von Smow aus Villingen gesetzt.

Große Freude über gleich zwei Preise
Für diesen Büroumbau hat die Baugenossenschaft gleich zwei Preise gewonnen: New Work Business Award 2025 und kurz darauf auch mit dem renommierten Iconic Award 2025.
Während der New Work Business Award innovative, zukunftsweisend und/oder nachhaltige Projekte auszeichnet, würdigt der Iconic Award herausragende Leistungen in Architektur, Interior Design und Produktinnovation.
Bernd Hauser war bislang Smow-Geschäftsführer. Jetzt, zum Ende seines Berufslebens, hat er ins Angestelltenverhältnis gewechselt. Er gerät ins Schwärmen, wenn er über das Projekt spricht, das er die vergangenen dreieinhalb Jahre begleitet hat.
Smow und Familienheim lassen sich inspirieren
„Für so etwas braucht man Kunden, die mitgehen.“ Merkle und die Baugenossenschaft seien mitgegangen. Haben Ideen eingebracht, mit dem Smow-Team gemeinsam Materialien begutachtet, andere moderne Büros besichtigt, um sich Inspiration zu holen.

Die Möblierung mache bei einer Bausumme einen geringen einstelligen Prozentsatz aus, sagt Hauser. „Aber sie ist, es, die das Ganze ausmacht.“ Die darüber entscheide, ob sich jemand in einem Raum wohlfühlt, dort gerne arbeitet.
Ein Neubau war lange Zeit das Ziel
Dass sich die Baugenossenschaft räumlich vergrößern und damit auch verändern muss, sei in den vergangenen Jahren immer wieder Thema gewesen. Seit mehr als 40 Jahren befindet sich der Hauptsitz der Genossenschaft in der Pontarlierstraße.
„Mehr als fünf Jahre lang war ein Neubau unsere präferierte Variante“, sagt der Geschäftsführer.

Nachhaltige Entscheidung spart Geld
Doch bauen ist teuer – und ist in den vergangenen Jahren immer teurer und teurer geworden. Nicht zuletzt habe man sich auch im Sinne der Nachhaltigkeit dazu entschieden, in der Pontarlierstraße zu investieren, anstatt graue Energie zu verbrauchen, wie der Gesamt-Energieaufwand für die Betonherstellung genannt wird.
Das Stockwerk in dem Ende der 60er-Jahre erbauten Gebäude wurde zudem energetisch ertüchtigt, was durch Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt wurde.
Sanierung spart zwei Drittel der Kosten
Insgesamt habe die Familienheim nur etwa ein Drittel der Kosten ausgegeben, die bei einem Neubau angefallen wären, sagt Merkle. Für einen solchen hätte angesichts der aktuellen Lage im Bausektor mit einem zweistelligen Millionenbetrag kalkuliert werden müssen.
Stattdessen hieß es: Sanierung im Bestand – in einem Stockwerk, in dem von langen Gängen Türen in Büros abzweigten. „Finanzamt-Charme“, sagt Merkle.
Jetzt gelangen die Kunden – die Baugenossenschaft hat 4000 Mitglieder – über die Treppe im neu entstandenen Glaskubus in einen hellen Eingangsbereich und von dort direkt in zwei Besprechungszimmer.
„Wir kommen zum Kunden“, sagt Merkle. Die Mieter müssen nicht mehr durch Gänge irren und nach dem richtigen Büro suchen.
Sie wollen alle: die besten Mitarbeiter
Zwei ganz zentrale Ziele der Sanierung seien Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung gewesen, sagt Sebastian Merkle. Er will für seine Baugenossenschaft die Besten haben.
„Aber die wollen alle. Wir konkurrieren mit Freiburg, Stuttgart, der Schweiz.“ Es gelte, sich abzuheben.
Die neue Arbeitsumgebung ist für den Geschäftsführer nicht nur Möblierung, sondern vor allem: eine gewachsene Haltung. „Wir bauen nicht ein cooles Büro und sagen dann: Jetzt sind wir cool“, erklärt er.

„Erst die DNA, dann das Büro“
Vor 14 Jahren, als er seinen Vorstandsposten in der Nachfolge seines verstorbenen Vaters Klaus Merkle antrat, habe man sich bei der Baugenossenschaft weder geduzt noch Turnschuhe getragen.
Das hat sich gewandelt, ist längst Teil der Unternehmenskultur. Merkle selbst trägt Kapuzenpulli und Sneaker. Er sagt: „Erst die DNA, dann das Büro.“
Teil der Unternehmenskultur sei vor allem das Miteinander: Etwa in dem großzügigen Küchen- und Loungebereich, wo zweimal täglich gemeinsame Kaffeepausen stattfinden und wo einmal im Monat gemeinschaftlich gekocht wird.

Team-Meeting am Billardtisch
Oder in der Members Lounge, wo neben dunklen Ledermöbeln, Bar und virtuellen Lagerfeuer ein Billardtisch steht. An dem fanden auch schon Kennenlerngespräche zwischen einem neuen Bereichsleiter und seinen Teammitgliedern statt.

Im großen Konferenzraum gibt es keine Filzuntersetzer für Gläser, sondern aus dem Urlaub mitgebrachte Bierdeckel. Die bieten einen idealen Gesprächseinstieg.

„Wall of Legends“ ehrt langjährige Kollegen
Was bei aller New-Work-Innovation nicht aus dem Auge verloren gehen soll, seien diejenigen Mitarbeiter, die dem Familienheim seit Jahren oder Jahrzehnten die Treue halten. Für sie wurde eine „Wall of Legends“ gestaltet, an der künftig die Konterfeis langjähriger Teammitglieder ihren Platz finden.
Verliehen werde der Platz an der Wand stets von einem jüngeren Teammitglied. Das hält dann eine kleine Laudatio auf den Kollegen oder die Kollegin.