Das kam offenbar gut an, bei den Händlern und bei den Kunden: Wegen des Elisabethenmarktes auf dem Marktplatz musste der Wochenmarkt Anfang November erneut ausweichen, in die Hauptstraße. Diese Lösung, das ergab eine Umfrage des SÜDKURIER am Markttag, fand großen Anklang. Wieso den Markt nicht dort lassen, fragten Händler und Besucher.
Seinerzeit reagierte man im Rathaus noch reserviert aufs entsprechende Nachhaken der Redaktion. Man habe sich darüber zwar auch Gedanken gemacht, sei aber zum Entschluss gekommen, den Markt in der Altstadt zu belassen, teilte Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess auf Anfrage mit. Auch nach dem Abschluss der Pflasterarbeiten im Frühjahr solle der Markt wieder an seinen angestammten Ort in der Marktstraße und dem Schlossweg zurück, so Hess seinerzeit.
Offener Brief eines Markthändlers
Nun, drei Monate später, hört sich das anders an. In der Verwaltung steht man einem Umzug des Wochenmarktes in die Hauptstraße mittlerweile anscheinend durchaus offener gegenüber. Was ist seither geschehen?

Aufschluss darüber gibt ein Antwortschreiben von Hess an den Markthändler Gregor Eber. Eber, der im Deggenhausertal den Winkelhof bewirtschaftet, ist mit seinem Gemüsestand seit Jahrzehnten auf dem Wochenmarkt in Markdorf vertreten, von Beginn an, wie er in einem Schreiben an die Stadtverwaltung von Ende November betont. In dem Brief ans Rathaus fordert auch Eber eindringlich, den Wochenmarkt in die Hauptstraße zu verlegen.

Mehr Laufkundschaft in der Hauptstraße
Bei seiner bislang einmaligen Premiere am 7. November sei beim Markt in der neuen Innenstadt rund ums Proma und das Gesundheitszentrum „plötzlich Laufkundschaft vorhanden“ gewesen, nicht nur die üblichen Stammkunden, die gezielt nur den Markt aufsuchen würden, schreibt Eber. Dies sei bei vielen Beschickern „mittags in der Kasse auch real spürbar“ gewesen. Von den Kunden wiederum seien die vielen Parkmöglichkeiten rund um die Hauptstraße mehrfach positiv erwähnt worden.

Beim bisherigen Ausweichstandort, dem Marktplatz, sei genau das Gegenteil der Fall, schreibt Eber, weil der Marktplatz als Parkplatz wegfalle und es auch sonst kaum Parkmöglichkeiten in der Nähe gebe. „Die Wochenmarktkunden werden dadurch gezwungen, schwere Einkäufe durch die halbe Stadt zu tragen“, gerade ältere Personen seien dazu oft aber nicht in der Lage. Die Folge: Kunden bleiben weg.

Händler Eber: Marktplatz ist ungeeignet
Auch die „extreme Neigung“ des Marktplatzes und der „fast schon skandalöse verwahrloste Pflasterbelag“ seien für einen Wochenmarkt-Standort „denkbar ungeeignet“. Falls der Markt wie geplant nach Abschluss der Bauarbeiten in die Marktstraße zurückziehen sollte, ergäben sich weitere Probleme, so Eber. Generell sei die Marktstraße jetzt schon nicht mehr zeitgemäß als Standort für den Wochenmarkt, weil sie zu eng sei und deswegen etwa auch die Feuerwehr-Zufahrt nicht mehr ideal sei. Dieses Problem werde sich verschärfen, wenn der neue Rathausbrunnen in der Mitte der Marktstraße stehe, schreibt der Gemüsehändler. Dann werde die Platznot noch gravierender werden.

Viele Rückmeldungen im Rathaus
Im Rathaus scheint nun angesichts dieser Argumente zumindest ein erstes zaghaftes Umdenken stattzufinden. In seiner Antwort an Eber schreibt Ordnungsamtsleiter Hess: „Nun erreicht uns aber eine nicht unerhebliche Zahl an positiven Rückmeldungen zum Standort Hauptstraße (...). Dies veranlasst uns, grundsätzliche Überlegungen zum Verbleib unseres Wochenmarktes anzustellen und sie dem Gemeinderat zur Abwägung vorzulegen.“ Bei den Überlegungen müsse man aber verschiedene Aspekte bedenken, so Hess. Er zählt auf: Thema Laufkundschaft, Parken, Belange des Einzelhandels, Feuerwehrzufahrt und der Aufwand für eine Sperrung der Hauptstraße an den Markttagen.

Die Prüfung dieser Fragen, so Hess, müsse „wohlüberlegt“ sein und erfordere „sowohl interne als auch politische Abstimmung“. Mit einer Entscheidung sei vermutlich erst zum Ende des ersten Quartals, also im März, zu rechnen. Diesen Zeitrahmen sieht auch Bürgermeister Georg Riedmann. Der Abwägungsprozess müsse gründlich sein, ein Schnellschuss sei weder angebracht noch gut.
Im Frühjahr wird wohl der Gemeinderat entscheiden
Was er von vorneherein ausschließe, sei ein alternierender Wechsel des Marktes, also in der einen Woche in der Marktstraße, in der anderen in der Hauptstraße. Dies verwirre Marktbesucher wie Händler und sei auch organisatorisch nicht machbar. Auch Riedmann gibt auf Anfrage der Redaktion zu bedenken, dass der Verlust an Frequenz in der Marktstraße bei einem Markt in der Hauptstraße ein mitentscheidender Faktor sei. Die Stadt wolle nun aber in eine offene Prüfung der Hauptstraße als möglichem neuen Marktstandort einsteigen. Falle die positiv aus, werde der Gemeinderat dann darüber entscheiden.
Aktuell ist der Markt wieder zurück in der Marktstraße, aber nur vorübergehend, bis nach der Fasnet. Denn dann werden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Die kurzfristige Rückkehr in die Marktstraße sei möglich geworden, weil die Baufirma die Pflasterflächen verfugt und die Absperrungen abgebaut habe, so Hess am Donnerstag. „Wann genau die Firma die Pflasterarbeiten in der Marktstraße fortsetzt, hängt von der Witterung ab, frühestens ab März“, sagt Hess.