Die Aufforderung an den Gemeinderat ist eindeutig: Die Fraktionen, so wünscht es die Stadtverwaltung, sollen am Dienstag die Debatte um den künftigen Wochenmarkt-Standort beenden und die dauerhafte Beibehaltung des angestammten Marktplatzes in der Marktstraße und im Schlossweg beschließen. Das wäre dann das endgültige Aus für den bislang einmaligen Wochenmarkt-Versuchsballon in der Hauptstraße.

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Vermutlich wird der Gemeinderat der Bitte aus dem Rathaus Folge leisten. In der Sitzungsvorlage führt Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess eine ganze Reihe von Gründen auf, die aus Sicht der Verwaltung für den bisherigen Marktstandort und gegen die Hauptstraße sprechen. Auch wenn das in der Vorlage so nicht unbedingt rüberkommt, der wichtigste Grund liegt auf der Hand – und er hat auch die Debatte der vergangenen Monate seit dem durch die Bauarbeiten erzwungenen Umzug auf den Marktplatz geprägt: Im Rathaus fürchtet man um die Attraktivität der Altstadt, sollte der Markt ins neue Geschäftsviertel in der Hauptstraße umziehen.

Altstadt-Händler würden Sturm laufen

Und im Rathaus fürchtet man auch die Reaktionen aus der Altstadt-Händlerschaft, sollte der Markt in den engen Gassen aufgegeben werden. Denn die Geschäftsleute in der Marktstraße würden Sturm laufen. Die Altstadt ist geprägt von inhabergeführten Läden. Denen nimmt man weniger leichten Herzens einen Frequenzbringer wie den Wochenmarkt weg als irgendwelchen Filialisten mit Konzernsitz fern von Markdorf. Das ist nachvollziehbar und sicherlich auch berechtigt.

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Hinzu kämen die Folgekosten bei einem Umzug in die Hauptstraße. Die wären deutlich höher – wegen Sperrungen und nötigen Umbauten – als am bisherigen Standort in der Marktstraße. Auch das ist ein durchaus nachvollziehbares Argument, angesichts der schlechten Haushaltslage der Stadt. Da tun jede 10.000 Euro zusätzlich an ungeplanten Investitionen weh. Vieles spricht also objektiv für einen Verbleib des Marktes in der Marktstraße und abgesehen von den Kunden- und Markthändlerwünschen nur wenig für die Hauptstraße.

Im Rathaus ignoriert man den „shared space“ am Latscheplatz

Dass zuletzt auch der Vorschlag des SÜDKURIER, den Markt als Kompromisslösung künftig auf einer Achse von der Hauptstraße bis in die Marktstraße auszurichten, im Rathaus verworfen wird, lässt sich ebenfalls verstehen. Zumindest dann, wenn man der Argumentation der Amtsleiter folgt und dafür eine Sperrung des Stadtgrabens für erforderlich hält. Der aber ist am Übergang Haupt-/Marktstraße erst vor wenigen Jahren aufwändig zu einem sogenannten „shared space“ umgebaut worden, einem Bereich also, in dem Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichberechtigt sind: Gefärbter Straßenasphalt und Zebrastreifen mahnen zu gegenseitiger Rücksichtnahme.

Dass man im Rathaus nun mit dem Verweis, es müsste die Straße gesperrt werden, den eigentlichen Sinn und Zweck des „shared space“ missachtet und dem Autoverkehr wieder den Vorrang einräumt, ist bedauerlich. Denn dass ein Markt auch beiderseits befahrener Straßen stattfinden kann, sieht man in etlichen anderen Städten. So weit scheint man in Markdorf aber noch nicht zu sein.