Wie ist der aktuelle Sachstand beim Thema schnelles Internet für kleinere Gemeinden rund um den Gehrenberg? Die Aufgaben und die Zeitschiene, kurz zusammengefasst: In Markdorf sind es vor allem die Weiler südöstlich von Ittendorf. In Bermatingen haben die Gewerbegebiete Priorität und die gesamte Ortslage Ahausen. In Oberteuringen hat man 118 Wohnstellen anzuschließen. Der Bundeszuschuss von 50 Prozent ist bereits da, weitere 40 Prozent vom Land sind zugesagt. Spätestens Ende 2024 soll es dann keine weißen Flecken bei der Breitbandversorgung mehr geben.

In Oberteuringen sollen knapp neun Millionen Euro investiert werden

Oberteuringen mit seinen 19 Ortsteilen zählt mit einer Investitionssumme von knapp neun Millionen Euro zu den Spitzenreitern im Zweckverband. „Die hohe Summe ist auch einer langfristigen Planung geschuldet“, sagt Bürgermeister Ralf Meßmer.

Oberteuringens Bürgermeister Ralf Meßmer (links) freut sich über den Zuschussbescheid über rund 4,5 Millionen Euro aus der Hand des ...
Oberteuringens Bürgermeister Ralf Meßmer (links) freut sich über den Zuschussbescheid über rund 4,5 Millionen Euro aus der Hand des CDU-Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen. | Bild: Thomas Kapitel

Alle Kabelverteiler im Ort würden jetzt schon mit Glasfaser angefahren: „Teledata ist fertig, Telekom noch dabei.“ Wer da näher dran sei, surfe jetzt schon mit 30 bis 50 Megabit. „Aber die Anbieter haben keinen Druck, die schnellen Leitungen bis in die kleinen Gehöfte zu legen, da ist nichts daran verdient. Also bleibt das an der öffentlichen Hand hängen“, sagt Meßmer. Ob Russenreute, Bibruck oder Ramsen: Oft sind es hier bis zu 1,5 Kilometer vom nächsten Verteiler. Insgesamt sind es 118 Adressen, die in Oberteuringen angeschlossen werden. Hinter einer Adresse könne sich mehrere Wohnungen verbergen: Der Zweckverband rechnet hier mit Faktor zwei. Das wären dann rund 240 Haushalte im Gemeindegebiet.

In den Straßen im Gemeindegebiet von Oberteuringen wird bereits seit Wochen kräftig gebuddelt: Die Geo Data GmbH sorgt dort im Auftrag ...
In den Straßen im Gemeindegebiet von Oberteuringen wird bereits seit Wochen kräftig gebuddelt: Die Geo Data GmbH sorgt dort im Auftrag des Zweckverbands Breitband für die nötige Infrastruktur. | Bild: Geo Data GmbH

In den Randbereichen gebe es Einzelfälle, bei denen man sich mit den Nachbargemeinden arrangiere. Gangenweiler etwa, das zu Markdorf gehört, aber von Oberteuringen aus angefahren wird. Oder Fuchstobel, eigentlich Ortsteil der Gemeinde Deggenhausertal, die nicht im Zweckverband ist, und wo ein Haus sogar zu Horgenzell im Kreis Ravensburg gehört.

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Die Bürger seien auf jeden Fall froh, auch wenn sie es bis jetzt relativ gelassen nähmen, sagt Meßmer: „Manche Landwirte hier, die einen Antrag verschicken müssen, lassen den über Nacht laufen, weil er so langsam durch die Leitung geht. Und die jetzt noch klagen, werden am Ende die sein, die als Erste das beste Internet haben.“ Die Finanzierung des Eigenanteils von zehn Prozent, immerhin rund 950 000 Euro, ist per Darlehen über den Zweckverband abgesichert, sagt Meßmer: „Wir bauen derzeit eine Schule für zehn Millionen Euro, so gesehen stellt das im Haushalt kein größeres Problem dar.“ Tilgen werde man es, wenn die neuen Leitungen Gewinn abwerfen, da die Gemeinde sie an die Anbieter verpachte.

Bermatingen teilt die Projekte in vier Zonen auf

In Bermatingen investiert man die 6,1 Millionen Euro in vier „Zonen“, sagt Bürgermeister Martin Rupp gegenüber dem SÜDKURIER. Priorität Eins habe dabei das Gewerbe, wo die schnelle Anbindung zum Teil schon umgesetzt wurde: „In Ahausen wickeln wir das mit der Gewerbegebiets-Förderung ab, weiter geht es dann im Gewerbegebiet Kesselbach-Hegelwiesen in Bermatingen“ sagt Rupp.

In der Heiligenbergstraße in Ahausen wurde bereits im Oktober des vergangenen Jahres mit dem Verlegen der Glasfaserkabel begonnen.
In der Heiligenbergstraße in Ahausen wurde bereits im Oktober des vergangenen Jahres mit dem Verlegen der Glasfaserkabel begonnen. | Bild: Jan Manuel Heß

In Zone zwei folgt die kommunale Infrastruktur, darunter die Grundschule Bermatingen, gefolgt von Zone drei, den Wohngebieten, die noch „weiße Flecken“ seien. Dazu zähle die gesamte Ortslage Ahausen. Zone vier seien dann die letzten noch langsamen Bereiche etwa in Bermatingen.

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Zu den Hofstellen habe man auch hier lange Strecken, sagt Rupp, Autenweiler etwa oder der Wiggenweilerhof. „Für die Gemeinde ist das enorm wichtig, ein Gigabit-fähiges Netz anzubieten“, sagt der Bürgermeister: „Weil der privatisierte Markt hier versagt hat, gehen wir in die Lücke.“ Dabei wolle man auch keine Zwischenschritte etwa mit Vektoring machen, sondern gleich auf die zukunftsweisende Glasfaser-Technologie setzen. „Der Gemeinderat geht schon in die Planung und wir hoffen, auch wenn‘s sportlich ist, dass wir das neue Glasfasernetz bis 2024 in Betrieb nehmen können.“ Die rund 610 000 Euro Eigenanteil, vom Zweckverband vorfinanziert, hoffe Bermatingen „mit einem guten Gewerbesteuer-Jahr“ tilgen zu können, sagt Rupp.

In Markdorf gibt es noch „Rote Zonen“ vor allem im Süden der Stadt

Die Stadt Markdorf schließlich investiert 5,4 Millionen in das Projekt Breitbandausbau. Die Notwendigkeit sei mehr als gegeben, sagt Michael Schlegel, Leiter des Bauamts: „Vor allem in den Weilern südöstlich von Ittendorf werden wir vehement gefragt, wann es denn soweit sei.“ Ob Riedern, Reute, Hohenwald, Wirrensegel oder die vielen kleinen Hofstellen: Hier seien die Menschen in Zeiten von Home-Office und Home-Schooling wirklich an ihre Grenzen gestoßen. „Das werden wir wohl als erstes ausbauen müssen“, sagt Michael Schlegel.

In Markdorf haben die Gewerbebetriebe in der Eisenbahnstraße im Zuge des dortigen Straßenneubaus Breitband-Internet bekommen. Nach und ...
In Markdorf haben die Gewerbebetriebe in der Eisenbahnstraße im Zuge des dortigen Straßenneubaus Breitband-Internet bekommen. Nach und nach sollen auch die anderen noch nicht an Glasfaser angeschlossenen Bereiche der Stadt nun schnelles Internet bekommen. | Bild: Toni Ganter

In ihrer Planung hat die Stadt Markdorf die weißen Flecken in zwei Kategorien eingeteilt: Schwarze Zonen mit über 30 Mbit (295 Adressen), rote Zonen unter 30 Mbit (251 Adressen). Stühlehof, Bürgberg und Bergheim etwa seien rot, Riedheim dagegen bereits im Vektoring-Verfahren ausgebaut. Damit könne man zwar mit rund 100 Mbit surfen, zukunftsfähig sei diese Technologie aber keinesfalls.

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Für die Arbeiten sei man jetzt im Ausschreibungsverfahren, erst dann könne man in die Planung gehen, sagt Schlegel: „Vor 2022 werden also noch keine Bagger rollen.“ Über die Finanzierung des Eigenanteils von rund 540 000 Euro habe der Gemeinderat noch nicht entschieden: „Ob wir das selber zahlen oder über den Zweckverband finanzieren, muss erst noch geklärt werden“, sagt Schlegel.