„Narri!“ Der Innenhof füllt sich. Nun hat sich auch Birgit Beck eingefunden. „Narro!“, tönt es der Zunftmeisterin der Historischen Narrenzunft Markdorf entgegen. Sie ist eine der letzten, die sich beim Druckhaus Zanker einstellen, um ein druckfrisches Exemplar des Ochsenbachkurierles in Empfang zu nehmen. In dieser Fasnet haben die Markdorfer Narren Grund, dies besonders zu feiern. Denn ihr gedrucktes Organ, der Ochsenbach-Kurier, ist nun zum 66. Mal erschienen.
Aber die närrische Jubiläumsausgabe musste sich wiederum im Umfang beschränken. So wie bereits im vergangenen Jahr, als das Blatt auf wenige Seiten abgespeckt dem Amtsblatt beigelegt in die Markdorfer Haushalte kam. „Der übliche Haus-zu-Haus-Verkauf war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich“, erklärt Rainer Zanker, Mitglied der historischen Narrenzunft und Chef und Inhaber des gleichnamigen Markdorfer Druckhauses. Seine Familie druckt das Markdorfer Narrenblatt seit es besteht. Erstmals erwähnt wird die Narrenzeitung übrigens 1893. Den Namen Ochsenbachkurier trägt sie aber erst seit 2007.

Schmal, aber extra-groß und ganz in Farbe
Schmäler als in Vor-Corona-Zeiten fällt auch die aktuelle Ausgabe aus. Darum nennt sie sich auch erneut Ochsenbachkurierle. Statt der üblichen 64 Seiten sind es lediglich 16. Immerhin sind es 16, weshalb das Blatt ganz genau auch Ochsenbachkurierle XXL heißt, weil es doch umfangreicher geworden ist als im vergangenen Jahr. Und die 16 Seiten sind erstmals allesamt ganz in Farbe. „Sieht toll aus“, findet Birgit Beck, die Zunftmeisterin der Historischen Narrenzunft, als sie das Papier endlich in der Hand hält.

„Zu Gesicht bekomme nur ich die Ausgabe, was ich schon als Privileg empfinde“, sagt wiederum Zanker. Selbst das Zunftpräsidium weiß vor dem offiziellen Erscheinungsdatum nicht, was drin steht im Ochensenbachkurier.

Narrenblatt mit ausgeprägtem Schmunzelfaktor
Annika Rössler kennt den Inhalt trotzdem. Denn sie ist die Chefredakteurin des Narrenblatts und das seit sieben Jahren, seitdem sie diese Aufgabe von Cornelia Rick übernommen hat. „Ich bin froh, dass dass Ochsenbachkurierle in diesem Jahr wieder etwas umfangreicher ausfallen durfte als 2021“, erklärt sie. Diese Üppigkeit sei auch der Mithilfe von außen zu verdanken. Nach einem öffentlichen Aufruf, doch der Redaktion mitzuteilen, was besonders oder was witzig war, seien etliche Hinweise eingetrudelt – per Mail, per Telefon. Sodass das diesjährige Narrenblatt, wenngleich noch immer nicht in altem Umfang, inhaltlich einiges mit erheblichem Schmunzelfaktor zu bieten hat.
Wie Cornelia Rick zum Ochsenbachkurier kam
„Zum Ochsenbachkurier bin ich durch Zufall gekommen. Bei einem Fasnetsball habe ich neben Herta Köhler gesessen. Die war damals die Chefredakteurin des Ochsenbachkuriers. Sie hat erzählt, dass sie Mitarbeiter sucht. Da habe ich die Chance genutzt. Begeisterte Leserin des Ochsenbach-Kuriers bin ich schließlich schon von Jugend an, seit der fünften Klasse, seitdem ich den Humor verstanden habe“, erzählt die langjährige Textchefin Cornelia Rick.

Ochsenbachkurierle-Medaillen für treue Mitarbeiter
Zunftmeisterin Beck nutzte die, wie sie ausdrücklich betonte, coronakonforme Zusammenkunft im Zankerschen Hof, um Medaillen zu verleihen. „Ochsenbachkurierle“ in Bronze und in Silber: für zehn Jahre und für 20 Jahre Zuarbeit fürs Narrenblatt. Geehrt wurden unter anderem Petra Klökler, die seit einem Jahrzehnt den Verkauf des Narrenblatts organisiert. Geehrt wurden auch Nicola Benz, Cornelia Rick und Hardy Frick, die schon seit zwei Jahrzehnten Beiträge für den Ochensbachkurier beziehungsweise das Ochensbachkurierle liefern.
Zu den Geehrten gehört aber nicht zuletzt auch Chefredakteurin Annika Rössler. „Steht das auch schon im Kurierle?“, erkundigt sich Vize-Zunftmeister Dietmar Bitzenhofer. „Natürlich nicht“, antwortet ihm Rössler lachend: „Im Ochsenbachkurierle stehen nur die wirklich wichtigen Sachen.“ Dort werden zum Beispiel die Hintergründe geliefert zur Frage, warum Bürgermeister Georg Riedmann beim Erdbeeren-Ernten Anzug trägt. Eine von ihren Lieblingsgeschichten, wie Rössler schmunzelnd erzählt.