Die Maske unterstreicht es: Weil sie nur die Augen zeigt, wird deren Strahlen zusätzlich betont. Doch ist auch an Klaus Wosnitzkas Stimme zu hören, wie begeistert er ist. „Ich freue mich riesig, dass die Stadtgalerie wieder ihre Tür öffnet.“ Den letzten harten Lockdown, das damit verbundene Schließen von Museen, aber auch von Konzertsälen, hat der Markdorfer Kunstfreund „als kleine Katastrophe“ empfunden.
Trotz allem Verständnis für die Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung: „Das kulturelle Erlebnis habe ich sehr vermisst.“ Für ihn hat die erzwungene Kunstabstinenz eine ganz erhebliche Einbuße an Lebensqualität bedeutet. Einen Verlust, der sich kaum durch Online-Angebote auffangen ließ. Wenngleich der von Wolfgang Kreder fürs Internet gefilmte Rundgang durch die Ausstellung einige Anerkennung erfahren hat.

Oftmals angeklickt wurde auch die Einführungsrede von Wolfgang Neumann zu den Arbeiten der zehn Künstler – allesamt Absolventen der Klasse von Cordula Gudemann, Professorin fur Malerei und Zeichnen an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Kunste (ABK). Die Laudatio ist auf einer Video-Plattform zu sehen.
Endlich wieder offen – ohne Testung
„Vor acht Tagen hat es noch anders ausgesehen“, erklärt Heide Staiger vom Vorstand des Markdorfer Kunstvereins. Sie ist am vergangenen Freitagabend in die aktuelle Ausstellung gekommen. Die Arbeiten von zehn überwiegend sehr jungen Künstlern hängen und stehen zwar schon seit dem 30. April. Sie waren jedoch bislang nur im Internet zu betrachten.
Auf dem Video eines virtuellen Rundgangs durch die drei Geschosse der Stadtgalerie konnte man bislang die Schau „besuchen“. Seit Freitag indes darf der Kunstverein auch wieder Besucher einlassen. „Und das ohne Voranmeldung und auch ohne vorherige Testung“, erklärt Heide Staiger.
Bis zu 20 Gäste dürfen in die Stadtgalerie. Damit seien die Hürden recht weit gesenkt. „Für uns ist das ein großes Glück“, betont sie. „Würde eine Testpflicht bestehen“, so vermutet sie, „würde das doch viele vom Besuch abschrecken“.
Dank der derzeit niedrigen Inzidenzwerte stehe dem Kunstgenuss nun kaum noch etwas im Weg. Zwei weitere Einschränkungen gibt es aber doch: Beim Rundgang durch die Galerie herrscht Maskenpflicht und die Öffnungszeiten sind reduziert. „Natürlich gelten auch bei uns die besonderen Hygienevorschriften“, ergänzt Heide Staiger.
Sehnsucht nach Bildern und Begegnung
Aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis höre sie, wie sehr sich viele nach offenen Ausstellungen gesehnt haben. Laut Josef Bartosz sind es aber nicht allein die ausgestellten Werke, auf die er sich gefreut hat. „Es ist auch das Gespräch, der Austausch mit anderen Kunstfreunden.“ Bartosz engagiert sich als freiwillige Aufsichtskraft in der Stadtgalerie. „Da hat man Zeit, die Bilder intensiv zu betrachten.“

Und manches sehe er beim dritten, vierten Hinschauen ganz anders als beim allerersten Blick. Für ihn sei das eine wichtige Erfahrung, die er nun wieder haben darf. Freuen auf den direkten Kunstgenuss, ungefiltert und nicht per Bildschirm, dürfen sich nun wieder die Ausstellungsbesucher.
Gefreut haben sich auch die jungen Künstler, darüber, „dass wir ihnen eine Plattform geboten haben“, erklärt Heide Staiger. Denn zur Kunst gehört das Publikum nun einmal dazu. Um zu wirken, brauche sie Betrachter. Sonst ist die ganze Arbeit umsonst.