Schon jetzt gibt es in Markdorf und in den Stadtteilen aus Gründen des Lärmschutzes Geschwindigkeitsbegrenzungen: etwa Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt B 33/Ravensburger Straße oder ebenfalls Tempo 30 auf der B 33/Ortsdurchfahrt Ittendorf – und mehrere weitere.

Im Zuge der Fortschreibung des Lärmaktionsplans sollen nach Vorschlägen der Stadtverwaltung weitere Tempolimits hinzukommen. Beispielsweise von 100 auf 70 und von 70 auf 50 Stundenkilometern bei Markdorfs östlichen Ortschaften Stadel und Hepbach.

Auf der B 33 bei der Markdorfer Ortschaft Stadel ist eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erlaubt. Die Stadtverwaltung ...
Auf der B 33 bei der Markdorfer Ortschaft Stadel ist eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erlaubt. Die Stadtverwaltung möchte dort auf 70 Stundenkilometer reduzieren. | Bild: Ganter, Toni

Eine weitere Hauptverkehrsachse bilden im Süden der Stadt zwischen B 33 im Westen und Bildungszentrum (BZM) im Osten die Bernhardstraße und die Ensisheimer Straße. Bisher gilt lediglich im Bereich des Bildungszentrums Tempo 30 von 7 bis 17 Uhr an Schultagen. Angestrebt ist ganztags durchgängig Tempo 30.

Schüler auf dem Weg zum Bildungszentrum. Derzeit sind in der Ensisheimer Straße weitgehend 50 Stundenkilometer erlaubt. Im Zuge der ...
Schüler auf dem Weg zum Bildungszentrum. Derzeit sind in der Ensisheimer Straße weitgehend 50 Stundenkilometer erlaubt. Im Zuge der Fortschreibung des Lärmaktionsplans sind seitens der Stadt ganztags 30 Stundenkilometer angestrebt. Ebenso in der westlich gelegenen Bernhardstraße. | Bild: Ganter, Toni

Sollte das so kommen, dann würden Bernhardstraße und Ensisheimer Straße wohl für all jene aus Richtung Meersburg kommenden Pendler weniger attraktiv, die im Südwesten der Stadt die B 33 in Richtung BZM verlassen, weil sie Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt meiden wollen.

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Der Gemeinderat hat in jüngster Sitzung am Dienstagabend in der Stadthalle über den Themenkomplex Lärmschutz beraten. Experte Wolfgang Wahl vom Freiburger Beratungsbüro Rapp Trans stellte dem Gremium Lärmkartierungen und ein Grobkonzept zu Maßnahmen vor, mit denen die verkehrsbedingten Lärmbelastungen verringert werden sollen.

Der stationäre Blitzer in Markdorf-Hepbach ist im August/September 2019 installiert und in Betrieb genommen worden, um Tempo 50 auf der ...
Der stationäre Blitzer in Markdorf-Hepbach ist im August/September 2019 installiert und in Betrieb genommen worden, um Tempo 50 auf der B 33 zu überwachen. | Bild: Ganter, Toni

„Heute wird noch kein Beschluss zu irgendwelchen Maßnahmen gefasst“, sagte Wolfgang Wahl. Der Experte zeigte Lärmbelastungen entlang zahlreicher Straßenzüge auf, erläuterte Grundlagen der Schallberechnung und legte dar, dass nicht jedes erhöhte Verkehrsaufkommen automatisch eine wahrnehmbare stärkere Lärmbelastung bedeutet. Das hänge von den jeweiligen Gegebenheiten ab: Etwa, ob ein Haus nahe oder weiter weg von einer Straße gelegen ist. Oder auch, ob es geschlossene Häuserfronten gibt, woraus Schallreflexionen resultieren. Lärm nehme nicht linear zu. Beispiel: Zwei gleich laute Autos werden laut Wahl nicht als doppelt so laut empfunden wie eines. Dazu brauche es zehn.

Tempo 30 verursacht nicht zwangsläufig Staus

Wolfgang Wahl räumte mit der gängigen Vermutung auf, dass Tempo-30-Zonen Staus begünstigen: „Nehmen sie Ittendorf oder Stetten, da gibt‘s im Allgemeinen kaum Staus.“ Die hängen nach Wahls Erläuterungen von der Leistungsfähigkeit einer Strecke ab. Sprich, wie unterschiedliche Verkehrsbeziehungen aufeinander wirken und bewältigt werden können. Etwa, ob es auf viel befahrenen Strecken Rotphasen gibt, weil Fußgänger die Straße queren.

Als Lärmschwerpunkte in Markdorf bezeichnete Wolfgang Wahl – wenig überraschend – Abschnitte der Landesstraße 205/Hauptstraße, B 33/Ravensburger Straße, Bernhardstraße und Ensisheimer Straße.

Auf der B 33/Einmündung Bernhardstraße soll über den Standort des Hochhauses hinaus das Tempo von 70 auf 50 Stundenkilometer verringert ...
Auf der B 33/Einmündung Bernhardstraße soll über den Standort des Hochhauses hinaus das Tempo von 70 auf 50 Stundenkilometer verringert werden. | Bild: Ganter, Toni

FDP-Stadtrat Rolf Haas hakte nach, warum in den vorgeschlagenen Maßnahmen zur Lärmreduzierung lediglich Geschwindigkeitsbegrenzungen seien. Das Thema Flüsterasphalt müsse mitbetrachtet werden, fand er. „Die Tempobegrenzungen sind Sofortmaßnahmen“, entgegnete Wolfgang Wahl. Natürlich sei darauf zu drängen, dass bei bevorstehenden Straßensanierungen lärmreduzierende Beläge verbaut werden. Bürgermeister Georg Riedmann bekräftigte, dass man seitens der Stadtverwaltung darauf achtet und Flüsterasphalt fordert.

Ortsvorsteher Bernhard Grafmüller berichtete, dass es zwischen Ittendorf und Wirrensegel auf der B 33 noch ein Teilstück von rund 570 Metern gebe, auf dem 100 Stundenkilometer gefahren werden dürfen. Ziel solle es sein, durchgängig auf 70 Stundenkilometer zu reduzieren, damit zwischendrin nicht mehr aufs Gas gedrückt wird. Auch am Ortsende aus/in Fahrtrichtung Meersburg soll laut Wunsch des Ortschaftsrates Ittendorf die Tempo-50-Zone verlängert werden.

Zwischen Wirrensegel und Ittendorf (Hintergrund) sollen es auf Wunsch des Ortschaftsrates im Zuge des Lärmaktionsplans durchgängig 70 ...
Zwischen Wirrensegel und Ittendorf (Hintergrund) sollen es auf Wunsch des Ortschaftsrates im Zuge des Lärmaktionsplans durchgängig 70 Stundenkilometer werden. Auf einem Teilstück sind 100 Stundenkilometer erlaubt. | Bild: Ganter, Toni

Im Ortschaftsrat Riedheim sprach man sich dafür aus, die Tempo-50-Zone auf der B 33 deutlich über die bestehende Bebauung am Ortsrand hinaus in Richtung Ravensburg zu verlängern.

„Wie Markdorf durch den Verkehr gebeutelt wird, sehen wir ja nicht nur entlang der Bundesstraße, sondern auch auf den Nebenstrecken.“
Dietmar Bitzenhofer, Fraktionschef Freie Wähler

Reihum befürworteten die Ratsfraktionen den Vorschlag der Stadtverwaltung, dass die angestrebten Maßnahmen zur Lärmreduzierung auf das maximal Mögliche hin untersucht werden sollen. Beispielsweise Dietmar Bitzenhofer (Freie Wähler) sagte: „Wie Markdorf durch den Verkehr gebeutelt wird, sehen wir ja nicht nur entlang der Bundesstraße, sondern auch auf den Nebenstrecken.“

So geht‘s weiter

Das Büro Rapp Trans untersucht die Auswirkungen der angestrebten Maßnahmen zur Lärmreduzierung – beispielsweise auf andere Verkehrsströme/Verkehrsbeziehungen. Daraus resultiert ein Vorschlagspaket, über das der Gemeinderat noch im Laufe des Jahres berät und beschließt. Dieses Vorschlagspaket wird an die Straßenverkehrsbehörde weitergeleitet. Dort wird entschieden.

Das sind alle vorgeschlagenen Maßnahmen

  • Verlängerung Tempo 50 ganztags entlang der B 33 bis Höhe Bernhardstraße 47 (bisher Tempo 70)
  • Verlängerung Tempo 30 ganztags entlang der B 33 bis Höhe Brühlstraße 17 (bisher Tempo 70 beziehungsweise Tempo 50)
  • Verlängerung Tempo 50 ganztags entlang der B 33/Teuringer Straße in Hepbach über die bestehende Bebauung am Ortsrand hinaus (Bisher Tempo 100)
  • Tempo 70 ganztags entlang der B 33 auf Höhe der Ortschaft Stadel (bisher Tempo 100)
  • Tempo 30 ganztags entlang der Bernhardstraße /Ensisheimer Straße (bisher Tempo 50)
  • Durchgängig Tempo 70 zwischen Ittendorf und Wirrensegel
  • Verlängerung der Tempo-50-Zone im Bereich des Ittendorfer Ortsrandes aus/in Fahrtrichtung Meersburg