Das Jahr 2021 war, neben der Corona-Pandemie, vor allem geprägt durch ungewöhnlich heftige Unwetterereignisse. Auch in der Region gab es im Frühjahr und Sommer mehrfach Starkregen, der Straßen unter Wasser setzte, Keller flutete und sowohl an privaten wie an öffentlichen Gebäuden teils für immense Schäden sorgte. Betroffen war auch Markdorf, vor allem Riedheim, aber auch die Innenstadt und das Eisweihergebiet. Diese Ereignisse, da sind sich die Experten einig, werden in den kommenden Jahren eher noch zunehmen, der Klimawandel ist natürlich auch in der Region angekommen.
Kommunen brauchen dringend ein Risikomanagement
Für die Kommunen heißt das: Sie brauchen ein Risikomanagement für solche Starkregenereignisse und einen Masterplan, was im Fall der Fälle rasch zu tun ist. In Markdorf hat das Stadtbauamt das Starkregenrisikomanagement schon lange vor den diesjährigen Unwettern auf den Schirm genommen – auch wenn sich die Folgen nicht verhindern ließen.
Bis auf Möggenweiler: Der Ortsteil, der im Osten an die Kernstadt anschließt, wurde in den vergangenen Jahren umfassend saniert. Vor allem der Anschluss an die Kanalisation und die Verlegung neuer Abwasser- und Wasserleitungen haben laut Bauamtsleiter Michael Schlegel dafür gesorgt, dass die Unwetter dort zumindest keine nennenswerten Auswirkungen hatten. Vor Jahren wäre das noch anders gewesen. „Die Maßnahmen haben offensichtlich gegriffen“, sagt Schlegel.
2017 hat in Markdorf die Arbeit am Starkregenkonzept begonnen
2017 hat die Stadt Markdorf ihr Starkregenmanagement in Angriff genommen. Denn seit Dezember 2016 können sich Kommunen Starkregenkonzepte vom Land fördern lassen. Vor drei Jahren wurden in Markdorf Vorerhebungen und Datenermittlungen in Auftrag gegeben, die Ergebnisse wurden dann im Juni 2020 im Technischen Ausschuss des Gemeinderates präsentiert.

Eine Fläche von rund 24 Quadratkilometern Ausdehnung auf Markdorfer Gemarkung wurde seinerzeit als potenziell durch Sturzfluten gefährdet ermittelt. Aufgeteilt wurde die Fläche in je rund fünf Quadratkilometer große Einzelflächen, kategorisiert je nach Gefährdungspotenzial. Für Ittendorf hatte die Untersuchung ergeben, dass der südliche Teilort potenziell nicht gefährdet sei.
Von Osten nach Westen werden zurzeit die Risiken analysiert
Als vorrangige drei Teilflächen hatte die Verwaltung den westlichen Stadtbereich, den südlichen Bereich inklusive Stüblehof und Markdorf-Süd sowie den östlichen Stadtbereich inklusive der Gewerbegebiete und bis ungefähr Steibensteg definiert, als später zu bearbeitende Flächen den Osten mit Leimbach sowie den ferneren Osten mit Hepbach und Stadel. Die Fertigstellung des Risikomanagements für die ersten drei Gebiete mit einer Risikoanalyse und einem Handlungskonzept wurde damals für 2021 geplant. Danach, so hieß es, solle ab Ende 2021 mit der Arbeit an der Gefährdungsanalyse für die Teilgebiete 4 und 5 begonnen werden, mit einem vorgesehenen Abschluss bis Ende 2022.

Grundsätzlich sollen die aus den Untersuchungen folgenden Handlungskonzepte aufzeigen, welche baulichen Maßnahmen zur Vermeidung von Überflutungen wo nötig sind. Sind diese Baumaßnahmen definiert, sollten sie in den folgenden Jahren entsprechend umgesetzt werden, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Technischen Ausschuss vom Juni 2020.
Mit ihrem Starkregenkonzept liegt die Stadt im Zeitplan
Doch wo steht Markdorf beim Starkregenmanagement inzwischen tatsächlich und was ist das Ziel? Das Ziel ist klar definiert: „Wir erwarten durch die Starkregenkonzepterstellung und die daraus resultierenden Maßnahmen, neuralgische Punkte deutlich zu entspannen“, formuliert es Schlegel. Und wie weit ist man nun mit dem Konzept? Mit den Arbeiten sei man exakt in dem Zeitplan, der im Juni 2020 im Ausschuss dargelegt wurde, sagt Schlegel. Ende dieses Jahres würden voraussichtlich die Berechnungen für die ersten drei Teilflächen vorliegen, so dass man direkt anschließend an die Arbeit am Handlungskonzept gehen könnte. Parallel werde man dann mit den Berechnungen für die Teilgebiete vier und fünf im Osten gehen.

„Das alles braucht einfach seine Zeit“, sagt Schlegel. Denn die Analysen seien auch deswegen schwierig für die Ingenieurbüros, weil das noch keine Standardaufgabe sei. Die Dringlichkeit der Zielvorgabe, wie man bauliche Lösungen schaffen könne für Unwetterfälle, habe gerade erst der Erdrutsch nach den starken Regenfällen im Juni im Ortsteil Wangen gezeigt. „Die jüngste Überschwemmung dort hat genau unseren Berechnungen entsprochen“, sagt Schlegel. Lösungsansätze würden sich bereits aufzeigen. „Doch die werden allesamt nicht günstig sein“, warnt Schlegel. Eine neue Verdohlung, ein Verschwenken der Straße seien denkbare Maßnahmen. Dabei bewege man sich aber grob gerechnet bereits in einem Kostenfenster von mehreren hunderttausend Euro – und dies betreffe nur mögliche Maßnahmen in Wangen. Aufs gesamte Stadtgebiet kämen dabei sicherlich mehrere Millionen Euro zusammen, sagt Schlegel.

Erforderliche Baumaßnahmen können schnell in die Millionen gehen
Umso wichtiger sei es, dass es der Stadt auch gelinge, die Vorgabekriterien für eine Förderung von baulichen Maßnahmen zu erfüllen. Denn aus dem Haushalt alleine ließe sich ein solcher Betrag sicherlich nicht stemmen. Und selbst wenn die baulichen Maßnahmen umgesetzt seien, würde immer noch ein gewisses Restrisiko verbleiben. „Alle Starkregenereignisse werden auch dadurch nicht zu verhindern sein“, betont der Bauamtsleiter. Zudem könne die Stadt sich nur um die Ertüchtigung ihrer eigenen Flächen kümmern. Mit anderen Worten: „Die Privateigentümer werden auch künftig selbst verantwortlich sein für den Schutz ihrer eigenen Grundstücke“, sagt Schlegel.

Noch seien die Berechnungen für die ersten drei Teilflächen im Westen, der Kernstadt und bis Riedheim noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse erwarte man zum Ende des Jahres. Bereits jetzt schon sei aber absehbar, welche Bereiche potenziell besonders gefährdet seien, sagt Schlegel: Wangen, Möggenweiler und der Bereich um das Altschloss mit dem Bildbach.