Eigentlich sollten schon seit zwei Wochen die ersten E-Scooter durch Markdorf sausen. Die, die bereits in der Stadt zu sehen sind, sind aber im privaten Besitz und nicht öffentlich leihbar. Genau das soll aber nun möglich gemacht werden, nach dem Beschluss des Gemeinderates von Ende Mai: Die Münchner Firma Zeus, die bereits andere Städte in der Region, wie Konstanz, Villingen oder Tübingen, mit dem Scooter-Leihangebot versorgt, soll auch Markdorf bedienen – mit zunächst einmal 25 bis 30 Scootern für die Startphase, wie es hieß.
Amtsleiter Hess: „Haben unsere Hausaufgaben gemacht“
Doch die Umsetzung steckt noch fest, sagt Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess auf Anfrage des SÜDKURIER. „Wir warten derzeit auch täglich auf den Start, aber an uns liegt es nicht, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Hess. Dazu gehörte unter anderem, dass die Stadt dem Münchner Unternehmen eine Reihe von Standorten vorschlägt, auf denen die Elektro-Tretroller nach erfolgter Rückgabe und bis zum nächsten Ausleihen abgestellt werden können. Mehrere Flächen in der Innenstadt plus ein paar Flächen in den Außenbezirken seien zu definieren gewesen.

Das hat man im Rathaus inzwischen getan, die Vorschläge sind in München. Dort müssen die Verantwortlichen der Zeus GmbH nun darüber entscheiden. Was ebenfalls noch fehlt: Ein lokaler Kooperationspartner, der vor Ort nach dem Rechten schaut und aufräumt, wenn es nötig ist. In der Regel geht es dabei darum, verwaiste und versprengte Scooter wieder einzusammeln, die statt auf den vorgesehenen Flächen an Straßenrändern oder in Gebüschen stehen. Dafür hatte man bei Zeus der Verwaltung zufolge ursprünglich einen Anbieter aus Konstanz vorgesehen. Der sei nun aber offenbar wieder abgesprungen oder habe nicht zugesagt, so Hess: „Nun ist das Unternehmen am Zug.“

Fakt ist jedenfalls, dass das Angebot in Markdorf für den Testlauf zunächst mal noch überschaubar sein wird. 25 bis 30 E-Scooter sollen bereitgestellt und per App gebucht werden können. Einen Euro soll eine Ausleihe kosten, hinzu kommen 19 Cent pro Kilometer. Ausleihen kann man die elektrisch betriebenen Roller, wenn man 14 Jahre alt oder älter ist. Sausen und Sicherheit ist hingegen eine Frage, an der sich im Gemeinderat die Geister geschieden hatten. Denn für die bis zu 20 km/h schnellen Scooter gibt es keine Helmpflicht.
Friedrichshafen und Überlingen haben die Nase vorn
Zum Vergleich: In Friedrichshafen sollen nach einem bereits beendeten Testlauf bis zu 250 E-Scooter und 200 Pedelecs zum Ausleihen bereitgestellt werden. Darüber wird der dortige Gemeinderat am 20. Juli entscheiden. Das Angebot soll öffentlich ausgeschrieben werden. Und in Überlingen hat der Mobility-Anbieter Tier, der auch für den Testlauf in Friedrichshafen ausgewählt war, nun vor wenigen Wochen ebenfalls einen Testlauf gestartet. In der Kurstadt können nun bis 30. September 250 E-Scooter und 50 Pedelecs ausgeliehen werden.

In Markdorf wiederum soll der Testbetrieb sechs Monate lang laufen. Je länger sich der Start nun aber verzögert, umso unrealistischer wird dieses Ziel. Denn es ist kaum vorstellbar, dass im Januar oder Februar die schmalen und schnellen Scooter bei Eis und Schnee durch die Stadt flitzen dürfen – zu groß wäre das Risiko, auch hinsichtlich der Haftung. Wann nun aber tatsächlich die ersten Scooter in Markdorf angeliefert werden, weiß man auch im Rathaus nicht. Eine Anfrage um Stellungnahme bei der Zeus GmbH in München blieb bislang unbeantwortet.