Grob gerechnet haben sich die prognostizierten Kosten der Südumfahrung seit dem Bürgerentscheid 2003 bislang mehr als verdoppelt. Vielleicht werden sie sich aber im Herbst, wenn die neuen Zahlen vorgelegt werden, auch verdreifacht haben. 2003 war von reinen Baukosten in Höhe von 11,1 Millionen Euro ausgegangen worden. Der Anteil des Landes wurde mit 7,8 Millionen beziffert, auf Kreis und Stadt sollten je 1,67 Millionen entfallen. Die letzten Kostenschätzungen datieren aus den Jahren 2017 und 2019, noch in diesem Herbst will das Landratsamt aber eine aktualisierte Prognose vorlegen.

2017 waren die geschätzten Baukosten bereits auf 22,1 Millionen Euro angestiegen. Bei einer Förderung des Landes von 9,1 Millionen wurde der Anteil von Kreis und Stadt vor vier Jahren noch auf 6,5 Millionen Euro taxiert. Zwei Jahre später, 2019, wurden die Gesamtkosten vom Landesverkehrsministerium auf 24,34 Millionen Euro veranschlagt, die Förderung durch das Land auf rund 9,5 Millionen und der Anteil des Landkreises auf 14,8 Millionen. Davon wären dann, dem Vertrag zur Kostenteilung gemäß, für Stadt und Kreis je 7,4 Millionen Euro zu tragen gewesen. Inklusive der Planungskosten ging man damals von jeweils 8,45 Millionen Euro Anteil für Stadt und Kreis aus. Nun darf man also gespannt auf die aktuellen Zahlen für 2021 sein.
In seinem Entwurf des Kreisstraßenausbauprogramms 2021, den das Landratsamt vor zwei Monaten im Juni vorgelegt hat, liest man bereits den Hinweis auf die neue Kostenschätzung im kommenden Herbst: Denn in dem Entwurf der Kreisstraßenplanung wird als Gesamtsumme für die Südumfahrung rund 29,8 Millionen Euro angegeben. Allerdings sind in dieser Summe wohl auch die Planungskosten eingerechnet. Bei den Schätzungen von 2003 und 2017 handelte es sich nur um die reinen Baukosten.
Beim Landkreis rechnet man schon mit einem Anteil von knapp 12 Millionen
Bei einer Gesamtsumme von 29,8 Millionen Euro rechnet die Kreisverwaltung nun mit einem eigenen Kostenanteil von maximal 11,9 Millionen Euro, nach Abzug der Förderung des Landes. Diese 11,9 Millionen wären demzufolge auch der Kostenanteil der Stadt Markdorf in diesem angenommenen Maximalfall.

Im Mai 2019 hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann eine Förderung der Baumaßnahme in einer Höhe von rund 9,5 Millionen Euro zugesagt. Dieser Betrag ist aktuell aber gedeckelt, eine höhere Förderung durch das Land auch bei weiter steigenden Kosten also derzeit nicht in Sicht.
Bis 2024 hat die Stadt Kosten von 4,7 Millionen Euro eingeplant
Im Rathaus in Markdorf wiederum bereitet man sich auch auf eine Realisierung der Südumfahrung vor. Kämmerer Michael Lissner hat die zu erwartenden Kosten in den Haushaltsplan 2021 sowie in die Finanzplanung der kommenden vier Jahre eingearbeitet. Im Investitionsprogramm der Stadt hat Lissner den städtischen Gesamtanteil an der Südumfahrung aktuell noch mit 8,5 Millionen Euro veranschlagt.
Bisher hat die Stadt 285 000 Euro für das Vorhaben ausgegeben, das waren Anteile an den Planungskosten. Im laufenden Haushaltsjahr sind 300 000 Euro eingestellt, in der Finanzplanung für das Jahr 2022 sind es 600 000 Euro, im Jahr 2023 sind es 1,2 Millionen Euro, im Jahr 2024 sind es 2,6 Millionen Euro. Für die dann folgenden Jahre sind insgesamt 3,515 Millionen Euro vorgemerkt – macht summa summarum 8,215 Millionen Euro, die die Stadt für ihren Anteil an der Baumaßnahme vorgesehen hat.
Je länger ein Bau dauert, umso teurer wird er
Nicht eingepreist in alle Kostenschätzungen ist aber die Baupreisentwicklung, sollte es zu einem nochmals später als geplanten Baubeginn oder einer deutlich längeren Bauphase kommen: Dem Statistischen Landesamt zufolge steigen die Baukosten seit Jahren pro Quartal um einen Wert von 0,5 bis ein Prozent, manchmal auch etwas mehr, manchmal etwas weniger. Das heißt, eine Bauverzögerung oder -verlängerung um zwei Jahre könnte die Baukosten nochmals um vier bis zehn Prozent ansteigen lassen.

Hinzu kommen weitere Kostensteigerungen, die bei Großbaumaßnahmen der öffentlichen Hand grundsätzlich eintreten, gleich ob das Brückenbauwerke, Straßen oder auch Flughäfen oder Philharmonien sind. Gerade Straßenbauwerke laufen erfahrungsgemäß Gefahr, dass sie sich im Laufe ihrer Bauzeit deutlich verteuern: Wegen zusätzlich nötiger Gutachten, unvorhergesehener Schwierigkeiten mit Untergrund oder Materialien oder weil Teilgewerke aufgrund neuer Anforderungen deutlich teurer werden. Selbst die rund 30 Millionen Euro an Gesamtkosten dürften für die Südumfahrung also noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Das Land hat seinen Anteil an der Südumfahrung zurückgeschraubt
Zuletzt hat sich auch die anteilige Höhe der Förderung durch das Land geändert: Zur Zeit des Bürgerentscheides 2003 war eine Förderung durch das damalige Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) vorgesehen. Danach sollten 70 Prozent der Kosten von Bund und Land getragen werden, die restlichen 30 Prozent sollten sich Landkreis und Stadt teilen.
Dies ist heute aber anders: Das Land hat inzwischen eine Finanzierungszusage über 9,5 Millionen Euro erteilt. Diese Summe ist aktuell aber gedeckelt. Sollte sich die Gesamtsumme also tatsächlich auf 30 Millionen Euro belaufen, würde die Förderung des Landes einen Kostenanteil von rund 30 Prozent abdecken. Stadt und Landkreis hätten demnach rund 70 Prozent der Kosten zu tragen. Das Verhältnis von Förderung zu Eigenanteilen hat sich damit also exakt umgekehrt. Sollten die Gesamtkosten die 30 Millionen noch übersteigen, würde der prozentuale Anteil der Eigenleistungen weiter steigen und der prozentuale Anteil der Landesförderung weiter abnehmen.
Alle Teile der Serie
- Teil 1: Die Historie
- Teil 2: Die Netzfunktion
- Teil 3: Die Verkehrsprognosen
- Teil 4: Die Kostenentwicklung
- Teil 5: Welche weiteren Kosten die Stadt tragen muss
- Teil 6: Die Argumente der Gegner und Befürworter
- Teil 7: Wie geht es weiter?