Ralf Scharbach ist sei etwas über einem Jahr Geschäftsführer des Markdorfer Spitalfonds. Zwei seiner Hauptaufgaben haben seither darin bestanden, die Wirtschaftsplanung für 2021 zu entwickeln und andererseits die bisher fehlenden Jahresabschlüsse für die Jahre 2017, 2018 und 2019 vorzulegen. Die Bilanz für 2017 hat er dem Gemeinderat bereits vor Wochen präsentiert.

In der aktuellen Ratssitzung berichtete Scharbach, warum der Spitalfonds 2018 und 2019 immer noch unter der den Folgen der Rekordverluste von vor fünf Jahren litt. Die Nachricht vom gewaltigen Defizit von rund 500.000 Euro hatte im Frühjahr 2018 die Öffentlichkeit erschreckt. So überrascht wie besorgt hatte sich Bürgermeister Georg Riedmann, der Stiftungsratsvorsitzende, damals gezeigt. Zumal es zuvor seitens der Spitalfonds-Geschäftsführung keinerlei Hinweise auf die Negativentwicklungen gegeben habe.

Teure Fremdkräfte führten zum Defizit

Dabei war der Negativtrend kaum zu übersehen. So legte es Ralf Scharbach nun dem Gemeinderat dar. „Das Altenpflegeheim in der Spitalstraße hatte 2018 nur eine schlechte Auslastung“, blickte er zurück. Lediglich 78 Prozent der Betten waren belegt. Im Jahr davor lag die Bettenbelegung noch bei 90 Prozent. Das Rechnungsjahr schloss der Spitalfonds mit einem Fehlbetrag von 470.000 Euro ab. Was weniger an der geringen Bettenauslastung gelegen habe, sondern vor allem daran, dass im Pflegebereich vielfach auf Fremdkräfte zurückgegriffen werden musste. Die verursachten höhere Kosten als eigenes Personal, an dem es in der Vergangenheit gehapert hat. Inzwischen gab es etliche Neuanstellungen, berichtete der Spitalfonds-Geschäftsführer. 2018 aber schlugen allein die Fremdkräfte mit 390.000 Euro zu Buche.

Ralf Scharbach, seit 1. August 2020 Geschäftsführer des Spitalfonds Markdorf.
Ralf Scharbach, seit 1. August 2020 Geschäftsführer des Spitalfonds Markdorf. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Damit der Betrieb im Altenpflegeheim 2018 überhaupt aufrecht erhalten werden konnte, musste die Stadt mit einer Liquiditätshilfe in Höhe von 250.000 Euro einspringen. Eine Viertelmillion, zu der im Folgejahr weitere 150.000 Euro hinzukamen. Stadtkämmerer Michael Lissner führte aus, dass sich die Stadt ihr Altenpflegeheim schon seit etlichen Jahren Beträge zwischen 150.000 und 200.000 Euro kosten lässt.

„Der gesamte Gemeinderat hat von der finanziellen Schieflage des Altenpflegeheims gewusst.“
Uwe Achilles (SPD)

Und Uwe Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD erklärte, dass jeder im Rat „um die finanzielle Schieflage“ des Altenpflegeheims gewusst habe. Ebenso wie um deren Ursachen, denn die seien angesprochen worden während diverser öffentlicher und nichtöffentlicher Sitzungen. „Wir wollen die Kirche im Dorf lassen“, schlug Achilles vor. Die gewährten Liquiditätshilfen seien happig, „schmerzlich, in Summe aber zu verschmerzen.“ Erich Wild von der CDU argumentierte ähnlich. Die im Altenpflegeheim erwirtschafteten Defizite seien überaus ärgerlich. Doch mit Blick auf die gute Arbeit der Pflegekräfte, auf die hohe Zufriedenheit von Patienten und Angehörigen sowie auf die soziale Verpflichtung riet Wild, auf eine Rückzahlung der Liquiditätshilfen zu verzichten.

„Im Pflegeheim wird eine gute Arbeit geleistet – Patienten und Angehörige sind zufrieden.“
Erich Wild (CDU)
Der Bereich des betreuten Wohnens in der Seniorenanlage.
Der Bereich des betreuten Wohnens in der Seniorenanlage. | Bild: Jörg Büsche

Rolf Haas (FDP) vermisst Transparenz

Für Rolf Haas (FDP) bleiben immer noch viele Fragen offen. Er habe die betreffenden Ratsprotokolle durchgearbeitet – und nicht immer alle von ihm gewünschten Aufschlüsse über die Entscheidungsprozesse der betreffenden Jahre gefunden. Uwe Achilles empfahl ihm den Einblick in die Protokolle der nichtöffentlichen Sitzungen. Als Stadtrat stünde ihm, Haas, dieser Weg durchaus offen.

Bürgermeister Riedmann sieht den Spitalfonds inzwischen wieder „auf einem guten Weg“. Man stehe besser da „als über viele, viele Jahre“. Der neuen Spitalfondsleitung sei es gelungen, „saubere Strukturen“ zu entwickeln. So ist auch der Eindruck von Joachim Mutschler, dem Vorsitzenden der Umweltgruppe. Er drückte Ralf Scharbach und dessen Team sogar seine „Bewunderung“ aus: für die erbrachten Aufräum-Leistungen, für die Umstrukturierung und für die neue Transparenz im Spitalfonds. Mit den unterdessen vorgelegten Zwischenberichten, so Mutschler, „seien solche Überraschungen wie 2018 ausgeschlossen“.

„Der Spitalfondsleiter ist vom Verwalter zum Gestalter geworden.“
Dietmar Bitzenhofer (Freie Wähler)

Dietmar Bitzenhofer, Fraktionschef der Freien Wähler begrüßte die Entwicklungen in der Spitalstraße ebenfalls. Vom Verwalter des Missstands sei Ralf Scharbach nun zum „Gestalter“ eines hoffentlich zukunftsorientiert arbeitenden Seniorenzentrums geworden.