Die Stimmung ist düster an diesem Tag im Lemon Beat Club – nicht nur, weil kaum Licht brennt, sondern auch weil große Ungewissheit über dem Club hängt. Erst Anfang des Jahres schloss das Gerrix in Friedrichshafen die Türen für immer. Es war Opfer des Clubsterbens geworden. Nun könnte das gleiche Schicksal dem Traditionsclub in Markdorf drohen. Betreiber Georg Mack sagt: „Wir müssen schauen, wie das Jahr läuft. Wenn es nicht läuft, müssen wir uns überlegen, ob es weiter sinnvoll ist.“

Auch kleine Unternehmen bleiben nicht verschont

„Der Trend des Clubsterbens geht auch an uns nicht vorbei“, sagt Mack. Gemeinsam mit seiner Frau Azra bereitet er an diesem Freitag den Club für die Party am Abend vor. „Deswegen haben wir auch noch nicht geschlossen, wir sind ein kleines Unternehmen und machen sehr viel selbst.“ Aber er sieht der Realität auch entgegen. „Wenn es so weitergeht, ist das nicht mehr lange haltbar.“

Der Lemon Beat Club in Markdorf ist einer der letzten Nachtclubs in der Region.
Der Lemon Beat Club in Markdorf ist einer der letzten Nachtclubs in der Region. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Momentan hat die Diskothek freitags, samstags und vor Feiertagen geöffnet. Im Sommer ist das anders. Freitags habe sich das Geschäft im Sommer nicht gelohnt. Seine 20 Mitarbeiter, darunter viele Minijobber, will er fair bezahlen.

Corona hat den Prozess des Clubsterbens beschleunigt

„Wir haben in den vergangenen Jahren einen Besucherrückgang von 30 bis 40 Prozent zu den Vor-Corona-Jahren verzeichnet.“ Mit steigenden Kosten und sinkender Nachfrage ist das für Mack und seine Diskothek kaum aufzufangen. „Wir hatten immer Ups und Downs, aber in dieser Dauer ist es sehr hart.“ Ihm selbst macht es dennoch weiterhin Spaß, den Club zu betreiben.

Corona hat den Prozess beschleunigt. 30 bis 40 Prozent weniger Gäste hat der Lemon Beat Club im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren.
Corona hat den Prozess beschleunigt. 30 bis 40 Prozent weniger Gäste hat der Lemon Beat Club im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren. | Bild: Georg Mack

Man habe sich viele Gedanken gemacht und war im ständigen Austausch mit dem Team. Auch mit der Frage, ob sie etwas falsch machen, habe man sich beschäftigt. „Wir haben uns in der Region bei Clubs umgeschaut, was Preis, Angebot und DJ angeht, aber große Unterschiede gab es keine“, so Mack. Alle haben mit dem gleichen Problem zu kämpfen.

Interesse der jungen Leute hat sich verändert

„Das Interesse junger Menschen hat sich durch Corona verändert“, sagt Mack. Viele potenzielle Gäste seien zu Hause geblieben und hätten begonnen, lieber im kleinen Kreis zu feiern. Georg Mack glaub nicht, dass sich das nochmal grundlegend ändert. Soziale Medien spielen ebenfalls eine Rolle. Früher habe man sich im Club getroffen, um sich auszutauschen. Für Mack war der Club wie ein „Wohnzimmer“ – das sei heute nicht mehr der Fall. „Man ist inzwischen ständig miteinander in Kontakt. Der Clubbesuch wird dadurch überflüssig.“

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Azra Mack fügt hinzu, dass sie viele Menschen kenne, die sich im Club kennengelernt haben. Das habe sich ins Internet verlagert. Ihrem Mann zufolge gehe es vielen heute vor allem darum, zu zeigen, dass sie im Club sind. Außerdem könne er sich vorstellen, dass die aktuelle Nachrichtenlage – mit Kriegen und schlechten Meldungen – ebenfalls dazu beitrage, dass manche lieber auf das Feiern verzichten.

Festivals stechen Clubs aus

Ein weiterer Hinweis auf das veränderte Freizeitverhalten sei die wachsende Festivalkultur. „Es gibt immer mehr Festivals – sie kosten allerdings ein Vielfaches eines Clubbesuchs“, so Mack. Trotz hoher Preise schreiben viele Festivals schwarze Zahlen. „Wer sich ein Festivalticket leistet, hat danach oft kein Geld mehr, um regelmäßig in Clubs zu gehen.“

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Die Diskothek habe nach wie vor eine Stammkundschaft, so Mack. Doch selbst die werde kleiner – trotz der Monopolstellung im Bodenseekreis. Immerhin: Die verbliebenen Gäste kommen weiterhin gern zum Tanzen. Und sollte das Kapitel des Lemon Beat Clubs zum Jahresende je enden, ruft Mack dazu auf, für einen vielleicht letzten Tanz noch einmal vorbeizukommen.