Neu verfugen, neu verlegen, einen barrierefreien Streifen einlegen – das sind die drei Wahlmöglichkeiten, vor denen nun der Gemeinderat steht. Er entscheidet demnächst, was mit den Pflastersteinen auf der Marktstraße und dem Latscheplatz geschieht.

Sie reißen, sie lockern sich, sie senken sich, sie erweisen sich als brüchig oder sie fehlen gar ganz. Überdies gibt es auf dem Altstadtpflaster keine Barrierefreiheit – für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren oder Handicaps. Gleiches gilt für Sehbehinderte oder Blinde.

Das Markdorfer Straßenpflaster, wie hier vor der Pfarrkirche, ist vielerorts kaputt. Wer hier mit dem Rollstuhl unterwegs ist, hat große ...
Das Markdorfer Straßenpflaster, wie hier vor der Pfarrkirche, ist vielerorts kaputt. Wer hier mit dem Rollstuhl unterwegs ist, hat große Probleme. | Bild: Jörg Büsche

Sanierung auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern

Ins Auge fasst die Stadt die Pflastersanierung auf der Fläche von rund 1200 Quadratmetern trotz der derzeit schwierigen Haushaltssituation, weil für die Maßnahme Geld aus Berlin in Aussicht stehen. Markdorf hat eine Förderzusage bekommen aus dem Förderprogramm ‚Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren‘ (ZIZ). Mit dem will das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen den Kommunen entgegengekommen und deren Zentren zu neuer Attraktivität, zu mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität verhelfen.

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Auf dem Weg dorthin ist das Ausbessern des lädierten Altstadtpflasters indes nur ein Schritt. Ein Schritt, der als bauliche Maßnahme zu betrachten ist, so erinnerte Bürgermeister Georg Riedmann die Gemeinderäte. Von der aus Berlin zugesagten Fördersumme von rund 1,5 Millionen Euro dürfen nur 30 Prozent für Sanierungen oder Neubauten ausgegeben werden.

Wahl zwischen drei Varianten

Stadtplaner und Landschaftsarchitekt Helmut Hornstein legte den Räten Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten dar. Er berichtete, dass die in Markdorf zu beobachtenden Schäden durchaus kein lokales Problem sei. Bundesweit beklagten sich Kommunen über schadhaftes Porphyr-Pflaster. Der rötliche Stein sei wenig frostbeständig. Auch halte er einer hohem Verkehrsbelastung kaum stand.

Was zu tun ist? „Es gibt die Möglichkeit, sämtliche Fugen auszubauen – ebenso alle beschädigten Steine auszutauschen – und anschließend die gesamte Pflasterfläche komplett neu zu verfugen“, skizzierte Hornstein Variante A. Variante B besteht im vollständigen Rückbau des Pflaster smit anschließender Neupflasterung – mit anderem Material und gegebenenfalls auch mit anderen Steinformaten.

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Stadtplaner führt die Kosten auf

Schließlich gibt es noch Variante C: Die Fugen werden saniert und ins Pflaster ein barrierefreier Korridor aus anderen Steinen gelegt. Der Stadtplaner nannte auch die Preise. Neu verfugen kostet 190.000 Euro, neu verlegen 620.000 Euro beziehungsweise 550.000 Euro, wenn Betonsteine gewählt werden. Und für die Mischlösung mit barrierefreiem Streifen müssten 310.000 Euro bezahlt werden.

Ebenfalls zur Diskussion steht der Rathausplatz. Der könnte stärker als bisher als „eigenständiger Platz“ gestaltet werden, heißt es in der Beratungsunterlage. Denkbar wäre eine neue abgetreppte Kirchenmauer – außerdem eine Verschiebung des Rasthausplatzbrunnens.

Der Gemeinderat denkt über eine Verschiebung des Rathausbrunnens in Richtung Marktstraße nach.
Der Gemeinderat denkt über eine Verschiebung des Rathausbrunnens in Richtung Marktstraße nach. | Bild: Jörg Büsche

Augenmerk auf Barrierefreiheit

Bürgermeister Georg Riedmann hatte bereits eingangs erwähnt, dass noch keine Beschlüsse zu fassen sind. Erörtert wurden die drei Varianten dennoch – als Einstieg in die weitere Diskussion. Kerstin Mock, Vorsitzende der CDU-Fraktion, erachtete die Barrierefreiheit als wichtiges Argument und plädierte deshalb für die Variante mit dem Korridor. „Wer garantiert uns denn, dass die Steine nach einer kompletten Neupflasterung halten“; gab sie zu bedenken. Auf Barrierefreiheit legte auch Uwe Achilles, Fraktionschef der SPD, großen Wert.

Für CDU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Mock spielt Barrierefreiheit eine wichtige Rolle.
Für CDU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Mock spielt Barrierefreiheit eine wichtige Rolle. | Bild: Jörg Büsche

„Die Variante C – also den barrierefreien Pflasterstreifen können wir später immer noch nachschieben“, erklärte Rolf Haas (FDP). Vor dem Hintergrund der angespannten Kassenlage hielt er die günstigste Lösung, die Neuverfugung, für angeraten.

Einige Stadträte plädieren für die C-Variante

Noch viel höhere Kosten sieht Dietmar Bitzenhofer auf die Stadt zukommen. Machen Marktstraße und Latscheplatz doch nur ein Achtel des Markdorfer Innenstadtpflasters aus. „Andere Flächen sind auch marode, auch die sollten neu verfugt und saniert werden“, so der Fraktionschef der Freien Wähler. Über die C-Variante ließe sich aus seiner Sicht aber reden. Susanne Sträßle gab den demografischen Wandel zu bedenken. „Wir leben in einer alternden Gesellschaft“, sagte die CDU-Stadträtin. Deshalb appellierte sie für Barrierefreiheit.

Neu verfugt werden muss auch das Pflaster im unteren Teil der Marktstraße.
Neu verfugt werden muss auch das Pflaster im unteren Teil der Marktstraße. | Bild: Jörg Büsche

Joachim Mutschler, Fraktionschef der Umweltgruppe, begrüßte die Absicht, die Marktstraße aufzuwerten. Er erkundigte sich, ob bei der günstigeren Variante A, bei der lediglich neue Fugen eingebracht werden, nicht ebenfalls Barrierefreiheit zu erreichen sei. Ihm antwortete Bürgermeister Riedmann: „Dafür bräuchte es einen geschliffenen Belag“, den die Markdorfer Porphyr-Pflastersteine nicht aufweisen. Für Variante C soll Architekt Helmut Hornstein nun Planungsentwürfe liefern, die der Gemeinderat dann beschließen kann.